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Studie in Berlin und Stuttgart

Warum urbane Gemeinschaftsgärten so wichtig sind

Urbane Gärten: Eine Frau hält ein Kind auf dem Arm in einem Garten
Glücksgefühle und reichliche Ernte: Gärtnern in der Stadt lohnt sich doppelt Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

14.04.2022, 14:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Urbane Gärten liegen im Trend. Gärtnern in Gemeinschaft ist wunderbar, um andere Menschen kennenzulernen. Der Ernteertrag lohnt sich zudem. Forscher können genau beziffern, wie viel Gemüse aus städtischen Gärten jährlich wert ist und wie viele Menschen davon ernährt werden können.

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Nicht jeder kann sich glücklich schätzen, einen eigenen Garten zu haben. Für die, die kein Haus mit Garten besitzen, bieten vielerorts Kleingartenkolonien eine Möglichkeit für das Gartenglück an. Der Haken: Die Gartenparzellen sind oftmals heiß begehrt, die Wartezeit auf ein eigenes Gartengrundstück ist lang und mittlerweile sind die Kosten für Abstand und Pacht teuer. In dicht besiedelten Gebieten oder Großstädten suchen vorwiegend junge Menschen deshalb nach einer Alternative. Wer den Kontakt zu anderen Gleichgesinnten nicht scheut, findet in urbanen Gärten ein grünes Refugium. Gemeinschaftsgärten liegen schon länger im Trend, wurden anfangs noch belächelt. Mittlerweile ist jedoch klar: Die Gemeinschaftsgärten tun nicht nur dem Miteinander gut, sie sind klimaschonend und vor allem ertragreich. Und der Ertrag kann sich lohnen, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Viel Ertrag durch urbane Gärten

Das gemeinnützige „Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung“ (IÖW) mit Sitz in Berlin hat urbane Gärten und Parks in zwei deutschen Ballungsräumen genauer unter die Lupe genommen. Vor allem Berlin wartet mit erstaunlich vielen Grünanlagen und Kleingärten auf. Nach Ansicht der IÖW-Experten wird in den urbanen Gärten der Hauptstadt eine Menge an Gemüse angebaut, die 50.000 Menschen pro Jahr versorgen kann. In Geldwert umgerechnet liegen die Erträge an Ernte bei rund zehn Millionen Euro. Die Experten haben zudem festgestellt, dass die Gemeinschaftsgärten in Stuttgart rund 30.000 Menschen mit frischem Gemüse versorgen können.

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Urbane Gärten mit reichhaltiger Ernte

Auf Basis von zwölf internationalen Studien ermittelten die Forscher, dass urbane Gärten in den beiden Ballungsgebieten während der Garten-Hauptsaison von Frühsommer bis Spätherbst durchschnittlich 5,45 kg Gemüse, Kräuter und Kartoffeln pro Quadratmeter Beetfläche erwirtschaften.

Die IÖW-Forschenden rechnen in ihrer Studie hoch, dass in Stuttgarter Gärten mehr als 4 und in Berlin rund 7,6 Tonnen an Gemüse geerntet werden. Umgerechnet beträgt der ökonomische Wert an selbst angebautem Gemüse in Stuttgart fast sechs, in Berlin knapp zehn Millionen Euro. Dabei orientieren sich die Forscher an statistischen Ausgaben für Lebensmittel in Deutschland.

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Wert auch beim gemeinschaftlichen Gärtnern

Das Forschungsprojekt „GartenLeistungen“ vom IÖW untersuchte den Wert öffentlich zugänglicher Grünflächen für eine nachhaltige Stadtentwicklung. „Gärten und Parks erbringen wertvolle Leistungen für gesunde, klimarobuste und ressourceneffiziente Städte, sie fördern die Lebensqualität und den
sozialen Austausch“, heißt es in der Studie. Ziel sei es, diese Leistungen in der Stadtplanung und -politik stärker sichtbar zu machen.

Die Experten klopften zudem urbane Gärten in Bezug auf den Geldwert ab. Dazu fragten sie, wie viel Geld Stadtbewohner für den kleinen Garten berappen würden und welche Eigenschaften der Garten erfüllen sollte.

Das Fazit des Forschungsprojekts: Je dichter die städtische Besiedlung ist und je mehr Nachbarn in der direkten Umgebung leben, desto wertvoller ist der kulturelle und soziale Nutzen der gemeinschaftlichen urbanen Gärten.

195 Fußballfelder an Gärten in Berlin

Die IÖW-Studie sagt auch, dass die Berliner Kleingartenanlagen, urbane Gärten und Mietäcker zusammen eine Fläche von rund 30 Quadratkilometer erfassen. Das sind zwar nur etwas über drei Prozent der Gesamtfläche der Hauptstadt. Und davon werden 1,4 Quadratkilometer für den Anbau von Gemüse genutzt. Die Fläche ist jedoch mit umgerechnet 195 Fußballfelder immer noch immens. 50.000 Berliner können nach Berechnung der Forscher den Jahresbedarf an Gemüse decken.

In Stuttgart belegen urbane Gärten, Schrebergärten oder Mietäcker über 5 Quadratkilometer. Das entspricht einer Fläche verglichen mit 114 Fußballfeldern. Die Gemüse-Ernte kann nach Aussage der Wissenschaftler 29.000 Menschen versorgen.

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Breite Förderung für die Studie

Zahlreiche wissenschaftliche Institutionen unterstützten die Studie über urbane Gärten. Projektpartner sind neben dem IÖW die Technische Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universität Stuttgart, die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung Stuttgart und weitere Einrichtungen.

Themen: Nachhaltig leben
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