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Hohe Energiekosten

Das sind die Alternativen zur Öl- oder Gas-Heizung

Pelletheizung
Eine Zentralheizung mit Pellets als Energieträger ist eine Alternative zur Öl- und Gas-Heizung Foto: iStock / Ocskaymark
dpa

21.07.2022, 05:09 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

In der Krise sollte man nichts beschönigen: Es wird schwierig, kurzfristig eine teure Öl- oder Gas-Heizung zu ersetzen oder aufzurüsten. Es lohnt sich trotzdem, das ins Auge zu fassen, denn es gibt interessante Alternativen.

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Sie haben eine Öl- oder Gas-Heizung und machen sich Sorgen um die hohen Energiepreise und die unsichere Versorgungslage? Verständlich. Und leider muss man sagen: Diese Sorge kann Ihnen auf die Schnelle vermutlich niemand nehmen. Aber Sie haben durchaus Möglichkeiten, etwas zu tun. Sie können etwa die Heizung aufrüsten oder austauschen, um die Preissteigerungen zu dämpfen. Experten empfehlen einige Alternativen.

Wie kann ich meine Gas- oder Öl-Heizung austauschen?

Im Ein- und Zweifamilienhaus ist momentan die Wärmepumpe die erste Wahl, wenn man seine bestehende Öl- oder Gas-Heizung ersetzen möchte. Das sagt Tim Geßler, Redakteur und Heizungsexperte der Fachzeitschrift „SBZ Sanitär.Heizung.Klima“. Die Wärmepumpe ist in den vergangenen Jahren vom Nischen- zum Trendprodukt unter den Heizungen im Privatbau geworden. Auch mit Unterstützung in Form einer guten staatlichen Förderung.

Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Heizungsanlage mit Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt. Sie entzieht je nach Variante dem Erdreich, der Umgebungsluft oder dem Grundwasser Wärme. Rund drei Viertel ihrer Energie werden laut dem Bundesverband Wärmepumpe so gewonnen. Ein zugekaufter Anteil Strom wird aber zum Betrieb der Pumpe und ihres Antriebs benötigt.

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„Eine weitere Alternative ist die Holzheizung, in der Regel ist es ein Pelletkessel.“ Auch er kann eine Öl- oder Gasheizung für Wärme im Wohnraum und zur Warmwasserbereitung komplett ersetzen. Für beide Heiztechnologien muss man mit Kosten von mindestens 20.000 bis 30.000 Euro rechnen. Dazu können Kosten für Umbauten kommen, die notwendig werden, um die Anlagen effizient betreiben zu können. Zum Beispiel ein Heizkörpertausch.

Eine dritte Möglichkeit kann eine Umstellung auf Fernwärme sein. Die gibt es aber vornehmlich in dicht besiedelten Räumen und ein Energieversorger muss bereit sein, sein Netz auszubauen und neue Anschlüsse zu legen. „Dann ist das natürlich eine gangbare und gute Option“, so der Heizexperte.

Eignet sich jedes Haus für eine Wärmepumpe oder Pelletheizung?

Jede Heizung muss zum Gebäude passen: Größe und Beschaffenheit des Hauses, die Anzahl der Bewohner, Dachausrichtung, Heizkörper oder Fußbodenheizung und viele andere Faktoren spielen bei der Frage, welches Heizsystem das beste ist, eine Rolle.

Eine Wärmepumpe ist zum Beispiel nicht in jedem Bestandsbau einsetzbar, auch wenn die Hersteller in den vergangenen Jahren vermehrt auch Modelle für höhere Vorlauftemperaturen entwickelt haben. Je nach Zustand des Hauses sollte man aber die Dämmung von Dach, Fassade, Fenster oder Kellerdecke verbessern, falls man keine Flächenheizungen einsetzt.

Und für die Sole-Wasser-Variante spielt zum Beispiel der Zugang zum Garten eine Rolle, denn es sind dafür Erdbohrungen mit schweren Baugeräten nötig. Bei einer Pelletheizung ist einer der Faktoren der Platz für das Pelletlager. „Deswegen ist ja auch der klassische Tausch Ölheizung gegen Pelletkessel“, sagt Geßler. Man kann das alte Öllager umrüsten. Wer eine Gasheizung ersetzt, muss den Lagerplatz im Haus neu anbieten können.

