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Experten warnen

Giftige Ambrosia-Pflanze breitet sich weiter aus! Was Gartenbesitzer tun sollten

Wer Ambrosia entfernt, sollte sich gut schützen
Mit Schutzanzug, Handschuhen und Feinstaubmaske ausgerüstet beseitigt ein Forstwirt die aggressive Ambrosia-Pflanze Foto: picture alliance / ZB | Patrick Pleul
Christian Glass,

01.09.2023, 12:29 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die giftige Ambrosia-Pflanze wird zu einem echten Problem, da sie sich immer weiter ausbreitet. Auch in privaten Gärten kann sie vorkommen. Experten warnen vor den Auswirkungen der invasiven Pflanze. Sie kann lebensgefährliche Asthma-Anfälle auslösen und ist nicht nur für Allergiker eine Gefahr. Wie sollten Hobbygärtner reagieren, wenn Sie die Pflanze im eigenen Garten entdecken?

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Bei der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) – auch Beifußblättriges Traubenkraut genannt – handelt es sich um eine invasive Art, die sich zunehmend in Deutschland ausbreitet. Umweltexperten warnen wegen möglicher Allergien vor einer weiteren Ausbreitung der wärmeliebenden Ambrosia-Pflanze. „Sie wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem“, sagt Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden. Was steckt dahinter?

Wie verbreitet ist die Pflanze mittlerweile?

„Grundsätzlich ist von einer weiteren Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie auszugehen“, sagt Dr. Malaika Herbst vom Julius Kühn-Institut (JKI) auf myHOMEBOOK-Anfrage. Da die Pflanze nicht gesetzlich geregelt ist, werden in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Maßnahmen getroffen, zum Teil auch auf kommunaler Ebene. „Bayern und Baden-Württemberg führen Monitorings durch, Brandenburg hat als einziges Bundesland einen Ambrosiabeauftragten eingesetzt“, erklärt die Pflanzen-Expertin. Dabei werden auch immer wieder Tilgungen durchgeführt.

Welche Regionen sind besonders betroffen?

„Die Beifuß-Ambrosie tritt in ganz Deutschland auf“, erklärt Herbst. Besonders betroffen sind der Osten und Teile des Südens, insbesondere der Südwesten. Unter den folgenden Links bekommt man einen Eindruck davon, wie verbreitet Ambrosia in Deutschland bereits ist. Allerdings sind diese Karten leider nicht auf dem aktuellsten Stand. Laut dem JKI sind in den vergangenen Jahren auch größere Bestände in Niedersachsen festgestellt worden.

Wie gefährlich ist Ambrosia?

Die Ambrosia-Pflanze sei „ein Neubürger mit besonderer Gesundheitsgefahr“, urteilt das Julius-Kühn-Institut. „Auch Menschen, die sonst nicht allergisch auf Pollen reagieren, können eine Allergie entwickeln.“ Dabei reichten schon geringe Konzentrationen von fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um einen allergischen Anfall auszulösen.

Woher stammt die Pflanze?

Ambrosia stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde durch verunreinigte Agrarprodukte Mitte des 19. Jahrhunderts nach Frankreich und Deutschland eingeschleppt. Seitdem hat sie sich in ganz Europa ausgebreitet.

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Allergiker, aufgepasst

Pollenallergiker sind ohnehin vom Frühjahr bis zum Sommer geplagt. Durch die spät blühende Ambrosia verlängert sich die Leidenszeit noch zusätzlich. Sie blüht zwischen August und Oktober – wenn es ganz schlimm kommt, sogar bis in den November. Und sie blüht heftig: Eine Staude kann bis zu einer Milliarde Pollen freisetzen.

Welche Beschwerden können auftreten?

Die Pflanze löst bei vielen Menschen schwere allergische Reaktionen aus. Ein brennender und juckender Hautausschlag, verursacht schon bei kurzem Haut-Kontakt mit der Pflanze, gehört noch zu den kleineren Übeln. Achtung: Die Hautreizung tritt meist erst nach 20 Minuten auf. Da haben Unwissende schon einige Zeit mit der aggressiven Pflanze hantiert.

