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Ökobilanz

Echter Weihnachtsbaum oder Plastiktanne – was ist besser für die Umwelt?

Alle Jahre wieder: Ein Weihnachtsbaum aus Kunststoff kann immer wieder verwendet werden
Alle Jahre wieder: Ein Weihnachtsbaum aus Kunststoff kann immer wieder verwendet werden Foto: Getty Images
Christian Glass
Franka Kruse-Gering
Christian Glass,

18.12.2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Was für ein Weihnachtsbaum darf es in diesem Jahr sein? Eine echte Tanne, Kunststoff, Bio oder mit Wurzeln im Topf? Welche Variante ist am nachhaltigsten? Die Auswahl ist groß, geht es darum, den passenden Baum für die Weihnachtszeit zu finden. Die Optik ist dabei immer Geschmackssache. Welcher der Bäume am umweltfreundlichsten ist, allerdings nicht. Deswegen klärt myHOMEBOOK darüber im folgenden Artikel auf.

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Für viele ist ein Weihnachten ohne Baum nicht vorstellbar. Nach einer repräsentativen Umfrage von myHOMEBOOK von 2021 ist der echte Weihnachtsbaum nach wie vor am beliebtesten. Er duftet herrlich und sieht toll aus. Allerdings muss man einen echten Baum am Ende der Weihnachtszeit entsorgen. Nachhaltig ist das nicht gerade. Anders sieht es bei Weihnachtsbäumen aus Kunststoff aus. Diese kann man auch im nächsten Jahr verwenden. Doch wie nachhaltig ist ein künstlicher Weihnachtsbaum aus Plastik wirklich?

Viele Weihnachtsbäume sind mit Insektiziden belastet

Die meisten hier verkauften Christbäume stammen aus deutschen Monokulturen. Diese Anbauflächen sind alles andere als natürlich – Pflanzen aus Monoanbau sind anfälliger für Schädlinge. Also werden viele Insektenvernichtungsmittel und Pflanzenschutzmittel gespritzt, und das über lange Zeit. Gefällt wird ein Tannenbaum durchschnittlich erst nach sieben Jahren. Das schützt sie zwar vor vielen Schädlingen und lässt die Bäume gleichmäßig wachsen. Gleichzeitig tötet der Einsatz der Giftstoffe aber auch die Nützlinge unter den Insekten und lässt die Böden leiden. Zudem droht die Gefahr, sich Reste der Giftstoffe in die eigenen vier Wände zu holen.

Passend dazu: Worauf es beim Weihnachtsbaum-Kauf ankommt

Was spricht für einen künstlichen Weihnachtsbaum, was dagegen?

Einen künstlichen Tannenbaum muss man in der Regel nur einmal kaufen und er hält dann mehrere Jahre. Bedeutet: weniger Kosten und weniger Aufwand, nicht zuletzt, weil solch ein Baum nicht nadelt. Zudem kommen Allergiker und Insektenphobiker mit einer Kunst-Tanne besser klar. Der Baum braucht kaum Pflege, zudem muss man ihn nicht wässern. TÜV-geprüfte Kunsttannen sind zudem schwer brennbar.

Doch wie umweltfreundlich ist ein Baum aus Kunststoff? Grundsätzlich ist Plastik schlecht für die Natur. Denn das beim künstlichen Weihnachtsbaum enthaltene PVC oder Polyethylen wird nicht biologisch abgebaut. Dennoch kann sich auch ein Kunstbaum lohnen, wenn er lange zum Einsatz kommt. Nach Berechnungen des Ellipsos-Instituts in Montreal (Kanada) müsste er mindestens 16 bis 17 Jahre genutzt werden, damit die Ökobilanz der eines Naturbaums entspricht.

Der durchschnittliche Baum aus Plastik kommt aus Asien und verursacht nach Angaben der kanadischen Wissenschaftler bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO₂). Dem stehen 3,1 Kilogramm CO₂ beim Naturbaum gegenüber. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das britische Unternehmen Carbon Trust.

Die Anbieter werben oft damit, dass ihre künstlichen Tannenbäume im Schnitt acht bis zehn Jahre aufgestellt werden können. Die Plastik-Variante landet also regelmäßig auf dem Müll, bevor ihr CO₂-Fußabdruck gegenüber dem eines natürlichen Baums ausgeglichen ist. Dazu kommt: Wenn man nicht gleich sehen soll, dass der Baum aus Kunststoff ist, muss man tief in die Tasche greifen. Kosten: 200 Euro aufwärts, so Rudolf Fenner von der Umweltorganisation Robin Wood.

Ökobilanz der echten Tanne

Der Klassiker

Am beliebtesten unter den Weihnachtsbäumen in Deutschland ist und bleibt die Nordmanntanne mit über 80 Prozent Marktanteil. Waldexperte Fenner kennt ihre Vorzüge: „Weil sie so schön grün und weich ist und nicht nadelt.“ Dahinter liegen Blaufichte, Rotfichte und andere Arten. „Der echte Weihnachtsbaum schlägt seine künstlichen Konkurrenten um Längen“, sagt Denny Ohnesorge, Geschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH). Die natürlich gewachsenen Bäume sind dem Verband natürlicher Weihnachtsbaum zufolge in der Regel klimaneutral. „Während des Wachstums verarbeiten sie klimaschädliches CO₂ aus der Atmosphäre. Bei der späteren Verwertung des Baumes wird aber weniger CO₂ freigesetzt, als vorher gespeichert wurde“, lautet die Argumentation. Nach dem Fest würden die Bäume meist kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt.