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Lohnt sich der Tausch?

Die Heizungsalternativen ermöglichen eine größere Unabhängigkeit von Öl und Gas. Die hohen Kosten für die neuen Anlagen lassen sich durch eine hohe staatliche Förderung verringern. Bei Tausch eines Ölkessels durch eine Wärmepumpe oder eine Holzzentralheizung werden 45 Prozent der Investitionskosten erstattet. Beim Austausch von Gas-Heizungen 35 Prozent.

„Aber man muss auch hier anmerken: Alle Energiebezugspreise steigen aktuell, ob es jetzt Gas, Öl, Fernwärme oder Strom, Pellets oder Hackschnitzel sind“, sagt Norbert Azuma-Dicke, Leiter Politik und Strategie beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). „Die Energiepreissteigerung wird man also ohnehin haben.“ Sie ließen sich mit den Umrüstungen aktuell nur dämpfen.

Wechselwillige müssen sich zum Beispiel auch im Klaren sein: „Die Wärmepumpe muss in meinem Haus effizient arbeiten können, damit sich bei den aktuellen Stromtarifen für Wärmepumpe auch Einsparungen bei den laufenden Kosten ergeben“, so Norbert Azuma-Dicke.

Wie funktioniert eine Hybridheizung?

Eine Hybridheizung nutzt mehrere Energiequellen, in der Regel Öl oder Gas zusammen mit erneuerbaren Energien. Vergleichbar ist das System mit Hybrid-Autos: Diese werden mit Strom sowie Benzin oder Diesel betrieben.

Zuerst werden bei den Heizungen die erneuerbaren Energien für die Erzeugung von Wärme und Warmwasser genutzt. Erst in Zeiten mit sehr hohem Wärmebedarf, wenn diese Energie nicht ausreicht, werden auch Öl oder Gas zugeschaltet. Deren Verbrauch sinkt damit deutlich.

„Die klassische Hybrid-Lösung, die auch staatlich gefördert wird, ist die Kombination eines Öl- oder Gas-Brennwertkessels plus Solarthermieanlage“, sagt Tim Geßler. „Wer eine funktionierende Heizungsanlage hat und ein bisschen was tun möchte, für den ist Solarthermie definitiv eine Option.“

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Lohnt sich die Investition in Solarthermie?

Eine Solarthermieanlage, die Wasser für den alltäglichen Gebrauch über Sonnenenergie erhitzt, kann man laut Tim Geßler ab etwa 5000 Euro bekommen. „Zwar sind damit die Investitionskosten im Vergleich zum Austausch der Öl- oder Gasheizung geringer, man spart aber auch weniger Energie ein“, sagt er. „Packt man größere Anlagen aufs Dach, die auch die Heizung unterstützen, kommt man schnell auf 15.000 Euro und mehr.“

Bei einem älteren Einfamilienhaus könne die Ergänzung eines bestehenden Gaskessels um eine solare Warmwasserbereitung je nach Dämmstandard zu etwa zehn bis 20 Prozent weniger Gasverbrauch führen. Unterstützt die Solarthermieanlage zusätzlich die Wärmegewinnung für die Heizung, seien „auch 30 Prozent und natürlich mehr möglich“.

Auch hier gibt es eine Förderung für die Kosten. Wer eine Solarthermieanlage einbaut, bekommt 30 Prozent aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erstattet. Weitere regionale Förderoptionen lassen sich zum Beispiel über die Förderdatenbank des Bundes recherchieren.

Kann man auch mit moderneren Öl- und Gasheizungen Energie sparen?

Neue Gas- und Ölheizungen arbeiten in den meisten Fällen mit Brennwerttechnik. Dabei werden die Abgase so weit abgekühlt, dass der darin enthaltene Wasserdampf teilweise zu flüssigem Wasser kondensiert. So kann neben der normalen Ausbeute zusätzlich die Energie, die im Dampf enthalten ist, zur Raumheizung genutzt werden.

