28. August 2019, 12:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein paar Kräuter aus Frankreich, ein italienisches Olivenbäumchen oder spanischer Oleander – wer kann schon ahnen, sich mit dem Urlaubsmitbringsel ein Killer-Bakterium ins Haus zu holen? Doch gerade davor warnen Behörden!
Bäume vertrocknen, Blätter fallen ab – das kann von zu viel Sonne und Trockenheit kommen – oder vom Feuerbakterium Xylella fastidiosa. Der ursprünglich in Nord- und Süd-Amerika beheimatete Krankheitserreger breitet sich in den letzten Jahren weltweit aus. In Europa tauchte Xylella erstmals in Apulien (Italien) auf. 2013 wurden dort erste Krankheitsfälle an Olivenbäumen festgestellt. Bald darauf waren ganze Landstriche befallen.
Doch auch andere südeuropäische Länder sind von Xylella gebeutelt. „Derzeit gibt es in Europa bekannte Befallsherde in Korsika, Mallorca, Ibiza und Menorca, dem spanischen Festland, Südfrankreich sowie Portugal“, sagt Dr. Gerlinde Nachtigall vom Julius-Kühn-Institut (JKI). In Deutschland machte das Killer-Bakterium 2016 bislang einmal in einer Baumschule in Sachsen Station, konnte aber erfolgreich ausgerottet werden.
Das Bakterium befällt über 300 Pflanzen-Arten
Für Menschen stellt Xylella keine Gesundheitsgefahr dar. Die Schäden, die das Bakterium in der Natur anrichtet, sind hingegen immens – nicht nur aus ökologischer Sicht. In den betroffenen Regionen kann ein Ausbruch eine Tragödie sein, befällt das Bakterium doch viele Kulturpflanzen, von denen die Menschen auch finanziell leben. „Neben Oliven unter anderem auch viele Zierpflanzen und verschiedene Waldbäume oder Weinreben“, so Nachtigall. Sie bestätigt, dass Xylella fastidiosa zu den gefährlichsten bakteriellen Schadorganismen weltweit zählt.
Auch Professor Joachim Vietinghoff, Leiter des Pflanzenschutzdienstes Rostock, warnt vor dem Bakterium: „Xylella fastidiosa kann mehr als 300 Wirtspflanzenarten befallen.“ Und das sind nicht nur Bäume oder Sträucher, sondern beispielsweise auch frische Kräuter. Entwarnung gibt es nur für getrocknete Kräuter. Bakterien brauchen Feuchtigkeit zum Überleben.
Befall mit Xylella ist schwer zu erkennen
Das Problem: Wer eine Pflanze aus dem Urlaub mitbringt, sieht ihr meist nicht an, ob sie vom Krankheitserreger befallen ist. Typisch ist, dass durch Xylella-Befall erkrankte Pflanzen Vergilbungen oder bronzeartige Verfärbungen der Blätter zeigen, die zum Teil scharf von einem gelben Hof abgegrenzt sind. Außerdem vertrocknen Blätter und Zweige. Die Blätter fallen ab und die Pflanzen können absterben. In der Regel zeigen zu Beginn einzelne Zweige die Symptome, später dann alle Zweige, wie das JKI erklärt.
Was das Ganze kompliziert macht: Diese Symptome könnten auch durch Wasserstress, Salzschäden, Sonnenbrand oder Nährstoffmangel hervorgerufen werden. Auch zeigen nicht alle befallenen Wirtspflanzen auch Krankheitssymptome. Für den Laien ist ein Krankheitsbefall daher schwer oder gar nicht zu erkennen.
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Wie wird Xylella fastidiosa übertragen?
Erwiesen ist, dass Wiesenschaumzikaden den Krankheitserreger übertragen können, indem sie an den Pflanzen saugen. Trägt das saugende Insekt das Bakterium in sich, besiedelt dieses dann die Leitbahnen der Pflanze und bildet Schleimschichten. „Die Pflanzen können sich dann nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgen“, so Vietinghoff. Ob neben Zikaden noch weitere Insekten als Krankheitsüberträger infrage kommen, wird derzeit noch untersucht.
Kann man Xylella bekämpfen?
Nein, und das ist das gefährliche daran. Der Krankheitserreger Xylella fastidiosa kann nicht mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. „Bekämpft werden können nur die Insekten, also die Zikaden, die das Bakterium übertragen“, erklärt Nachtigall vom JKI. „Bisher ist in Italien eine Zikadenart, die Wiesenschaumzikade, als Überträger von Bedeutung. Diese Art kommt in Deutschland auch vor.“
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Was kann ich tun, damit sich Xylella fastidiosa nicht weiter ausbreitet?
Nachtigall: „Insgesamt ist es ratsam, möglichst keine Pflanzen als Mitbringsel aus dem Urlaub nach Deutschland mitzunehmen.“ Und wenn doch, dann sollten sie nachweislich gesund sein. „Pflanzen aus Drittländern oder aus Befallsgebieten in der EU sollten auf jeden Fall mit einem Pflanzengesundheitszeugnis bzw. einem Pflanzenpass versehen sein, der nachweist, dass die Pflanzen befallsfrei sind.“
Und auch Vietinghoff mahnt: „Wenn Sie aus dem Urlaub Pflanzen aus anderen europäischen Ländern mitbringen wollen, können wir Sie nur sehr bitten, dass Sie diese in zugelassenen Baumschulen kaufen und darauf achten, dass ein Pflanzenpass vorliegt.“
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Und wenn sich Xylella schon ausbreitet?
Dann wird es ziemlich ungemütlich. „Sind auch nur Einzelpflanzen nachweislich infiziert, müssen im Umkreis von 100 Metern alle bekannten und verdächtigen Wirtspflanzen ausnahmslos vernichtet werden“, erklärt Vietinghoff.
Was folgt, ist Quarantäne in gigantischem Ausmaß. „Es wird außerdem eine Pufferzone von zehn Kilometern eingerichtet, in der regelmäßig amtliche Überwachungsmaßnahmen durchzuführen sind. Zahlreiche Pflanzenschutzmaßnahmen folgen anschließend, um einer weiteren Verbreitung vorzubeugen.“