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Baumschnitt

Experten-Tipps, um Bäume im Garten richtig zu beschneiden

Mann beim Baumschnitt im Garten
Der richtige Baumschnitt kann eine Wissenschaft für sich sein. Experten erklären, worauf es dabei ankommt Foto: iStock / ArtistGNDphotography

28.01.2021, 12:51 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Nicht jeder Baum im Garten muss beschnitten werden. Aber wenn, dann lohnt es sich. Er wächst schöner, bleibt gesund und bei Obstbäumen wird der Ertrag gesteigert. Allerdings kommt es dabei mitunter auf die passende Jahreszeit kommt es an. Experten erklären bei myHOMEBOOK, wie der Baumschnitt gelingt.

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Ein Garten ohne Bäume wäre im ästhetischen Sinne langweilig. Wichtiger ist jedoch, dass ihm aus ökologischen Gründen viel fehlen würde. Bäume sind Nistplätze für Vögel, Eichhörnchen bauen ihre Nester in höherliegenden Zweigen. Und schließlich sorgen Bäume für Schatten im Garten. Das ist nicht nur gut für die Menschen, sondern auch für die umliegende Pflanzenwelt, die vor allem in den heißen Monaten nicht so schnell austrocknet.

Bäume beschneiden – wann und wie? Diese Frage wird unter Gärtnern oft zur Fachsimpelei genutzt. Und jeder Gartenliebhaber hat da so seine eigene Philosophie. Es gibt verschiedene Gründe für einen Baumschnitt. Häufig werden Bäume wegen der Optik zurecht gestutzt, etwa um überstehende Äste zu entfernen oder den Durchmesser der Krone zu verkleinern. Es gibt aber auch weitere gute Gründe.

Warum ist ein Baumschnitt wichtig?

Bäume sollte man pflegen, um ein gesundes Wachstum zu ermöglichen und möglichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Beginnend mit einer vorausschauenden Jungbaumpflege ist auf langfristig vitale Bäume hinzuarbeiten. Es gilt, Krankheiten und Schädlinge, wie Viruserkrankungen, Pilze, Bakterien oder Sturmschäden zu erkennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das alles kann dem Baum zusetzen und ihn schlimmstenfalls sterben lassen. „Dann können Baumschnittmaßnahmen erforderlich werden“, sagt Michael Henze, Umweltreferent im Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau.

Selbst schneiden oder Profi beauftragen?

Doch, Achtung: Vor solchen „medizinischen“ Eingriffen ist fachlicher Rat notwendig, viele Gartenbesitzer können viele Krankheiten nicht erkennen oder letztlich einschätzen. Wer trotzdem mit Säge oder Schere zu Werke geht, kann dabei viel zerstören, warnt Gartenprofi Henze. „Es gibt schlimme Beispiele von massakrierten Bäumen, deren Äste große Wunden haben, die wiederum Eintrittspforten für neue Pilzerkrankungen sind.“ Hier sind es vor allem die Experten des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus mit ihren Baumpflegebetrieben, die helfen können und etwa die Erziehungs- und Aufbauschnitte oder schonende Form- und Pflegeschnitte übernehmen.

Wann darf man Bäume beschneiden?

Aber wir wollen uns mit einer normalen Baumpflege beschäftigen. Ein Pflegeschnitt, weil die Äste mittlerweile zu sehr ans Haus oder aufs Grundstück des Nachbarn wachsen, oder weil ein schöner Rundschnitt am Baum die Optik des Gartens verbessert. Hier ist zuerst die Gesetzeslage zu beachten: Die Zeit zwischen 1. März und 30. September ist Schonzeit für Gehölze, besser für die Tiere, die hier ihren Lebensraum finden. Gartenprofi Henze: „Während dieser sieben Monate verbietet das Bundesnaturschutzgesetz radikale Schnitte. Das ‚auf den Stock setzen‘, also Kappen der Gehölze knapp über dem Boden, ist während dieser Zeit untersagt“. Diese Regelung gilt allerdings nicht in Hausgärten, sondern nur außerhalb gärtnerisch genutzter Flächen, also zum Beispiel bei einem Straßenbaum, warnt Michael Henze.

