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Naturdünger

Die schwarze Wundererde „Terra Preta“ im myHOMEBOOK-Check

Terra Preta, auch Schwarzerde genannt, wurde schon vor Jahrtausenden von Amazonas-Ureinwohnern eingesetzt
Terra Preta wurde schon vor Jahrtausenden von Amazonas-Ureinwohnern eingesetzt Foto: Getty Images
Felix Mildner
Redaktionsleiter

10.09.2019, 14:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Eine uralte Technik der Ureinwohner des Amazonas soll Boden in eine nährstoffreiche Grundlage für Pflanzen verwandeln – ganz ohne Kunstdünger. Dahinter steckt „Terra Preta“, portugiesisch für „schwarze Erde“. myHOMEBOOK erklärt, wie die Düngetechnik funktioniert, worauf es dabei ankommt und wie man den natürlichen Dünger selbst herstellt.

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Da staunten die Forscher nicht schlecht, als sie mitten im Amazonas-Gebiet Erde entdeckten, die sie nicht erwartet hatten. Üblicherweise ist der Boden im südamerikanischen Dschungel nämlich hell und nährstoffarm, weil der Dauerregen die Mineralien ausspült. Dieser jedoch war tiefschwarz und fruchtbar, sie nannten ihn „terra preta de indio“. Der humusreiche Boden kann Wasser und Nährstoffe besonders gut und über einen langen Zeitraum hinweg speichern, die schwarze Färbung rührt von Pflanzenkohle her. Was die Entdecker hier in den 60er Jahren vorfanden, war eine jahrtausendalte Technik der Ureinwohner, die nicht nur wertvolle Einblicke in deren Landwirtschaft gab, sondern später auch erforscht und unter dem Namen „Terra Preta“ nachgeahmt und verkauft wurde.

Dünger und Zeit gespart

Terra Preta lohnt sich auch für den Privat-Gebrauch. „Diese Technik ist auch für Hobby-Gärtner empfehlenswert, da sie sich über Jahrtausende hinweg bewährt hat“, meint Dr. Susanne Veser vom Fachverband Pflanzenkohle e.V. gegenüber myHOMEBOOK. Die mit Nährstoffen versetzte Pflanzenkohle bleibt im Boden über viele Jahre erhalten, man spart sich dadurch lästiges Düngen. Auch der Geldbeutel wird dadurch geschont, da die Ausgangsmaterialien bei Gartenarbeiten sowieso anfallen. Lediglich alle zwei bis drei Jahre sollten der Schwarzerde neue Nährstoffe zugefügt werden.

Uralte Düngetechnik: So wird Terra Preta hergestellt

Um die Erde im Amazonas-Gebiet urbar zu machen, mussten die Ureinwohner sie mit Nährstoffen anreichern. Dabei behalfen sie sich einer simplen, wenn auch nicht gerade appetitlichen Lösung: Sie mischten organische Abfälle, Fäkalien und Holzkohle in großen Tongefäßen. Durch die Zugabe von Holzkohle kam es zu keinerlei Fäulnisbildung, zudem verhinderte sie eine allzu starke Geruchsentwicklung. Das Ergebnis vergruben sie in der Erde, die dadurch fruchtbar wurde – und zwar über einen langen Zeitraum hinweg. Nachträgliches Düngen war nicht mehr notwendig, da die Pflanzenkohle viele Jahre im Erdreich erhalten blieb und sich kaum zersetzte.

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Terra Preta: Naturdünger aus Pflanzenkohle

Die Schwarzerde aus organischen Abfällen und Pflanzenkohle erfreut sich auch hierzulande einer immer größeren Beliebtheit, wie der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) berichtet. Sogar in den Regalen von Baumärkten und Gartencentern findet man mittlerweile ein Substrat („Biochar“), das die Wirkung von Terra Preta nachahmen soll. Es handelt sich dabei jedoch nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen – um den echten und humusreichen Boden aus dem Amazonas. Das schwarze Pulver aus Pflanzenkohle-Basis soll vielmehr den Humusaufbau fördern und den Boden dadurch fruchtbarer machen. Veser empfiehlt, auf zertifizierte Pflanzenkohle zu achten. Das EBC-Siegel („European Biochar Certificate“) garantiert eine hohe Absorptionsfähigkeit und eine schadstofffreie Düngewirkung. Von günstigeren Produkten ohne Zertifikat sollte man lieber die Finger lassen, meint die Verbandsvorsitzende.

Das Geheimnis von Terra Preta steckt in der sehr porösen Pflanzenkohle mit seiner speziellen Oberflächenbeschaffenheit. Die Kohle speichert darin große Mengen an Nährstoffen, die ansonsten aus dem Boden ausgespült werden würden.