Weitere Reaktionen sind Bindehautentzündungen, Reizhusten, Kopfschmerzen und Heuschnupfen. Und die Folgen können lange andauern: Ist durch Ambrosia erstmal eine Allergie ausgelöst, bleibt sie bei vielen Menschen ein Leben lang bestehen. Werden die kleinen Ambrosia-Pollen eingeatmet, kann es zu einem lebensbedrohlichen Asthma-Anfall kommen.

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Wie erkennt man Ambrosia?

Im Juni wächst die Pflanze besonders stark. Die einjährige Pflanze kann dann bis zu zwei Meter hoch werden. Der erst grüne, später braune Stängel und die üppig verzweigten Blätter sind behaart. Die Blütezeit beginnt im Juli. Dabei ähneln die Blüten der Ambrosia, die auch „Breitblättriges Traubenkraut“ oder „Wilder Hanf“ genannt wird, denen der Cannabis-Pflanze. An der Ambrosia sind zudem beide Blütengeschlechter vertreten. Besonders charakteristisch sind dabei die männlichen Blüten: Sie haben schirmförmige Blütenköpfe, die Pollen sind gelb. Darunter befinden sich die weiblichen Blüten.

Ambrosia erkennt man an der charakteristischen Blütenform
An der charakteristischen Blütenform ist Ambrosia leicht zu erkennen Foto: picture alliance / blickwinkel/A. Hartl | A. Hartl

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Was sollte man bei Ambrosia im Garten tun?

Hobbygärtner sollten ihren Garten regelmäßig auf Befall kontrollieren. „Wer im Privatgarten einige Pflanzen entdeckt, sollte sie vor allem in der Blütezeit unter Verwendung von Schutzkleidung (Maske, Handschuhe) herausreißen, in eine Plastiktüte hüllen und diese im Hausmüll, nicht in der Biotonne, entsorgen“, erklärt Pflanzen-Expertin Herbst.

„In privaten Gärten findet man sie vor allem unter Vogelfutterplätzen“, erläutert das Julius-Kühn-Institut. Das liege daran, dass Vogelfutter mit Ambrosia-Samen verunreinigt sein kann. Achten Sie bei dessen Kauf auf Ambrosia-freie Produkte! Am besten kaufen Sie nur hochwertiges Futter im Fachhandel. Zusätzlich sollten Sie die Futterstellen im Auge behalten.

Wichtig: Im August entwickelt Ambrosia ihre Blüten und bildet die Samen aus. Blühen die Pflanzen, sollte man beim Entfernen aufgrund der Asthma-Gefahr unbedingt Augen- und Atemschutzmasken tragen. Bestenfalls kommt die Ambrosia erst gar nicht zur Samenreife, was gerade bei der Eindämmung auf landwirtschaftlichen Flächen wichtig ist. Denn die Samen der Beifuß-Ambrosie können für bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben.

Wie entsorgt man entfernte Ambrosia-Pflanzen?

„Um die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen, sind alle gefragt“, heißt es beim Internetauftritt des Umweltbundesamtes. Wer Ambrosia-Bestände sichtet, sollte dies dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt melden. Zudem gibt es auch eigene Ambrosia-Meldestellen. „Wer die Pflanze auf eigenem Grund und Boden antrifft, kann selbst aktiv werden“, erklärt die Behörde.

Die Pflanze sollte am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausgerissen werden. Eine blühende Ambrosia gehöre wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost, Biotonne oder Grünabfuhr, sondern, in einem Plastikbeutel verpackt, in den Restmüll.

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Weitere Erkenntnisse über Ambrosia

Vorsicht ist auch vor Ambrosia-Pflanzen geboten, die am Straßenrand wachsen. Forscher des Helmholtz-Zentrums München fanden in einer Studie heraus, dass Feinstaub und Autoabgase die Pflanze stressen, wodurch sich die biochemische Zusammensetzung der Pollen verändert. Und zwar zum Nachteil des Menschen: Die an sich schon hochallergene Wirkung der Ambrosia-Pollen wird durch Abgase noch aggressiver.

In einer weiteren Studie des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung werden noch mehr Zahlen genannt: Acht Millionen Menschen in Deutschland könnten an den Belastungen durch Ambrosia-Pollen erkranken – das wären etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung. Und es kommt noch schlimmer: Die Forscher beziffern die Kosten, die durch die Ausbreitung des neuen Allergens entstehen auf bis zu eine Milliarde Euro – pro Jahr.

mit Material der dpa

Themen: Gartenpflanzen Unkraut
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