Kleinere Pflegeschnitte fallen ohnehin nicht unter diese Verordnung. Auch Totholz (Äste ohne Laub) kann man bedenkenlos ganzjährig entfernen. Als Freibrief für munteres Beschneiden darf man diesen Umstand aber nicht interpretieren. Wer sichergehen will, schaut in der Baumschutzsatzung seiner Stadt oder Gemeinde nach. So heißt es etwa in Leipzig: „Eigentümer oder Nutzungsberechtigten von Grundstücken sind verpflichtet, die auf dem Grundstück vorhandenen Bäume zu erhalten, zu pflegen und vor schädigenden Einwirkungen zu schützen.“ Und weiter: „Vom 01.03. bis 30.09. können genehmigte Beseitigungen sowie weitere Eingriffe nur im Ausnahmefall (z. B. Verkehrssicherungspflicht) erfolgen, um die Habitatfunktion der Gehölze vor allem während der Vegetationsperiode zu garantieren.“

Schnittmaßnahmen seien aus physiologischen Gründen in der Regel während der Vegetationsphase also zwischen Blattentfaltung und Blattverfärbung auszuführen, betont Gartenexperte Henze, „doch dafür muss der Schnitt korrekt durchgeführt werden“. Und das funktioniert nicht ohne passendes, hochwertiges Werkzeug, das so scharf wie möglich sein sollte. Aber es gehört noch viel mehr dazu.

Mann beim Beschneiden eines Baums
Der regelmäßige Schnitt bei Bäumen ist gut für das Wachstum – bei Obstbäumen erhöhen sich auch die Erträge Foto: Getty Images

Bäume beschneiden – verschiedene Schnittarten

  • Pflanzschnitt: Der Pflanzschnitt fördert in erster Linie das Anwachsen und die Kronenbildung von Bäumen. Dabei wird der Baum auf den Haupttrieb und drei bis vier Nebentriebe zurückgeschnitten.
  • Ertragsschnitt: Beim Ertragsschnitt, etwa bei Obstbäumen, wird unter anderem die Baumkrone ausgelichtet. Das fördert die Fruchtbildung, denn so kann sich der Baum auf seine Früchte konzentrieren und nicht auf überflüssige Äste und Blätter. Außerdem beschatten überflüssige Grüntriebe die Blätter der fruchttragenden Äste.
  • Formschnitt: Hierbei wird der Baum sozusagen in Form gebracht, etwa durch Rückschnitt der Kronendurchmesser verkleinert. Außerdem werden überflüssige Äste entfernt.
  • Entlastungsschnitt: Er dient der Gesundhaltung von Bäumen und wird zum Beispiel bei stark einseitigen Kronen oder sehr ausladenden Ästen empfohlen. Sonst besteht die Gefahr, dass starker Wind oder eine hohe Schneelast die Äste herunterbrechen. Außerdem werden beim Entlastungsschnitt durch Schädlinge oder Sturm geschädigte Äste entfernt.

Experten-Tipps für den Baumschnitt im Garten

Sandra von Rekowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesverband Deutscher Gartenfreunde, hat für myHOMEBOOK einen Zehn-Punkte-Ratgeber für den richtigen Beschnitt zusammengestellt:

1. Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Baumschnitt?

Kranke, tote oder beschädigte Äste kann man jederzeit entfernen. Bei Obstbäumen wie Apfel, Birne oder Quitte empfiehlt es sich den Schnitt auf Ende Februar oder Mitte März vorzunehmen. Schneidet man bereits im Herbst, würden die Wunden in der vegetationslosen Zeit nur schlecht verheilen. Vorteil des Baumschnitts im Februar oder März: Am Baum ist kein Laub, daher hat der Gärtner bessere Sicht. Zudem erfolgt jetzt bessere Wundheilung durch bald endende Winterruhe.

Der Sommerschnitt bremst das Wachstum, Winterschnitt regt Wachstum an. Der Sommerschnitt ist kein radikaler Rück-, sondern eher ein Pflegeschnitt. Vorhandene Früchte bekommen mehr Licht, Früchte reifen besser aus. Optimaler Schnittzeitpunkt ist Juli/August an einem trockenen und sonnigen Tag. So heilen Wunden besser.

Aber: Beschneidet man im August seinen Obstbaum, nimmt man dem Baum Blattmasse. Die Blätter würden jetzt eigentlich dafür sorgen, dass über Photosynthese Energie an die Wurzeln geliefert und dort gespeichert wird. Weniger Blattmasse bedeutet auch weniger abzuspeichernde Energie, damit weniger Energie für den erneuten Austrieb im Frühjahr.

2. Welche Baumart sollte wann, welche bestenfalls gar nicht beschnitten werden?

Ziergehölze können geschnitten werden, wenn sie zu groß geworden und verkahlt sind oder in Form gebracht werden sollen. Dabei ist immer auf den Blühzeitpunkt achten: Erst nach der Blüte schneiden, sonst nimmt man sich die Zierde. Kranke oder beschädigte Äste können immer entfernt werden. Besondere Ziergehölze wie Magnolien, Zaubernuss oder Duftschneeball werden nicht beschnitten.

Tipp: Für kleine Gärten lieber auf Arten setzen, die klein bleiben. Großwachsende Gehölze (wie Ahorn, Zeder, Fichte, Trompetenbaum) sind nicht für Kleingärten geeignet.

