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Immer weniger Grün

Wie sich Kommunen um die Stadtbäume kümmern

Stadtbäume in Leipzig
Stadtbäume wie hier in Leipzig sind wichtig – aber leider gehen die Bestände immer weiter zurück Foto: Getty Images
dpa

2. Juni 2022, 5:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Stadtbäume müssen viel erdulden. Sie werden von Hunden angepinkelt, von Autoabgasen eingenebelt und müssen mit dem Klimawandel klarkommen. Damit alles grün bleibt, betreiben Kommunen inzwischen erheblichen Aufwand. Lohnt er sich?

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Versteckt unter einer Lehmschicht führen Kabel aus dem Boden am Stamm entlang in die Krone eines in Pforzheim stehenden Baumes zu einem Kästchen. Von dort werden Daten gefunkt an die Hochschule Pforzheim zum Wasserverbrauch des Baumes und dazu, was an Regenwasser und Bewässerungswasser in seinen Wurzeln überhaupt ankommt. Wichtige Daten sind das, sagt Jürgen Metzger, der seit fast 30 Jahren als Abteilungsleiter in der Stadt für das Grünflächenmanagement zuständig ist. Wie steht es um die Stadtbäume in unseren Gemeinden und Städten?

Bewahrung des Baumbestands

Viele Städte im Land haben inzwischen mit erheblichen Problemen bei der Bewahrung ihrer Stadtbäume zu kämpfen. Dabei spielen gerade Bäume eine herausragende Rolle – nicht nur für das Stadtbild und als Augenschmaus für entnervte Städter, sondern auch in ihrer Funktion als Lieferant von Sauerstoff, als Staubfilter, als Schattenspender.

Die Herausforderung für die Gartenbauämter sind groß. „Bei Neupflanzungen von Jungbäumen muss man viel länger gießen, als früher, damit sie richtig anwachsen“, sagt Metzger. Der Aufwand für die Pflege der leidenden, auch zunehmend von Schädlingen geplagten Bäume und für die Kontrolle sei erheblich gestiegen.

Dazu passend: Welche Vorteile haben Bewässerungssäcke für Bäume?

Zunehmend negative Baumbilanz

In Karlsruhe stehen nach Angaben der Stadt jährlich rund 1000 Bäume zur Fällung an; in Pforzheim sind es 100 bis 150 von insgesamt 50.000, die jedes Jahr eingehen. Der sogenannte Eigenbetrieb Stadtraumservice in Mannheim, zuständig für fast 100.000 Bäume, beobachtet seit einigen Jahren, dass Baumschäden massiv zunehmen, dass seit Jahren überdurchschnittlich viele Bäume in Straßen und Grünanlagen sterben.

„Dadurch entwickelt sich zunehmend eine erkennbar negative Baumbilanz“, heißt es von Seiten der Stadt. Die Nachpflanzquote von Bäumen müsse steigen – von 300 auf sukzessive 1000 in den nächsten drei Jahren.

Das alles kostet. Die zusätzlichen Bäume muss man beschaffen und einpflanzen. Mehr Wasser ist nötig, mehr Personal. In Mannheim gießt man etwa überwiegend von Hand. Auch hier steuern Feuchtigkeitssensoren den Bewässerungsbedarf. In diesem Jahr sind rund 1,8 Millionen Euro für Neu- und Nachpflanzungen vorgesehen, im kommenden Jahr knapp 2,5 und 2024 etwa 3,7 Millionen Euro.

Immer mehr Stadtbäume sterben ab

In Heidelberg hat sich die Zahl der Bäume, die gefällt werden müssen, über die Jahre um den Faktor 2,5 erhöht. Die nach Worten einer Stadtsprecherin „rasante Zunahme der Absterbeprozesse“ sei vor allem auf Schadorganismen zurückzuführen. Je mehr ein Baum unter der Trockenheit leidet, desto leichter wird er Opfer von Pilzen, ergänzt Metzger.

In Bayern beschäftigt sich bereits seit 2009 ein Klimawandelprojekt mit dem Zukunftsbaum. Dafür wurden mehr als 650 Bäume an klimatisch unterschiedlichen Regionen gepflanzt. Fazit bisher: Mit den einheimischen Baumarten allein werden Städte kaum grün bleiben. In Karlsruhe werden derzeit zusätzlich zu einheimischen Arten Purpurerle, Hopfenbuche und Blumenesche gepflanzt, „um zu sehen, wie sich diese Baumarten langfristig zurechtfinden“.

Die Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) schreibt seit Jahren eine Straßenbaumliste fort, an der Kommunen sich orientieren können auf der Suche nach geeigneten Bäumen – immer angepasst nun auch an die Klimaänderungen.

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Baum-Kompetenzzentrum in Stuttgart

Die Landeshauptstadt Stuttgart verfügt seit einiger Zeit über ein Baum-Kompetenzzentrum, erläutert Gartenamtsleiter Volker Schirner. Seine Mitarbeiter kümmern sich um allein rund 40.000 Straßenbäume, rücken inzwischen sechs Wochen früher zum Gießen aus und bewässern dann mit doppelt so vielen Gießfahrzeugen bis in den November hinein statt wie früher bis zum September. Ein auch finanziell erheblich höherer Aufwand, sagt er, ohne Zahlen zu nennen. Mit dem jetzigen Standard ist er zufrieden. Man müsse sich anpassen, sagt Schirner. „Aber ausruhen auf dem Erreichten, können wir uns nicht.“

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