
8. Juli 2025, 17:34 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Welche Blumen locken Bienen und Schwebfliegen wirklich an? Ein internationales Forschungsteam hat jetzt die Antwort gefunden – mit überraschenden Empfehlungen für Gartenbesitzer, Kommunen und Insektenfreunde. Und nicht nur die Tiere profitieren: Auch für das menschliche Auge ist gesorgt.
Botaniker aus Kopenhagen und Großbritannien haben in einer wissenschaftlichen Studie untersucht, welche Pflanzen besonders beliebt bei Bestäubern wie Bienen und Schwebfliegen sind. Das Ergebnis: Zwei neue Saatgutmischungen könnten Insektenschutz und Gartenschönheit ideal vereinen.
Übersicht
- Was Bestäuber wirklich mögen
- Beliebt bei Insekten – und Menschen
- Gemeine Scharfgabe (Achillea millefolium)
- Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis)
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Wegerichblättriger Natternkopf (Echium plantagineum)
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Saat-Wucherblume (Glebionis segetum)
- Acker-Senf (Sinapis arvensis)
- Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)
- Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus)
- Marokkanisches Leinkraut (Linaria maroccana)
- Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)
- Schon kleine Flächen helfen der Artenvielfalt – und jeder kann etwas tun
Was Bestäuber wirklich mögen
Die Frage, welche Pflanzen wirklich bei Bienen und Schwebfliegen, deren Zahl weltweit zurückgeht, beliebt sind, bildete den Untersuchungsansatz einer Studie von Botanikern des Naturhistorischen Museums Dänemarks an der Universität Kopenhagen und Botanikern des National Botanic Garden of Wales. Dafür untersuchten sie wissenschaftlich, welche Blumenmischungen die meisten Bestäuber anlocken.
Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass bisheriges Wissen über die Wirkung bestimmter Blumenarten auf Bestäuber primär auf subjektiven Erfahrungen beruht. Es brauchte also einen wissenschaftlichen Ansatz, bei dem verschiedene Blumen wissenschaftlich getestet werden, um sicherzustellen, wie man den für unser Ökosystem wichtigen Bestäubern helfen könne, so Natasha de Vere, Professorin und Botanikerin am Natural History Museum of Denmark.
Beliebt bei Insekten – und Menschen
Um dem weltweiten Rückgang der Bestäuber entgegenzuwirken, analysierte das Team mehr als 400 bestehende Studien und testete gängige Saatgutmischungen. Ziel war es, herauszufinden, welche Kombinationen nicht nur besonders viele Insekten anlocken, sondern auch gut aussehen.
Auf Basis ihrer Untersuchungen entwickelten sie dann zwei neue Saatgutmischungen und prüften sie auf ihre Wirkung: sowohl in Bezug auf die Häufigkeit der Insektenbesuche als auch auf die ästhetische Wirkung auf den Menschen. Dabei zeigte sich, dass Saatgutmischungen, die aus nicht-einheimischen und einheimischen Blütenpflanzen bestehen, sich besser im Boden etablieren, länger blühen und von mehr Bestäubern besucht werden. Hinzu kommt, dass sie außerdem für das menschliche Auge am attraktivsten sind, so Natasha de Vere.
Basierend auf der Studie empfehlen die Forscher, Saatgutmischungen mit diesen Pflanzenarten zu wählen, wenn Sie Bienen und Schwebfliegen anlocken möchten:
Gemeine Scharfgabe (Achillea millefolium)
Die Gemeine Schafgarbe ist eine heimische Wildpflanze mit fein gefiederten Blättern und doldenartigen, meist weißen Blüten, die von Juni bis Oktober blühen. Sie wird seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde verwendet, vorwiegend wegen ihrer krampflösenden, entzündungshemmenden und verdauungsfördernden Eigenschaften. Schafgarbe wächst bevorzugt auf Wiesen, an Wegrändern und in sonnigen Lagen.
Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis)
Die Acker-Hundskamille ist eine zierliche, weiß blühende Wildpflanze aus der Familie der Korbblütler, die häufig auf Äckern, Brachflächen und in Getreidefeldern wächst. Sie verströmt einen typischen, aromatischen Duft und ist eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Durch den Wandel in der Landwirtschaft ist sie vielerorts seltener geworden, findet aber zunehmend Platz in Blühflächen und naturnahen Gärten.
Kornblume (Centaurea cyanus)