Passend dazu: Gartengehölze, die man nicht beschneiden sollte

3. Wie sollte man Obstbäume beschneiden?

Hier ist es wichtig, für eine ausreichende Belüftung der Krone zu sorgen. Dichtes Laub und dadurch wenig Luft in der Krone können Krankheiten begünstigen sowie den Ertrag und die Gesundheit des Gehölzes negativ beeinflussen. In die Krone wachsende, sich kreuzende Äste oder steil nach oben wachsende Äste (Wassertriebe) werden mit scharfem Werkzeug entfernt. Wassertriebe bilden sich nach starkem Rückschnitt und kosten den Baum unnötige Energie. Sie sind Konkurrenztriebe und sollten entfernt werden.

4. Welches Werkzeug sollte man benutzen?

Scharfes Werkzeug ist wichtig. Welches Werkzeug man benutzt, hängt von der Aststärke ab und wie gut man die Äste erreichen kann. Es gibt Astschere, Gartenschere und Bügelsäge. Scharfe Messer (Hippe) wiederum werden benötigt, um ausgefranste Ränder an abgesägten Ästen glatt zu schneiden.

5. Was bedeutet „Ableiten“ beim Baumschnitt?

Einen Ast ableiten bedeutet, einen zu steil wachsenden Ast zu entfernen und seine Funktion auf einen darunter wachsenden Ast zu übertragen, dessen Wuchsrichtung günstiger ist. Der Baum kann so besser durchlüftet werden. In die Krone wachsende oder sich kreuzende Äste werden mit scharfem Werkzeug entfernt. Steil nach oben wachsende Äste (Wassertriebe) können nach ihrem Austrieb im Frühsommer beherzt ausgerissen oder später abgeschnitten werden. Es empfiehlt sich immer ein Blick in die Literatur, um das Prinzip des Baumschnittes bei den unterschiedlichen Kulturen richtig verstehen und anwenden zu können.

6. Wie muss ich schneiden, damit die Wunde nicht ausfranst?

Geschnitten werden muss, wie zuvor erwähnt, mit scharfem Werkzeug. Ausfransungen, die etwa nach dem Absägen eines Astes entstehen können, werden mit einem scharfen Messer (Hippe) ringsum geglättet. An glatten Wunden können sich weniger gut Pilze und Bakterien ansiedeln, und die Wundheilung kann schneller erfolgen.

7. Wann muss beim Baumschnitt die Säge her?

Bei größeren Astdurchmessern sollte man mit der Säge arbeiten. Der Ast wird in zwei Schritten abgesägt. Zuerst sägt man von der einen Seite an, dann von der anderen. Der Ast knickt ab. Jetzt hat man mehr Bewegungsspielraum und kann beginnen, den verbliebenen Aststummel mit einem präzisen glatten Schnitt komplett zu entfernen.

8. Was bedeutet „auf Außenaugen“ schneiden?

An einem Ast sitzen Augen. Damit sind die Knospen gemeint, aus denen sich neue Seitentriebe entwickeln. Ein Außenauge ist eine Knospe, die nach außen zeigt. Wird kurz darüber leicht schräg geschnitten, wird sich der neue Trieb aus dem darunterliegenden Außenauge auch nach außen entwickeln. Die Richtung, in die die Knospe (das Auge) zeigt, bestimmt also die Richtung des neuen Triebes.

9. Wie verhindere ich, dass am Schnitt ein „Zapfen“ entsteht?

Der Zapfen „entsteht“ nicht einfach so. Zapfen sind durch den Schnitt eingekürzte Triebe. Man vermeidet sie, indem man direkt bis zum Astring schneidet und keinen Zapfen stehen lässt. Durch Zapfen können auch immer Pilze oder Bakterien in den Baum eindringen. Ein geschnittener Trieb ist auch immer eine Eintrittspforte für Krankheiten. Direkt bis auf den Astring geschnitten, kann der Baum selbst Wundheilung betreiben – wenn er gesund und vital ist.

10. Was mache ich mit der Wunde?

Ist der Baum vital und gesund, trocknet die Schnittstelle schnell ab, und die Wunde heilt von selbst aus. Mittel zum Wundverschluss sind nicht zwangsläufig notwendig.

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Was kostet es, einen Baum beschneiden zu lassen?

Wenn man die Bäume nicht selbst beschneiden möchte oder kann, ist es ratsam, einen Profi damit zu beauftragen. Diesen Service bieten Baumschulen oder Landschaftsgärtner-Betriebe an. Die Kosten hierfür halten sich im Rahmen, richten sich aber nach der Größe des Baums beziehungsweise der aufgewendeten Arbeitszeit. Für einen Obstbaum von rund drei Metern Höhe sollte man ein bis zwei Stunden einplanen. Die Firmen berechnen dafür rund 40 Euro pro Stunde.

Themen: Bäume Gartenpflanzen
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