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Interior-Expertin erklärt

Was wir uns bei der Einrichtung von den Japanern abschauen können

Auch heute legt man bei der japanischen Einrichtung viel Wert auf Holz und die Kombination zwischen traditionellen und modernen Elementen.
Auch heute legt man bei der japanischen Einrichtung viel Wert auf Holz und die Kombination zwischen traditionellen und modernen Elementen. Foto: Getty Images/iStockphoto

22.04.2024, 06:11 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Japanische Einrichtung gilt als minimal, flexibel, traditionell und modern gleichzeitig. myHOMEBOOK-Autorin und Interior-Expertin Daniela Matsuzaki hat einige Zeit in Japan verbracht und erklärt, welche Elemente wir uns von der japanischen Einrichtung und Innenarchitektur abschauen können.

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Japanische Einrichtung unterscheidet sich in einigen Bereichen fundamental von den Gewohnheiten, die wir hierzulande pflegen. Was die Wohnverhältnisse angeht, werden Räume etwa so eingerichtet, dass die Bedürfnisse verschiedener Personen, ob jung oder alt, jederzeit angepasst werden können. Eine minimale und moderne Einrichtung ist in Japan daher hoch im Kurs. Aber es gibt noch weitere Elemente, die japanische Wohnkultur ausmachen und für uns mitunter auch als Inspiration dienen können.

Traditionelle und moderne Elemente in der japanischen Einrichtung

Bei der modernen japanischen Einrichtung dürfen einige traditionelle und architektonische Elemente nicht fehlen. Daher legen auch heute viele Architekten und Designer Wert auf die Verwendung von Holz und die Kombination von traditionellen und modernen Elementen, die eine besondere Ästhetik und Funktionalität schaffen. Einfachheit, Harmonie, die Integration von Natur sowie die Platzierung von Ruhezonen sind wichtige Elemente und stellen somit eine Verbindung zur traditionellen Architektur her.

Viel Raum bei wenig Platz

Jedoch ist auch Hightech und eine moderne Gestaltung in der japanischen Einrichtung wichtig. Früher, so Mika Kasamatsu, Forscherin bei der nationalen Online-Wohnungsvermittlungsplattform Suumo, war es wichtig, dass Architektur und Einrichtung über verschiedene Lebensphasen hinweg geplant wurde. Jetzt achtet man mehr darauf, dass man Wohnen je nach Lebensphase optimieren kann. Daher legt man auch Wert auf eine moderne und minimale Möblierung, die flexibel ist. Platz ist in Japan kostbar und selten. Deswegen richtet man die Wohnung praktisch ein, um auch bei wenig Platz viel Raum zu generieren.

Japanischen Wohnungen sind meist kleiner, deswegen versucht man soviel Stauraum wie möglich zu schaffen.
Japanischen Wohnungen sind meist kleiner, deswegen versucht man soviel Stauraum wie möglich zu schaffen. Foto: Getty Images/iStockphoto

Japanischer Grundriss

Ein japanischer Grundriss unterscheidet sich nicht wesentlich von einem westlichen. In Japan ist der Eingang ein wichtiger Teil des Domizils. Hierzulande ist der Eingang auch nicht unbedeutend, denn er vermittelt den ersten Eindruck. Bei uns wird der Eingangsbereich genauso wie in Japan mit Garderobenschränken oder Schuhschränken eingerichtet. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied in der japanischen Einrichtung – doch mehr dazu später.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die offene Wohnküche, die die größte Fläche in der Wohnung oder im Haus ausmacht. An die Wohnküche grenzt oft ein weiteres Zimmer, welches vom Eingang aus erreicht werden kann. In Japan sind große Gänge nicht vorhanden, denn man versucht, den vorhandenen Platz optimal zu nutzen. Deswegen kann es auch sein, dass sich Räume aneinanderreihen. Oftmals wird das WC in einem Haus unter die Treppe gebaut, um Platz zu sparen. In der japanischen Einrichtung versucht man demnach, vorhandenen Platz bestmöglich zu nutzen, wie es die Shakers schon gemacht haben.

Stauraum gibt es in modernen Wohnungen genug, daher muss man sich nicht unbedingt um Schuhschränke und Garderobenmöbel kümmern. Denn diese werden beim Bau bereits mit eingeplant. Das hat gewisse Vorteile: Es stehen nicht zu viele Möbel im Weg und es sieht dadurch organisierter und aufgeräumter aus. Ein praktischer Vorteil, de einen großen Teil der japanischen Einrichtung ausmacht. Viele Paare leben in einem „2LDK“, was so viel wie zwei Zimmer, Wohnküche und Bad bedeutet. Meistens hat diese Wohnung eine Fläche von 50 bis 70 Quadratmeter.

Dazu passend: Was japanische Architektur so besonders macht

Offene Wohnküche

Die meisten Wohnungen in Japan haben eine offene Wohnküche, die mit einer modernen Einbauküche ausgestattet ist. Zudem gibt es einige nützliche Einbauten, Regale und auch begehbare Vorratsräume.

