
10. Juni 2025, 12:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Schon unsere Urgroßeltern haben gesagt, dass Asche ein wunderbares Hausmittel für viele Lebenslagen ist. So soll es auch einer Pflanze beim Heilen von Wunden helfen. Doch stimmt das? myHOMEBOOK hat mit Sebastian Mühlemann von der Baumschule Bauer gesprochen.
Bäume und Sträucher muss man gelegentlich beschneiden, sei es ein Verjüngungsschnitt oder ein Formschnitt. Doch was passiert mit den Wunden, die nach dem Schnitt bleiben und Tür und Tor für Krankheiten und Insekten öffnen? Es hält sich der Mythos, dass man die Wunden von Bäumen mit Asche behandeln soll. Was ist dran?
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Kann man Asche zum Pflegen von Wunden an Bäumen nach einem Schnitt verwenden?
Bei dem Thema, ob man Schnittwunden von Pflanzen mit Asche versorgen sollte, äußert sich Sebastian Mühlemann von der Baumschule Bauer skeptisch: „Nein, das ist nicht empfehlenswert. Wundverschlussmittel – egal ob Baumteer, Wachs, Asche oder andere Hausmittel – sind in der modernen Baumpflege weitgehend überholt.“
„Asche enthält zwar Kalium und andere Mineralien, aber auch Stoffe, die für Pflanzen schädlich sein können – insbesondere bei Grill- oder Zigarettenasche. Diese kann Schwermetalle, Rückstände von Anzündhilfen oder andere toxische Substanzen enthalten. Selbst reine Holzasche ist meiner Meinung nach kein geeignetes Mittel, um Schnittwunden an Pflanzen zu behandeln“, erklärt der Experte.
Durch die Verwendung von Asche zur Pflege von Wunden an Bäumen nach einem Schnitt kann die natürliche Wundreaktion gestört werden. Außerdem könnte man durch die Nutzung sogar das Infektionsrisiko der Pflanze erhöhen. Er betont außerdem, dass bei der Pflege nach einem Schnitt nicht die Versiegelung der Wunde entscheidend sei, sondern wie und wann man schneidet. Der Schnittzeitpunkt und die Schnittführung würden eine wichtige Rolle spielen.

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Bäume heilen nicht, wie lange angenommen, wie Menschen, erklärt der Experte: „Sie überwallen Wunden, indem sie neues Gewebe um die Schnittstelle herum bilden. Dabei spielt das Kambium, eine dünne Zellschicht direkt unter der Rinde, die zentrale Rolle. Diese Schicht ist in der Lage, neue Zellen zu bilden – aber nur, wenn der Schnitt fachgerecht erfolgt. Durch die Bildung neuer Zellen wird sogleich auch das Gewebe vor Infektionen abgeschottet. Je nach Schnittgröße kann dieses Überwallen lange dauern, dies muss beim Schnitt berücksichtigt werden“, erläutert Mühlemann. Wundschutzmittel zu verwenden, sei in den meisten Fällen überflüssig und teils kontraproduktiv, da sie die natürliche Abschottung behindern, Feuchtigkeit einschließen und den Pilzbefall fördern, verrät der Profi.

Extratipp vom Experten
„Als Faustregel kann man beim Abschneiden von Ästen aber merken, dass man die Äste grundsätzlich knapp über dem Astring schneidet. Dort sind am meisten teilungsfähige Zellen vorhanden, um die Wunde rasch zu überwallen. Schneidet man zu stark in den Astring, wird die Wunde unverhältnismäßig groß und umgekehrt gäbe es einen Stummel, welcher schlecht oder gar nicht überwallt.“