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Stil-Epoche

Was zeichnet eine Wohnung aus der Gründerzeit aus?

Flügeltüren, Kassettenfenster und Stuckornamente sind typisch für Gründerzeit-Wohnungen
Wohnungen aus der Gründerzeit werden bis heute für ihre ausgeprägte Form der Eleganz geschätzt Foto: Getty Images/TommL
Odett Schumann
Autorin

18.06.2023, 12:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wohnungen aus der Gründerzeit stehen für eine besondere historische Epoche, aber auch für einen beeindruckenden Architektur- und Wohnstil. Diese Faszination hat bis heute eine hohe Strahlkraft auf dem Immobilienmarkt. Doch nicht alles ist dabei so schön, wie es scheint.

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Zwischen 1871 und 1873 kam es zur sogenannten Gründerzeit. Es waren die ersten Jahre des neu gegründeten Kaiserreichs und geprägt von der Blütezeit der Industrialisierung. Wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstand machten sie breit. Der Eisenbahnbau und damit einhergehend auch der Kohle- und Stahlabbau florierten. Es brauchte entsprechend reichlich Arbeitskräfte, weshalb die Menschen in Scharen vom Land in die Stadt zogen. Erfindungen gab es zuhauf und auch Aktiengesellschaften wurden reichlich gegründet – bis es schließlich im Jahre 1873 zum großen Börsencrash kam, auch bekannt als „Gründerkrach“. Doch was blieb, ist unter anderem die bedeutsame Architektur jener Zeit. Bis heute sind Wohnungen aus der Gründerzeit äußerst gefragte Objekte auf dem Immobilienmarkt.

Wohnungen aus der Gründerzeit prägten das Stadtbild

Historisch gesehen war die Gründerzeit bestimmt von Jahren voller Spannungen, aus architektonischer Sicht jedoch wurden während dieser Zeit ganze Stadtbilder neu geprägt. Weil man deutlich mehr Platz brauchte, wurde man um die Jahrhundertwende erfinderisch, um ausreichend, aber auch ansprechenden Wohnraum zu schaffen. Stadtviertel mit Gründerzeithäusern erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Außerdem wurden einzelne Gebäude aufgestockt und mitunter auch miteinander verbunden, wodurch ein zentraler Innenhof entstand. Charakteristisch waren auch Türme an Eckgebäuden sowie Erker, die prominent am Bauwerk hervorstanden und sich nicht selten über mehrere Geschosse erstreckten, um dann mit einem Balkon abzuschließen. Fassade wurden meist aufwendig und dekorativ mit Stuckelementen verziert.

Typische Merkmale eines Gründerzeit-Gebäudes

Grundsätzlich handelt es sich bei einem Gründerzeit-Gebäude um einen massiven Mauerwerksbau mit Außenwänden mit einer Stärke von 30 bis 80 Zentimetern. Ebenso repräsentativ für jene bedeutsame Architekturepoche sind die einzelnen Geschosshöhen, die sich von 3,50 bis zu 4 Meter erstrecken können und als Abschluss typischerweise über eine Holzbalkendecke verfügen.

Großzügiger und dekorativer Treppenaufgang
Beim Betreten eines Gründerzeit-Gebäudes wird man von einem dekorativ verziertem Treppenaufgang in Empfang genommen Foto: Getty Images/ByoungJoo

Eine beeindruckende Wirkung hat meist auch der Eingangsbereich eines Gründerzeit-Gebäudes. Beim Betreten eröffnet sich ein imposantes Foyer, das abermals reichlich verziert ist. Schmiedeeiserne Elemente, Deckenmalereien, dekorative Bodenfliesen, Zierbänder und Mäander-Ornamente sind nur einige wenige Charakteristika eines solches Treppenhauses des späten 19. Jahrhunderts. Ebenfalls typisch für die damalige Zeit waren Holzfenster, sogenannte Kastenfenster, die sich durch ihre T-förmige Unterteilung in ein Oberlicht und zwei untere Öffnungsflügel auszeichneten.

Innenräume mit überzeugender Opulenz

Decke mit Stuckornament
Stückelemente insbesondere als Deckenornament sind typisch für Gebäude der Gründerzeit Foto: Getty Images/ideeone

Die neue bürgerliche Wohnkultur drückte sich zur Jahrhundertwende in einer gewissen Opulenz aus. Vor allem im Innenraum einer Wohnung aus der Gründerzeit warteten großzügige Raumschnitte. Entsprechend waren und sind jene Behausungen aufgrund ihrer beeindruckenden Größe bis heute äußerst begehrt auf dem Immobilienmarkt.

Dazu tragen allerdings auch jede Mengen innenarchitektonische Besonderheiten bei. Als markant gelten etwa Flügeltüren mit Messingbeschlägen, gefühlt endlos lange Flure sowie vereinzelte Nischen in Räumen. Gelegentlich sind auch noch üppige Kaminöfen Teil der Innenausstattung. Nicht weniger aufwendig und besonders sind die stuckverzierten Decken sowie Holzvertäfelungen an den Wänden, die ebenfalls als relevante und geschätzte Kennzeichen gelten.

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Sanierungsbedarf versus Schönheitsaspekt

Bei aller Schönheit, die von den einst solide gebauten Gründerzeithäusern ausgeht, haben die Objekte unweigerlich auch reichlich Jahre auf dem sprichwörtlichen Buckel, weshalb jene Wohnungen längst nicht mehr heutigen Baustandards entsprechen. Nicht selten gibt es jede Menge Sanierungsbedarf! Spätestens im Winter wird Jahr für Jahr die mangelhafte Wärmedämmung der Häuser unangenehm spürbar. Auch die Haustechnik erweist sich mit fehlenden Schutzleitern bei Elektroinstallationen sowie einer geringen Ausstattung an Hausanschlüssen heute als nicht mehr zeitgemäß.

Das Thema Schutz kommt auch bei Untergründen zum Tragen. So sind keramische Bodenbeläge häufig ausgetreten sowie die hölzernen Stufen in Treppenhäusern reichlich abgetreten. Dürftig ist meist auch der Schallschutz – zum Leidwesen benachbarter Parteien. Und auch Probleme mit Schimmel und Fäulnis sind alles andere als unüblich: Gerade Keller von Gründerzeit-Gebäuden haben häufig mit Feuchtigkeitsschäden an den Außenwänden sowie Böden zu kämpfen. Aber auch undichte Decken, weil deren Holzbalken etwa von Schädlingen befallen sind, legen einen dringenden Sanierungsbedarf offen.

Themen Architektur
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