Der Wohnraum in deutschen Großstädten wird immer knapper — auch für Bienen. Grund: Imkern ist nach wie vor im Trend, die Bienendichte innerhalb vieler Städte allerdings zu hoch. Als Folge drohen den Insekten Nahrungsmangel und Krankheiten. Vor allem aber haben viele Hobby-Imker wenig Ahnung. Experten fordern deshalb einen Qualitätsnachweis.
Der Hype hält an: Imker-Vereine verzeichnen regen Zulauf, in Parks, auf Dächer oder Balkone wächst die Anzahl an Bienenstöcken. Viele Menschen wollen etwas gegen das Bienensterben tun und entdecken ein neues, vermeintlich nachhaltiges Hobby für sich: Das Imkern. Für den Umgang mit einem komplexen Bienenvolk braucht man allerdings einiges an Vorwissen – und daran fehlt es vielen Hobby-Imkern.
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Unkontrollierte Vermehrung
Ein Problem ist die rasche Vermehrung der Tiere. Denn auch in einem Bienen-Staat kann die Bevölkerungszahl explodieren. Schnell werden dann mal aus 6000 Bienen bis zu 60 000 Tiere. Hobby-Imker, die das nicht wissen, sind schnell überfordert, verlieren die Geduld oder bekommen Panik. Nimmt die Anzahl der Tiere zu, schmälert das zudem das Nahrungsangebot. Als Folge: Stress und Raubzüge bei konkurrierenden Bienenvölkern.
Zu wenige Tierärzte
Die komplexen und hochsensiblen Insekten brauchen viel Pflege. Gerade, wenn das Bienenvolk rasant wächst, haben Krankheitserreger leichtes Spiel. Ein Problem, das vor allem in Ballungsräumen auftritt, wo die Bienendichte infolge des anhaltenden Hypes besonders dicht ist: Es gibt zu wenig Tierärzte, die sich mit Bienen richtig auskennen und Krankheiten richtig bekämpfen können.

Experten fordern Qualifikationsnachweis
Doch wie beugt ein Hobby-Imker Krankheiten im Stock richtig vor? Wie umgehen mit einem großen Volk? Schon diese beiden Fragen zeigen, dass man beim Imkern viel falsch machen kann – mit teils verheerenden Folgen für die Tiere. Bienen-Experten von „Deutschland summt“ oder dem Berliner Imker-Verband fordern daher zum Schutz der Tiere, dass Hobby-Imker einen verpflichtenden Imkerei-Schein vorweisen müssen ähnlich einem Angler-Schein für Hobby-Angler.
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Solch eine Bescheinigung kann dann ausgestellt werden, wenn ein zukünftiger Hobby-Imker erfolgreich einen entsprechenden Imker-Kurs absolviert hat. Der Deutsche Imkerbund sieht das zwar ähnlich, setzt aber noch auf die Freiwilligkeit in der Weiterbildung der Bienen-Züchter. Stattdessen sollte es mehr Imker-Kurse geben, denn für alle Interessenten gebe es jetzt schon nicht genug Plätze.
Übrigens: Wer was für den Bienen-Schutz unternehmen möchte, kann dies mithilfe geeigneter Pflanzen in Blumenkästen und im Garten tun. Davon profitieren vor allem Wildbienen.