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Wichtig: Terra Preta vorher aktivieren

Bevor die Pflanzenkohle richtig eingesetzt und zu Terra Preta wird, muss sie aktiviert werden, da sie ansonsten die Nährstoffe im Erdreich bindet und nicht an die Pflanzenwurzeln abgeben kann. Deshalb wird sie vorab mit Mikroorganismen „aufgeladen“, zum Beispiel beim gemeinsamen Kompostieren mit organischem Material. Die Kohle saugt sich über Monate hinweg mit Nährstoffen voll, mit denen sie anschließend die Pflanzenwurzeln versorgt. Die Pflanzenkohle bleibt über 2000 Jahre stabil, muss jedoch nach einiger Zeit erneut aktiviert werden. „Alle zwei bis drei Jahre sollte man nachdüngen“, empfiehlt Veser.

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Eignet sich auch normale Grillkohle als Dünger?

Im Grunde wird Pflanzen- und Grillkohle ähnlich hergestellt: Organische Stoffe werden unter Sauerstoffabschluss langsam verkohlt. Auch Heu eignet sich als Grundlage für Pflanzenkohle. Doch weder Pflanzen- noch Grillkohle dient automatisch als Dünger – ganz im Gegenteil! Wenn Holz verkohlt, können giftige Kohlenstoffverbindungen und Dioxine entstehen. Die fertig erhältliche und zertifizierte Pflanzenkohle wird hingegen regelmäßig auf ihren Schadstoffgehalt überprüft. Das schlägt sich auch im Preis nieder: Zehn Liter „Terra Preta“-Substrat gibt’s für rund 15 Euro zu kaufen.

Darum ist Pflanzenkohle so gut für die Umwelt

Durch die Pyrolyse, also dem Herstellungsprozess der Kohle, wird Kohlenstoff langfristig gebunden. Da diese unter Luftabschluss stattfindet, wird kein CO2 an die Atmosphäre abgegeben. Experten sprechen dabei von „Decarbonisierung“. Beim einfachen Verrotten von organischem Material hingegen wird CO2 an die Atmosphäre abgegeben.

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So stellen Sie Terra Preta selbst her

Wie der Fachverband Pflanzenkohle e.V. informiert, können Gartenliebhaber nicht nur das anwendungsfertige Substrat kaufen, sondern auch relativ einfach selbst produzieren. Das beste daran: Die pflanzlichen Materialien fallen während der Gartenarbeit über das Jahr hinweg automatisch an und können anschließend recycelt werden. Dazu brauchen Sie nur einen Kon-Tiki, also einen kleinen Pyrolyse-Meiler in Kesselform. Alternativ kann man das organische Material auch in einem geeigneten Erdloch im Garten verkohlen. So geht’s:

  1. Äste und Zweige sammeln, die vom Baum – oder Heckenschnitt übrig bleiben
  2. Im Kon-Tiki verkohlen Sie das organische Material unter Ausschluss von Sauerstoff und bei großer Hitze
  3. Beim Kompostieren organisches Material (Küchenabfälle, Rasen- oder Baumschnitt) 20 Zentimeter aufschichten
  4. Dünne Schicht der Pflanzenkohle darüber verteilen und wiederholen
  5. Verhältnis: 10 Prozent Pflanzenkohle, 90 Prozent organisches Material
  6. Steinmehl und effektive Mikroorganismen fördern die Rotte und reichern den Kompost mit Mineralien an
  7. Haufen mit reifem Kompost, Erde und Zweigen luftdicht abdecken
  8. Mit Brennnesseljauche übergießen, um Kompost mit Flüssigkeit und Mikroorganismen zu versorgen
  9. Alle paar Tage Feuchtigkeit kontrollieren und gegebenenfalls nachgießen, um Rotte voranzutreiben

Anschließend heißt es Abwarten: Der Kompost muss nun sechs bis zwölf Monate reifen. Danach können Sie die fertige Terra Preta entweder im Herbst oder im Frühjahr locker in die Erde einarbeiten und mit Mulch bedecken. Rechnen Sie mit rund fünf bis zehn Litern Schwarzerde pro Quadratmeter.

Tipp: Die Pflanzenkohle können Sie auch im Bokashi aktivieren. Auch hier vermengen Sie Küchenabfälle mit zehn Prozent Pflanzenkohle und fermentieren das Gemisch unter Sauerstoffabschluss. Hier erfahren Sie mehr über den Bokashi-Komposter.

Themen Düngen Gartenpflanzen
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