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Wildtier-Experte warnt

Rindenmulch ist für Wildbienen und Kleintiere ein Desaster

Rindenmulch im Garten
Rindenmulch im Garten ist nicht so sinnvoll, wie viele Hobbygärtner denken. Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

24.02.2021, 17:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele Hobbygärtner nutzen Rindenmulch, um die Beete abzudecken. Allerdings schafft das Material gleichzeitig neue Probleme für die Umwelt. Ein Wildtier-Experte erklärt gegenüber myHOMEBOOK, warum der Rindenbelag nichts im Beet zu suchen hat und wie er sich auf die Tierwelt auswirkt.

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Unkraut zupfen – nichts nervt viele Hobbygärtner mehr als diese unbeliebte Gartenarbeit. Warum nicht einfach eine Schicht Rindenmulch über die kahlen Stellen im Beet verteilen – und fertig? Da wächst dann kein Kraut mehr. Die Erde wird vor Erosion geschützt. Und kahle Stellen verschwinden einfach unter den braunen, gehäckselten Rinden. Wer das Gartenbeet umgraben oder harken will, muss den Rindenmulch zuerst wieder aufsammeln. Das ist mühsam – aber machbar. Was sich jedoch kaum zurückdrehen lässt, ist die verschlechterte Bodenqualität. Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung erklärt: „Rindenmulch hat den Nachteil, dass es viele biologische Prozesse unterbindet, die natürlicherweise auf der Bodenoberfläche ablaufen.“

Die Auswirkungen von Rindenmulch auf den Garten

Was viele nicht bedenken: Die Mulchschicht verändert das Mikroklima am Boden. Und das hat negative Auswirkungen auf Kleintiere, die unmittelbar auf oder unter der Bodenoberfläche leben. Schmid-Egger setzt sich besonders für den Schutz von Wildbienen ein. Diese bestäubenden Insekten sind besonders vom Artensterben bedroht.

Der Wildbienen-Experte sagt: „Etwa zwei Drittel der 590 deutschen Wildbienen nisten zum Beispiel im Boden, in dem sie dort ihr Nest graben. Sie benötigen dabei offene Bodenflächen oder zumindest Boden, der nur von einer schütteren Vegetation bedeckt ist. Bei Rindenmulch erreichen sie den Boden gar nicht und können die Fläche überhaupt nicht nutzen.“

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Was ist die Alternative für Rindenmulch?

Für Christian Schmid-Egger keine Frage: „Die Alternative ist kein Rindenmulch!“ Bedeutet dann aber auch, dass ab und an mal Unkraut gezupft und zur Hacke gegriffen werden muss. „Wer ganz mutig ist, kann die Unkräuter stellenweise auch einfach tolerieren oder erst entfernen, wenn sie verblüht sind“, erklärt Schmid-Egger. Tipp vom Wildbienen-Experten: Wildkräuter am besten vor der Samenreife zupfen! Warum? Viele „Unkräuter“ sind wichtige Nahrungspflanzen für Wildbienen und zahlreiche andere blütenbesuchende Insekten.

Für einen weichen Weg durch den Garten ist Rindenmulch womöglich geeignet. Für die Lücken im Beet gibt es eine weitere Alternative: einfach viele Pflanzen setzen. Und zwar so, dass über das ganze Jahr hindurch irgendwo im Garten etwas blüht. Nektar und Früchte bieten Kleintieren und Insekten dann ausreichend Futter. Schmid-Egger empfiehlt eine möglichst artenreiche Blühvegetation im Garten zu schaffen, die aus einheimischen Pflanzen und keinen Zuchtformen besteht. „Zuchtformen beispielsweise von Rosen oder Dahlien mit gefüllten Blütenköpfchen bieten keinen Nektar.“

Tipp: Lücken im Garten lassen sich besonders gut im Winter ausmachen. Dann kann man das pflanzen, was in der kalten Jahreszeit im Fachhandel oder Gartencenter gerade angeboten wird.

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Rindenmulch kann giftiges Cadmium enthalten

Überall im Boden und im Gestein findet sich Schwermetalle wie zum Beispiel Cadmium. Das ist bis zu einer gewissen Konzentration sogar natürlich. Problem: Die Böden in den Wäldern versauern. Die Säure schwemmt das Cadmium aus, das sich über Baumwurzeln in der Rinde anlagert. Das NDR-Verbrauchermagazin „Markt“ ließ vor einigen Jahren neun Rindenmulch-Proben verschiedener Anbieter auf den Schadstoff-Gehalt untersuchen. Ergebnis: Einige lagen knapp am Grenzwert von 1,5 Milligramm Cadmium pro Kilogramm, andere darunter.

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Wer mulchen will, sollte auf Gütezeichen achten

Die Verbraucherschützer vom NDR stellten zudem deutliche Qualitätsunterschiede unter den Rindenmulch-Proben fest. Im Idealfall besteht Rindenmulch aus zerkleinerten Baumrinden – muss er aber nicht. Weil es keine Regelung gibt, kann der Mulch auch aus anderen organischen, pflanzlichen Materialien bestehen. In einer Probe fanden die Experten auch Holzsplitter aus einer Schreinerwerkstatt. Manch anderer Rindenmulch müffelte, war verfault oder sehr feucht. Tipp: Wer Rindenmulch mit dem Gütezeichen RAL kauft, hat tatsächlich Rinde im Sack.

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Mulchmäher häckseln die Artenvielfalt

Nicht nur Wildbienen, auch viele andere Kleintieren leiden unter Mulch-Maschinen. Mäh- und Mulchroboter machen im Garten nicht oder nur unzureichend Halt vor Igel, Frosch und Schmetterling. In Parks, am Wegesrand oder in der Landwirtschaft kommen zudem große Mulchmäher zum Einsatz. Oftmals mit fatalen Folgen für die Artenvielfalt. Friedrich Buer vom „Verein für Artenschutz und Landschaftspflege in Bayern“ erklärt, dass Mulchen erstmal harmlos klingt.

„Tatsächlich wird dabei alles frikassiert, was nicht fliehen kann und was die „Ordnung“ stört. Unzählige Kleintiere, Eidechsen, Vogelnester, junge Bäume, Plastiktüten, Dosen, Flaschen, ja selbst Grenzsteine und Betonröhren müssen dran glauben“, so Buer. Was hinzukommt: Blühpflanzen, auf die Insekten angewiesen sind, werden durch das Mulchen verdrängt.

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