Wirklich klimafreundlich ist aber nur der Weihnachtsbaum, der aus der Region kommt und dessen Holz oder Holzspäne nach dem Fest für Möbel oder Baumaterial verwendet werden. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät beim Kauf zudem zu Fichten, Kiefern und Weißtannen aus Durchforstungsmaßnahmen oder von forstlichen Sonderstandorten wie unter Hochspannungstrassen. Denn diese in der Regel unbehandelten Bäume müssten ohnehin gefällt werden.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood weist darauf hin, dass die meisten der in Deutschland verkauften Christbäume aus Plantagen stammen, die gedüngt und mit Pestiziden gespritzt werden – mit entsprechender Belastung für Böden, Gewässer und Tiere. Eine unmittelbare Gefahr für den Nutzer durch Ausdünstungen in der Wohnung soll es einer Studie zufolge aber nicht geben.

Die Bio-Tanne

Wer nicht plant, seinen künstlichen Weihnachtsbaum ewig zu verwenden, sollte also zum Naturprodukt aus der Region greifen. Noch besser ist es mit Bio-Siegel. Was sich bei Lebensmitteln zügiger durchgesetzt habe, brauche bei den Weihnachtsbäumen länger, sagt Fenner. Etwa 0,7 Prozent der in Deutschland verkauften Bäume tragen nach Angaben des Experten von Robin Wood ein Bio- oder Öko-Siegel. „Noch muss man nach Anbietern suchen.“

Wer einen der Verkäufer mit Bio-Baum gefunden hat, den erwartet eine gute Nachricht: Teurer als herkömmliche Bäume sind sie nicht. Der Verband natürlicher Weihnachtsbaum erwartet bei Nordmanntannen einen Laufmeterpreis von etwa 20 bis 27 Euro. Fenner gibt für den gleichen Baum in der Bio-Variante 20 bis 26 Euro an. „Bio-Bäume müssten eigentlich teurer sein“, sagt er. Obwohl es durch den Mehraufwand gerechtfertigt wäre, traue sich aber kein Anbieter, mehr Geld zu nehmen als für einen konventionellen Baum. Das Umweltbundesamt empfiehlt folgende Siegel als vertrauenswürdig: Bio, Bioland, Naturland, Demeter- oder FSC. Entscheidend sei, dass keine Chemie eingesetzt werden darf – weder beim Düngen noch bei der Schädlingsbekämpfung, erklärt Fenner.

Der Baum mit Wurzel

Ginge es noch umweltfreundlicher? Ja, wenn der Baum das Weihnachtsfest überleben würde. Die Idee, statt eines gefällten Weihnachtsbaumes ein Exemplar mit Wurzeln zu kaufen, hört sich theoretisch nachhaltig und gut an. Das Problem: In der Praxis erleben viele Bäume kein zweites Fest mehr. Bäume, die erst kurz vor Weihnachten mit ihren Wurzeln aus dem Boden geholt und in einen Topf gepresst werden, würden zwar das anstehende Fest überleben, „aber kein zweites“, warnt Fenner. Anders verhält es sich seinen Angaben zufolge bei Weihnachtsbäumen, die von Anbeginn in einem Topf aufgezogen und über die Jahre mehrfach in größere Behälter umgetopft wurden.

Aber auch diese Bäume leiden nach Fenners Worten, weil sie im Dezember von Natur aus im Winterschlaf sind. „Und wenn sie in das warme Haus kommen, werden sie aus dem Winterschlaf geweckt und verlieren ihren Frostschutz“, warnt der Experte. Später könnten die Bäume nach zwei Wochen im warmen Wohnzimmer draußen leicht erfrieren. Eine Ausnahme: Der Baum samt Wurzeln wird in einer regionalen Baumschule, Gärtnerei oder Försterei gemietet und dorthin zurückgebracht. Eine 1,75 Meter hohe Nordmanntanne kostet dann aber etwa 80 bis 100 Euro Leihgebühr.

Interessenten sollten außerdem beachten, dass man große Bäume mit großen Wurzeln oft gießen muss, weil sonst schnell Trockenschäden entstehen. Zudem braucht ein 1,5 Meter hoher Weihnachtsbaum einen Topf, in dem etwa 50 Kilogramm Erde sind.

Wohin mit der Tanne nach Weihnachten?

Einen pestizidfreien Bio-Tannenbaum kann man nach dem Fest problemlos auf dem Kompost entsorgen. Dafür sollte man den Baum vorher vom Weihnachtsschmuck und Lametta befreien. Verzichten kann man auch auf Lack- und Glitzersprays, die Giftstoffe machen sich nicht gut im Komposthaufen. Ansonsten bieten die meisten Kommunen einen Abholservice an. Dafür sollte der abgeschmückte Tannenbaum am jeweiligen Tag vor der Haustür stehen.

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Wie wäre es mit einem DIY-Weihnachtsbaum?

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Wer seinen Weihnachtsbaum selbst baut, muss sich weder um die Entsorgung, noch um eine eventuelle Pestizidbelastung Sorgen machen. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob ein freistehender Baum oder eindimensional an der Wand, alles ist möglich. Das Gute ist, man kann ihn in jedem Jahr neu gestalten oder erweitern.

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