Kleine Tomatenpflänzchen müssen im Frühling pikiert werden. Dann kommen sie in Einzeltöpfchen oder mit gebürtigem Abstand in eine Anzuchtkiste. myHOMEBOOK gibt Tipps, damit die Tomatenernte nicht zu mikrig ausfällt.
In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne … Das gilt ganz besonders, wenn Pflanzenkeimlinge das Licht der Welt erblicken – also ganz profan durch die Erde an die Oberfläche brechen. Damit aus dem anfänglichen Zauber jedoch kein hässlicher Kampf um den besten Sonnenplatz oder Nährstoffgehalt in der Muttererde wird, müssen Keimlinge nach einiger Zeit pikiert werden. Hobby-Gärtner, die es nicht so vornehm ausdrücken wollen, sagen dazu einfach „vereinzeln und umtopfen“. Und zwar die Pflanzenkeimlinge, die viele gerade auf der Fensterbank selbst vorziehen. Ganz hoch im Kurs stehen dabei Tomaten. Beim Pikieren sollte man jedoch behutsam ans Werk gehen.
Warum müssen Tomaten oder andere Pflanzen eigentlich pikiert werden?
Das Wurzelwerk ist zart und jung, falsch pikiert ist es schnell verletzt. Dann wachsen die Keimlinge schlecht heran. Wenn sie nicht vorher eingehen, werfen die ausgewachsenen Tomatenpflanzen letztlich nur wenige Früchte ab.
Noch ein Grund zum Pikieren: Der Nährstoffgehalt in der Erde reicht bei zu dicht aneinander wachsenden Keimlingen nicht immer für alle Pflanzen gleich aus. Zudem können sich die jungen Sprösslinge gegenseitig das dringend benötigte Sonnenlicht abspenstig machen. Um einem Keimling jedoch schnell in die Höhe zu helfen, ist ausreichend Licht das A und O. Denn an einem zu dunklen Standort schafft es der Spross kaum aus der Erde heraus und stirbt ab.
Was dann kommt, ist die große Putz-Kolonne der Natur: Pilze siedeln sich in der Erde an und zersetzen den abgestorbenen Keimling. Und sind sie erstmal da, gibt’s keinen Halt. Die Gefahr besteht, dass auch umliegende Keimlinge von den Pilzen befallen werden.
Was braucht man zum Pikieren?
Grundlage zum Pikieren, also Vereinzeln der jungen Pflänzchen ist gutes Substrat, Anzucht- oder Blumenerde. Ohne „gut“ geht es nicht! Die Aussaat-Erde sollte torffrei und nur schwach aufgedüngt sein. Als Werkzeug zum eigentlichen Pikieren kann vieles herhalten. Die Profis unter den Hobby-Gärtnern nehmen einen Pikier-Stab, den es im Fachhandel gibt. Zur Not geht aber auch ein Bleistift, ein kleines Hölzchen, ein Spatel oder bei ganz kleinen Sämlingen ein Ess-Stäbchen.
Als Gefäße für die auseinander getrennten Pflänzchen eignen sich einzelne Blumentöpfe, beispielsweise aus Holzfaser. Auch eine Anzuchtplatte kann man verwenden. Die sollte jedoch große Einzelkammern für die neuen Bewohner haben. Zudem braucht man eine Gießkanne mit einer feinen Haarbrause und transparente Folie.
Wie funktioniert das Pikieren von Tomaten?
Die Blumentöpfe mit der Anzuchterde befüllen und mit dem Handrücken oder einem Holzstück sanft andrücken. Um die später eingesetzten Tomatenpflänzchen nicht zu sehr durch das Angießen zu stressen, kann man jetzt schon die angedrückte Erde mit der feinen Brause der Gießkanne bewässern. Dann mit dem Pikier-Stab jeweils ein kleines Loch in die Erde drücken.
Mit dem gleichen Pikier-Stäbchen nun die kleinen Tomaten-Jungpflanzen behutsam aus der Erde des Anzuchtgefäßes heraus hebeln. Pflänzchen, die zu schwach oder beschädigt sind, aussortieren. Tipp: Um das Wachstum des Wurzelballens anzuregen, kann man das untere Drittel der feinen Wurzeln abtrennen. Das geht mit einer kleinen Schere oder einfacher mit den Fingernägeln.
Einen einzelnen Keimling dann vorsichtig in das vorgebohrte Loch legen. Mit dem Pikier-Stäbchen die Erde leicht andrücken. Die Erde sollte bis knapp unter die Keimblätter reichen. Für die ausreichende Portion Licht die Pflanzentöpfe nun am besten auf die Fensterbank oder einen anderen sonnigen Ort stellen.
Auch interessant: Keimlinge und Sprossen zu Hause ziehen
Ein tropisches Klima unterstützt das Pflanzenwachstum
Damit die jungen Tomatenpflanzen gut gedeihen, brauchen sie neben viel Licht eine hohe Luftfeuchtigkeit und ausreichend Wärme. Das kann man mit einer transparenten Folie erzeugen, die über die Gefäße gestülpt und mit einem Gummiband abgedichtet wird. Hobby-Gärtner, die keine Plastikfolie verwenden möchten, können die Jungpflanzen alternativ auch regelmäßig mit Wasser besprühen. Ab und zu, vor allem bei sonnigen Tagen, sollte das provisorische Gewächshaus gelüftet werden.
Auch interessant: So locken Sie Glühwürmchen an
Lichtmangel und zu hohe Temperatur schaden den Pflanzen
Bei direkter Sonneneinstrahlung geht es schnell: Steigen die Temperaturen im Mini-Gewächshaus auf 30 Grad oder darüber, schädigt das die zarten Pflänzchen. An Tagen mit viel Sonne sollte man die Gefäße daher vorübergehend an einen schattigeren Ort stellen. Man kann natürlich auch Schatten selbst erzeugen, zum Beispiel, indem man ein Stück Pappe, ein Buch oder ein kleines Brett zwischen das Fenster und dem Topf stellt. Oder kurzzeitig die Gardine vorschiebt.
Achtung: Die Jungpflanzen können „vergeilen“. Damit ist gemeint, dass die Triebe blässlich sind und nur schwächlich auswachsen. Das passiert, wenn die Temperatur zu hoch ist, während der Himmel bedeckt ist und die Pflanzen weniger Licht erreicht. An bedeckten, aber sehr warmen Tagen sollten die Pflanzentöpfe an einen kühleren Ort gestellt werden. Aber nicht gleich in die Kühlkammer! Unter 16 Grad Celsius gehen die Jungpflanzen schnell ein.
Drohen keine Spätfröste mehr – in der Regel Mitte Mai – und steigen die Außentemperaturen tagsüber auf mindestens 20 Grad, können die Tomatenpflanzen dann endlich nach draußen in den Garten oder den Balkonkasten umgepflanzt werden.