
20. Juni 2025, 10:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Apfelbaum hängt voll, der Birnbaum platzt vor Früchten – eigentlich ein Grund zur Freude, oder? Doch was viele Hobbygärtner nicht wissen: Zu viele Früchte am Baum können auf Dauer mehr schaden als nützen. Wer sich also in der Erntezeit über mickrige Früchte oder im Folgejahr über ausbleibende Erträge wundert, sollte sich mit einem simplen, aber wirkungsvollen Pflegeschritt vertraut machen – der Fruchtausdünnung.
Nicht jeden Obstbaum muss man ausdünnen, aber bei vielen ist es ratsam. myHOMEBOOK hat mit Sebastian Mühlemann von der Baumschule Bauer gesprochen und sich erklären lassen, warum eine Fruchtausdünnung sinnvoll ist und was man dabei beachten sollte.
Was bedeutet Fruchtausdünnung an einem Baum?
„Bei der Fruchtausdünnung entfernt man gezielt einen Teil der jungen Früchte an einem Obstbaum“, erklärt Mühlemann. Das mag im ersten Moment abstrus klingen, da man zukünftigen Ertrag entfernt. Es bringt jedoch mehr Vorteile, weiß der Experte: „Die verbleibenden Früchte wachsen größer und gesünder, weil sie mehr Nährstoffe und Wasser zur Verfügung haben.“
Außerdem könne man so verhindern, dass der Baum im nächsten Jahr eine sogenannte Alternanz zeigt – also nur jedes zweite Jahr gut trägt. Auch die Stabilität des Baums kann man dadurch verbessern, da überladene Äste nicht so leicht abbrechen. Und nicht zuletzt sorgt die bessere Belichtung und Belüftung der Früchte für weniger Krankheitsrisiken und besseren Geschmack. Es ist ähnlich wie bei Gemüsepflanzen, die man ausgeizt, damit die Pflanze die volle Energie in die verbleibenden Früchte stecken kann.
Wann sollte man eine Ausdünnung durchführen?
Der optimale Zeitpunkt zum Schneiden hängt vom Zeitpunkt der Blüte ab, erklärt der Profi. „Der richtige Zeitpunkt für die Ausdünnung liegt etwa zwei bis sechs Wochen nach der Blüte, wenn die Früchte etwa kirschgroß sind – also meist Ende Mai bis Mitte Juni. Besonders bei Apfel-, Birnen-, Pfirsich- und Zwetschgenbäumen ist das empfehlenswert.“ Er empfiehlt, die größten und gesündesten Früchte am Baum zu belassen und die kleineren oder beschädigten zu entfernen.

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Das sollte man bei einer Fruchtausdünnung beachten
Mühlemann empfiehlt, den Schnitt mit kleinerem Werkzeug durchzuführen: „Am besten funktioniert das mit der Hand oder einer kleinen Schere – vorsichtig und sauber.“ Ein gründlich gereinigtes und vor allem scharfes Werkzeug ist bei solchen Arbeiten Pflicht. Im schlimmsten Fall fügt man dem Baum bei der Fruchtausdünnung Schaden zu und öffnet Bakterien und Schädlingen Tür und Tor. Eine Faustregel, die auf den Apfelbaum angewendet werden kann, besagt: „Für eine Frucht braucht es 24 Blätter. Wenn man alle zehn Zentimeter eine Frucht stehen lässt, werden sie schön groß“, erläutert der Experte.

Man muss nicht jeden Obstbaum ausdünnen
„Am Ende ist es immer sortenabhängig, wie sich ein Baum verhält. Es gibt Sorten, welche man bevorzugt ausdünnt, aber es gibt auch Sorten, die das weniger nötig haben.“