
7. Juli 2025, 14:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bestimmt haben Sie schon mal von der sogenannten „3-Sekunden-Regel“ gehört. Aber handelt es sich dabei um einen Mythos – oder gibt es eine wissenschaftliche Grundlage? Und gilt diese auch in den eigenen vier Wänden? myHOMEBOOK hat bei einem Profi nachgefragt.
Die 3-Sekunden-Regel ist eine landläufige Annahme, die besagt, dass Lebensmittel, die nicht länger als drei Sekunden auf dem Boden liegen, noch essbar sind. In dieser kurzen Zeit würden sich angeblich keine schädlichen Bakterien ansiedeln. Ein Mikrobiologe klärt über die Regel auf – und erklärt, ob sie auch für den Haushalt gilt, falls sie denn überhaupt gültig ist.
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Studie hat sich bereits mit der 3-Sekunden-Regel beschäftigt
myHOMEBOOK hat sich bei Prof. Dr. Markus Egert von der Universität Furtwangen erkundigt, was er von der 3-Sekunden-Regel hält. Dabei verwies der Mikrobiologe auf eine Studie, die sich bereits mit dieser Frage beschäftigt hat. Allerdings ging es dabei nicht um drei, sondern um fünf Sekunden.
Die Studie wurde 2016 von Robyn C. Miranda und Donald W. Schaffner an der Rutgers University (New Jersey, USA) veröffentlicht und in der Fachzeitschrift „Applied and Environmental Microbiology“ veröffentlicht. Ziel war es, die sogenannte „5-Sekunden-Regel“ wissenschaftlich zu überprüfen. Dafür kontaminierten die Forscher vier Oberflächenarten (Edelstahl, Keramikfliesen, Holz und Teppich) mit dem Bakterium Enterobacter aerogenes. Anschließend untersuchten sie, wie stark verschiedene Lebensmittel, etwa Wassermelone und Brot, bei unterschiedlichen Kontaktzeiten (<1 Sekunde bis 5 Minuten) kontaminiert wurden.
Die Ergebnisse zeigen: Eine bakterielle Übertragung erfolgt bereits innerhalb von Sekundenbruchteilen. Feuchte Lebensmittel wie Wassermelone und glatte Oberflächen wie Fliesen weisen die höchsten Übertragungsraten auf. Längere Kontaktzeiten erhöhen die Kontaminationsrate deutlich, was die Annahme der 5-Sekunden-Regel eindeutig widerlegt – und damit auch die 3-Sekunden-Regel.
Das sagt der Mikrobiologe zur 3-Sekunden-Regel
Egert bestätigt die Ergebnisse der Untersuchung. „Wenn ein Lebensmittel sehr lange auf dem Boden liegt, können sich mehr Mikroben daran anhaften, als wenn es nur sehr kurz liegt.“ Er ergänzt: „Mikroben können auch schon nach einer Sekunde an einem gefallenen Lebensmittel haften bleiben, und Art des Lebensmittels und des Bodens sowie seine Sauberkeit spielen eine größere Rolle als die Zeit.“
Zur Person: Prof. Dr. rer. nat. Markus Egert ist ein renommierter Mikrobiologe und Hygieneexperte an der Hochschule Furtwangen (HFU). Seit 2011 lehrt und forscht er an der HFU, mit Schwerpunkten in angewandter Mikrobiologie, molekularer Mikrobiologie sowie Hygiene in Haushalt und Industrie.
Feuchte Lebensmittel und solche mit großer Oberfläche – etwa ein Stück Melone oder Wurst – würden tendenziell mehr Keime in kurzer Zeit aufnehmen als trockene, etwa Brot. „Problematisch ist das vor allem auf unhygienischen Oberflächen, wo auch Krankheitserreger lauern“, erläutert Egert. Dabei nennt der Mikrobiologe beispielhaft eine benutzte Spüle oder den Toilettenboden – also Orte, die es auch im eigenen Haushalt gibt.

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Sollte man heruntergefallene Lebensmittel noch essen?
Sollte man nun Lebensmittel direkt entsorgen, wenn sie auf dem Boden gelandet sind? Es kommt ganz darauf an, antwortet Egert. „Ein trockenes Gummibärchen, das auf eine Wiese oder einen sauberen Fliesenboden zu Hause fällt, kann man auch nach zehn Sekunden noch essen.“ Hier muss man sich also keine Sorgen machen. Aber: „Ein Kaugummi, das einem in einer öffentlichen Toilette aus dem Mund fällt, würde ich auch nach einer Sekunde nicht mehr in den Mund stecken.“

Die 3-Sekunden-Regel ist in mir fest verwurzelt
„Eigentlich war mir schon immer klar, dass diese Regel Quatsch ist. Aber aus Spaß und Appetit hat man es dann trotzdem immer wieder gesagt und runtergefallene Lebensmittel in den Mund gesteckt. Vor ein paar Jahren stand ich in der Küche neben meiner Mutter, die Narzissen anschnitt. Im Augenwinkel sah ich, dass ein Stück heruntergefallen war. Bevor ich richtig denken konnte, hatte ich das Stück aufgehoben, in den Mund gesteckt und sogar einmal zugebissen. Erst da habe ich gemerkt, dass ich ein Stück einer giftigen Pflanze im Mund hatte.“