
4. Juni 2025, 11:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bestimmt hat diesen Türstopper schon jeder einmal gesehen. Er ist zumeist weiß und sieht aus wie ein kleiner geteilter Ball, der an einer Wand klebt. Es handelt sich um den sogenannten „Bumms“. Hinter der Entstehung und dem Namen steckt eine interessante Geschichte.
Was sich zunächst etwas seltsam anhört, markiert einen Meilenstein deutscher Designgeschichte. Professor Rido Busse gehörte bis zu seinem Tod im Jahr 2021 zu den bedeutendsten Industriedesignern dieses Landes. Auf ihn geht die Erfindung von „Bumms“ und „Bummsinchen“ Ende der 1970er-Jahre zurück. Die weltweiten Markenrechte liegen bei der Firma Hansi in Göppingen. Firmengründer Hans „Hansi“ Siebert hat es geschafft, den Namen „Bumms“ als Ersatzwort für einen Türstopper in die Alltagssprache einfließen zu lassen, ähnlich wie Tempo als Inbegriff für ein Papiertaschentuch steht. Wie das Produkt und der ungewöhnliche Name entstanden sind, darüber hat sich myHOMEBOOK mit Hans-Peter Siebert, einem der Söhne von Hans Siebert und heutigem Geschäftsführer der Firma Hansi, unterhalten.
Folgen Sie jetzt myHOMEBOOK bei WhatsApp
»Mein Vater wollte eine Lösung für eine Montage ohne Bohrlöcher finden
myHOMEBOOK: Was war eigentlich am Anfang das Grundproblem, bevor es den Türstopper „Bumms“ gab?
Hans-Peter Siebert: „Bereits in den 1970er-Jahren existierten selbstverständlich Türstopper, um Schäden an der Wand zu vermeiden. Um die damaligen Modelle zu befestigen, mussten meist Löcher in die Wand oder den Boden gebohrt werden. Das missfiel meinem Vater. Denn er hat sich immer als Problemlöser für Menschen gesehen. Daher wünschte er sich ein Produkt, das sich ohne Schrauben montieren ließ. In dieser Zeit wohnten immer mehr Menschen zur Miete. Da führten Löcher in Wänden oder Böden regelmäßig zu Diskussionen mit dem Vermieter. Im Grunde ging es darum, eine Lösung für eine Montage ohne Bohrlöcher zu finden. Der Designer Professor Rido Busse ist ein enger Freund meines Vaters gewesen. Die beiden zusammen haben über das Problem diskutiert.“
Wie ist dann aus der Idee der „Bumms“ entstanden?
„Erst einmal hat sich Professor Rido Busse im engen Austausch mit meinem Vater eine geeignete Form überlegt. Da gab es verschiedene Entwürfe. Letztlich ist es dann ausgewölbter, kreisrunder Deckel geworden. Dieser Deckel sollte auf jeden Fall aus Kunststoff sein. Künstliche Stoffe galten zu dieser Zeit als schick und trendig. Der Umweltgedanke war damals noch bei Weitem nicht so ausgeprägt wie heute. Es wurden verschiedene Stoffe ausprobiert. Hartplastik fiel schnell durchs Raster, weil das beim Anstoßen der Türklinke rasch zerbröselte. Irgendwann tauchte die Idee eines linsenförmigen Überzuges auf. Dieser sollte über eine Art Teller gezogen werden. Dadurch entstand unter dem Überzug ein Hohlraum. Der Teller verfügte über einen Kleberücken und ließ sich somit ohne Bohren an jeder Stelle der Wand problemlos befestigen und später auch wieder lösen.
Auch interessant: Mehr als nur Hochdruckreiniger! Was man über den Hersteller Kärcher wissen sollte
»Wenn eine Türklinke gegen eine Wand stößt, macht es Bumm
Und wie ist das Kind dann zu seinem Namen gekommen?
„Eigentlich ziemlich unkompliziert. Wenn man sich vorstellt, dass eine Türklinke auf eine Wand trifft, macht es Bumm. Das Knallgeräusch ist dann ein Bumms. Schon war der Name in der Welt. Später gab es eine kleinere Variante unseres Türstoppers ‚Bumms‘. Diese bekam dann zur Verniedlichung den Namen ‚Bummsinchen‘.“
Wie bewirbt man einen „Bumms“?
„Tatsächlich hat man sich in den Anfangszeiten für eine zweideutige Variante entschieden. Ich muss dazu sagen, das würde man heute so nicht mehr tun. Einer der Werbesprüche damals lautete: ‚Bumms schützt, schont und verhütet.‘ Diese Werbung gibt es seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. War damals allerdings tatsächlich sehr erfolgreich.“

Was wurde eigentlich aus AEG? Aufstieg und Fall eines deutschen Weltkonzerns

Steckt hinter dem Grillhersteller Weber ein deutsches Unternehmen?

Warum der Wohntrend „Minimalismus“ so angesagt ist
»Der „Bumms“ wird in ganz Europa vertrieben
Ist der „Bumms“ bis heute eine Erfolgsgeschichte geblieben?
„Wir produzieren ‚Bumms‘ und ‚Bummsinchen‘ nun seit annähernd 50 Jahren. Die Form des Türstoppers ist nahezu unverändert geblieben. Nur die Optik haben wir im Laufe der Zeit etwas ansprechender gestaltet. Der Erfolg unseres ‚Bumms‘ hat selbstverständlich zu unzähligen Nachahmerprodukten geführt. Regelmäßig klagen wir gegen entsprechende Plagiate. Der ‚Bumms‘ wird zu 100 Prozent in Deutschland hergestellt und in ganz Europa vertrieben. Wir vertreiben allerdings neben unserem Erfolgsprodukt mehr als 2000 Produkte. Das sind alles meist auch kleine oder größere Problemlöser, beispielsweise zum Einsatz in der Küche.“

Der Name ist perfekt
„Als ich das erste Mal von dem Produktnamen ‚Bumms‘ gehört habe, dachte ich an alles Mögliche, nur nicht an einen genialen Türstopper. Nach den Ausführungen durch Herrn Siebert, steht für mich fest: ‚Bumms‘ ist der perfekte Name für einen Türstopper.“