„Die Brennwerttechnik hat sehr hohe Wirkungsgrade. Das heißt, der eingesetzte Energieträger wird sehr effizient genutzt mit wenig Verlusten“, sagt Frederic Leers, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).

Die Abgaben zu den Einsparpotenzialen schwanken, was wiederum an den Gegebenheiten der jeweiligen Anlage im jeweiligen Haus abhängt. Laut Verbraucherzentrale NRW nutzt so ein modernes Brennwertgerät unter den richtigen Voraussetzungen im Haus die Brennstoffe um zehn Prozent besser aus. „Wenn Sie eine veraltete Gasheizung modernisieren und gegen eine moderne Brennwert-Anlage tauschen, haben Sie eine Einsparung von 15 bis 20 Prozent“, sagt Leers.

Tim Geßler hält zehn bis 20 Prozent Ersparnis für möglich. „Es kann aber auch weniger oder vielleicht sogar mehr werden. Das kann man schlecht isoliert betrachten, weil der Brennwerteffekt zum Beispiel von der Rücklauftemperatur im Heizsystem abhängt.“ Und Geßler ergänzt: „Man muss sich im Klaren darüber sein, dass das nicht die nachhaltigste Lösung ist.“ Man bliebe schließlich beim Energieträger Gas. „Auf die Gaspreise gibt momentan keiner Wetten ab, wie hoch die noch steigen“, so der Energieexperte. „Man bleibt mit einem Fuß in der Bredouille.“

Diese Variante hat allerdings einen großen Vorteil: Die notwendige Infrastruktur ist bereits vorhanden. Ein Tausch kann – wenn man das Gerät und Handwerker bekommt – daher schnell gehen. Aber ganz ohne ein Nachrüsten kommt man trotzdem nicht immer aus. Zum Beispiel muss wegen der niedrigen Abgastemperaturen, die bei der Brennwerttechnik entstehen, womöglich der Schornstein umgerüstet werden. Eine Brennwertanlage bekommt man laut Geßler für circa 8000 Euro – plus die Kosten für Umbauten.

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Kann ich eine ältere Heizung um Solarthermie ergänzen?

Norbert Azuma-Dicke vom BDH rät in so einem Fall möglichst in einem ersten Schritt den alten Niedertemperaturkessel gegen Brennwerttechnik zu tauschen. „Damit realisieren Sie eine Energieeinsparung von ungefähr 15 Prozent.“ Wird direkt oder später Solarthermie ergänzt, sind insgesamt bis zu 30 Prozent Energieersparnis möglich. Auch Tim Geßler würde über die Ergänzung einer Solarthermieanlage nur nachdenken, wenn „die bestehende Heizung noch relativ jung“ ist.

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Klappt das noch bis zum Beginn der nächsten Heizperiode?

Für alle Heizungstechnologien muss man aktuell Geduld mitbringen. So sind die Auftragsbücher der Handwerker voll, Leers spricht Mitte Juli von einem Vorlauf von mindestens 17 Wochen. „Dazu kommen mitunter Engpässe in der Produktion, einerseits wegen der gesteigerten Nachfrage, aber auch aufgrund von derzeit gestörten Lieferketten.“

In manchen Segmenten sieht es besonders schlimm aus. Laut Branchenexperte Geßler liegen die Lieferzeiten der Wärmepumpen-Hersteller bei sechs Monaten bis zu einem Jahr (Stand Juli). „Es gibt zwar durchaus kleine Anbieter, die noch lieferfähig sind – aber die Frage ist natürlich, wie lange noch“, so der Fachjournalist.

„Generell würde ich sagen, wenn jemand seine Öl- oder Gas-Heizung noch vor dem Winter gegen eine Wärmepumpe tauschen kann, dann hat er Glück“, sagt Geßler. „Das heißt aber nicht, dass man es nicht versuchen soll, denn der übernächste Winter kommt ja auch.“

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