Die Kornblume ist eine auffällig blau blühende Wildpflanze, die ursprünglich als Begleitpflanze in Getreidefeldern vorkam. Sie ist nicht nur ein Symbol für bäuerliche Kulturlandschaften, sondern auch eine wertvolle Nektarquelle für Bienen und Schmetterlinge. Aufgrund intensiver Landwirtschaft ist sie heute seltener geworden, wird aber zunehmend in Blühstreifen und Naturgärten gefördert.
Wegerichblättriger Natternkopf (Echium plantagineum)
Der Wegerichblättrige Natternkopf ist eine Wildpflanze mit leuchtend violett-blauen Blüten und breit-lanzettlichen Blättern, die an Wegerich erinnern. Er stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, hat sich aber in wärmeren Regionen Mitteleuropas eingebürgert. Seine reichhaltigen Blüten sind besonders bei Wildbienen und Schmetterlingen beliebt und machen ihn zu einer wertvollen Insektenpflanze.
Klatschmohn (Papaver rhoeas)

Der Klatschmohn gehört mit seinen leuchtend roten Blüten zu den auffälligsten heimischen Wildblumen, die im Sommer Felder und Wiesen färben. Früher war er ein häufiger Begleiter von Getreidefeldern. Heute ist er ein beliebtes Symbol für Artenvielfalt und wird gezielt in Blühflächen eingesät, um Insekten wie Wildbienen Nahrung zu bieten.
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Saat-Wucherblume (Glebionis segetum)
Die Saat-Wucherblume ist eine einjährige, leuchtend gelb blühende Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, offenen Böden und war früher häufig in Getreidefeldern zu finden.
Acker-Senf (Sinapis arvensis)

Der Ackersenf ist eine einjährige Wildpflanze aus der Familie der Kreuzblütler, die mit ihren leuchtend gelben Blüten hauptsächlich im Sommer auf Äckern und Brachflächen auffällt. Er gilt als typischer „Unkraut“-Begleiter in der Landwirtschaft, ist aber ökologisch wertvoll, da er vielen Insekten Pollen und Nektar bietet. Ackersenf ist zudem ein Verwandter des Kultur-Senfs und wurde früher auch als Gründüngung genutzt.
Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)
Die Geruchlose Kamille ist eine weitverbreitete Wildpflanze mit weißen Zungenblüten und einem gelben Zentrum, die Äckern, Wegrändern und Brachflächen ihren typischen sommerlichen Anblick verleiht. Anders als die Echte Kamille verströmt sie keinen charakteristischen Duft, was ihr den Namen gibt.
Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus)
Das Schmuckkörbchen ist eine farbenfrohe, einjährige Zierpflanze mit zarten, fiederartigen Blättern und großen, schalenförmigen Blüten in Rosa-, Weiß- und Purpurtönen. Ursprünglich aus Mittelamerika stammend, wird sie heute häufig in Gärten, Blühflächen und naturnahen Pflanzungen eingesetzt.
Marokkanisches Leinkraut (Linaria maroccana)
Das Marokkanische Leinkraut ist eine einjährige, zierliche Pflanze mit auffällig bunten, oft zweifarbigen Blüten in Violett, Rosa, Gelb oder Weiß. Ursprünglich aus Nordafrika stammend, wird es heute gerne in naturnahen Gärten und Blühflächen verwendet, da es reichlich Nektar für Bienen und andere Insekten bietet. Mit seinem zarten Wuchs und der langen Blütezeit ist es eine attraktive Bereicherung für artenreiche Pflanzungen.
Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)

Die Rainfarn-Phazelie, auch Büschelschön genannt, ist eine schnell wachsende, einjährige Pflanze mit filigranen, farnähnlichen Blättern und auffälligen violett-blauen Blüten. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika und wird heute häufig als Gründüngung und Bienenweide in der Landwirtschaft eingesetzt. Ihre Blüten liefern reichlich Nektar und Pollen und machen sie zu einer der beliebtesten Pflanzen für die Förderung von Bestäubern.

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Schon kleine Flächen helfen der Artenvielfalt – und jeder kann etwas tun
Neben der ökologischen Wirkung legten die Wissenschaftler bewusst auch Wert auf die visuelle Attraktivität der Pflanzenmischungen. Denn: Was als schön empfunden wird, wird eher gepflanzt – sei es im heimischen Garten oder im öffentlichen Raum. Laut Natasha de Vere ist es in städtischen Gebieten und Gärten, in denen früher nur Rasenflächen waren, beliebt geworden, Blumenstreifen anzulegen. Das liegt daran, dass Blumen gut für die Bienen sind, aber auch für unsere geistige Gesundheit.
De Vere, die sich seit Jahren eingehend mit der Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Bestäubern beschäftigt, weist darauf hin, dass auch kleine Flächen – etwa in Vorgärten oder Hinterhöfen – eine große Wirkung entfalten können. Ihre Forschung zeigt, dass urbane Räume überraschend gute Bedingungen für Bestäuber bieten können. Jeder könne daher etwas tun, um zu helfen. Denn selbst kleine Veränderungen können wirklich einen Unterschied machen, so die Botanikerin. Mit der neuen Studie hoffen die Forscher, Gartenbesitzern sowie Kommunen eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die richtige Auswahl von Pflanzenarten zu bieten.