
19. Mai 2025, 5:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Buttermilch gilt landläufig als Backzutat für Muffins oder als Durstlöscher an heißen Sommertagen. Wer durchs Netz stöbert, stößt dort auch auf den Hinweis, Buttermilch könne den Grauschleier von Gardinen verschwinden lassen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat sich myHOMEBOOK für diesen Artikel den Rat eines Experten geholt.
Angeblich stammt der Wasch-Lifehack mit der Buttermilch aus Omas Zauberkiste. Eine erste Suche bringt auch direkt eine Menge Treffer, die sich gegenseitig darin bestätigen: Jawohl, Buttermilch sei ein wahres Zaubermittel, um graue Gardinen wieder strahlend weiß zu bekommen. Auf den Trefferseiten heißt es dann, eine Badewanne, Wasser, ein Becher Buttermilch und vielleicht noch etwas Essig oder Zitronensäure sowie mehrere Stunden Zeit würden graue Gardinenschleier nach dem anschließenden Waschgang wieder verschwinden lassen. Stimmt das wirklich?
Buttermilch – ein Zaubermittel bei grauen Gardinen?
Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) hat auf myHOMEBOOK-Anfrage eine klare Meinung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Zusatz von Buttermilch in einer Wanne mit Wasser gegen schmutzige Gardinen besser hilft als das Einweichen in Wasser allein“, lautet die erste trockene Einschätzung des Experten. „Im Gegenteil, beim anschließenden Waschen in der Maschine müssen auch noch Reste von Buttermilch, der sogenannte ‚Ballastschmutz‘, entfernt werden“, zweifelt Glassl an der praktischen Wirkung von Buttermilch als Weißmacher.
Auch die Beigabe von Essig oder Zitronensäure hilft nach Einschätzung des Experten wenig bis gar nicht. „Damit lassen sich im Zweifel Kalkrückstände entfernen, die sich aufgrund einer regional hohen Wasserhärte im Stoff abgelagert haben.“ Der übliche Grauschleier besteht allerdings meistens aus anderen, nicht-kalkhaltigen Substanzen.
Buttermilch strahlt zwar herrlich weiß, „besteht, neben ihrem Hauptbestandteil Wasser, allerdings aus Stoffen wie Milchsäure, Milchzucker und Mineralien, die im Waschprozess einfach ausgespült werden“, verdeutlicht Glassl. „Fett und Eiweiß, ebenfalls in Buttermilch enthalten, entfernen dann Tenside und Enzyme, Inhaltsstoffe, die sich in herkömmlichen Waschmitteln befinden.“ Spätestens jetzt wackelt die Buttermilch-Zaubermittel-Theorie gewaltig.
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UV-Strahlen mit bleichender Wirkung
Was allerdings tatsächlich auf vollkommen natürliche Weise helfen kann, Gardinen wieder weißer erscheinen zu lassen: das Sonnenlicht. Hängt man die Gardinen nach dem Waschgang zum Trocknen draußen auf die Leine, bekommt der Stoff seine weiße Strahlkraft zurück. Zwei bis drei Stunden direkte Sonneneinstrahlung, am besten rund um die Mittagszeit, reichen dafür aus, rät Ökotest. Denn die UV-Strahlen der Sonne wirken wie eine chemische Bleiche, nur eben auf natürliche Weise. Dadurch werden organische Farbstoffe und Vergilbungen in den Fasern abgebaut.
Achtung: Deswegen ist direkte Sonneneinstrahlung für farbige Stoffe weniger gut, warnt Ökotest weiter. Hier sorgt der Effekt für ein Ausbleichen der bunten Textilien. Gleichzeitig können sich ungleichmäßig aufgehellte Flecken bilden.
Nun erklärt sich allerdings der Mythos um die Wirkung von Buttermilch. Da Omas vermutlich in der guten alten Zeit Gardinen an der frischen Luft bei Sonnenschein getrocknet haben, und nicht im Trockenraum im dunklen Keller, ist der Grauschleier verschwunden – nur eben nicht wegen der Beigabe von Buttermilch.

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Tipps für weiße Gardinen
Für alle, die lange Spaß an weißer Wäsche haben wollen, hat IKW-Experte Glassl noch ein paar Tipps: „Zunächst einmal sollte man weiße Textilien nicht mit andersfarbigen Textilien zusammen waschen. Geschirrhandtücher mit einer Musterung aus waschechten Farben stören in der Regel nicht.“
Ansonsten erledigen die herkömmlichen Waschmittel einen guten Job in Sachen weiße Strahlkraft. „Gegen Vergilben von Textilien helfen optische Aufheller, die bereits in Vollwaschmitteln enthalten sind. Diese Zusatzstoffe bedienen sich eines optischen Effekts. Sie lagern sich an die Fasern an, nehmen unsichtbares ultraviolettes Licht auf und geben sichtbares blaues Licht ab. Dadurch wird der Gelbstich quasi neutralisiert, denn blau und gelb heben sich gegenseitig auf. Das menschliche Auge sieht dann ein strahlendes Weiß.“