Die Küchen sind in Japan jedoch nicht so groß wie beispielsweise in Deutschland. Meistens ist der Küchenbereich mit einer Kochinsel oder einer einzigen Küchenzeile, die oft einer amerikanischen Küche mit Durchreiche ähnelt, möbliert. Wie bereits erwähnt werden in den neuen Wohnungen Schränke und Regale auch gleich in den Küchenbereich eingebaut, weshalb man mit dem vorhandenen Stauraum recht gut zurechtkommt.

Eine offene Wohnküche ist in der japanischen Einrichtung sehr beliebt.
Eine offene Wohnküche ist in der japanischen Einrichtung sehr beliebt. Foto: Getty Images

Schiebetüren in der japanischen Einrichtung

In der japanischen Einrichtung spielen zweifellos Schiebetüren und Trennwände eine wichtige Rolle. Damit kann man einen offenen Grundriss flexibler gestalten. Bei uns sind Schiebetüren weniger üblich. Allerdings ermöglichen sie, nach Bedarf den Raum zu verkleinern, zu vergrößern oder auch einen kleinen Rückzugsort zu schaffen.

Im Gegensatz zur traditionellen Gestaltung, bei der Schiebetüren oder Abdeckungen für Fenster (Shoji) oft mit Papierpaneelen versehen waren, bestehen moderne Varianten häufig nur aus Holz, Glas oder anderen Materialien. Shojis oder auch Schiebetüren verschwinden beim Öffnen immer vollständig in den Wänden. In modernen Apartments wird oft auf ein einheitliches Design geachtet, weshalb man häufig das gleiche Material für Türen, Einbauschränke, begehbare Schränke und Schiebetüren verwendet.

Genkan – der japanische Eingangsbereich

Jeder, der schon einmal in Japan war, kennt den typisch japanischen Eingangsbereich. Oft unterscheidet er sich nicht besonders von unseren eigenen. Mit einer Ausnahme: Der Eingangsbereich ist in der Regel niedriger als der Rest der Wohnung.

Diese Unterscheidung spielt eine wichtige Rolle in der japanischen Einrichtung. Denn somit signalisiert man deutlich, dass man bis hierhin (mit Schuhen) nicht weiter eintreten sollte. Das soll verhindern, dass die Wohnung mit Schuhen betreten wird. In Japan geht man bei der Gestaltung sehr praktisch vor. In Einbauschränken im Eingangsbereich lassen sich Schuhe, Jacken und Taschen ordentlich verstauen.

Man misst in Tatami

Tatami-Matten werden in einem japanischen Grundriss als Einheit verwendet, um die Raumgröße wiederzugeben. Ein Schlafzimmer mit 14,2 Quadratmetern wird auf dem Grundriss mit 9,4 J dargestellt, was so viel wie 9,4 Tatami-Matten bedeutet. Die Standardgröße in Japan liegt dafür in weiten Teilen Japans bei etwa 1,80 mal 0,88 Meter –in Tokio allerdings nur bei 1,76 mal 0,88 Meter. Das hat mit dem Platzmangel in den Großstädten zu tun. Zimmer und Wohnungsgröße sind vor allem in Tokio um einiges kleiner. Ein Raum mit 4,5 Matten gilt als klein oder leicht beengt, während ein Raum mit einer Größe von acht oder zehn Matten im Allgemeinen relativ groß ist.

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Washitsu – das Tatami-Zimmer

Das Tatami-Zimmer, auch Washitsu genannt, ist eindeutig ein traditionelles Element, das seinen Weg in die moderne, japanische Einrichtung gefunden hat. Dabei wird das Zimmer dabei mit Tatami-Matten ausgelegt. Diese sind sehr bequem und bringen viel Komfort, wenn man sich auf dem Boden ausruhen möchte.

Allerdings ist nicht jede moderne Wohnung mit einem Tatami-Zimmer ausgestattet. Hat man eines, kann man sich jedoch glücklich schätzen, denn ein Tatami-Zimmer ist so gestaltet, dass man es vielseitig einsetzen kann. Zum Teil kann man mit einer Trennwand den offenen Wohnraum abtrennen. Dort kann man zur Ruhe finden, gerne wird das Zimmer aber auch als Büro oder Gästezimmer fernab von anderen übrigen Aktivitäten im Haus genutzt.

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Hightech-Badezimmer und WC

Badezimmer und WC werden in der japanischen Einrichtung und Architektur meist getrennt. Oftmals befindet sich die beiden Räume zwischen Eingangsbereich und offener Wohnküche. Die Toilette ist immer mit einem vollautomatischen Dusch-WC ausgestattet. Der Toilettensitz kann erwärmt werden, was an kalten Tagen sehr angenehm sein kann. Oft öffnet sich der Deckel, wenn man sich der Toilette nähert. Zudem schließt er sich wieder und spült meist automatisch ab, wenn man mit dem Toilettengang fertig ist. Das Hightech-WC lässt sich ganz individuell steuern und kann so eigene Bedürfnisse berücksichtigen.

Das Badezimmer hat überwiegend einen kleinen Vorraum, in dem sich Waschmaschine und Waschtisch befinden. Von dort aus gelangt man oft durch eine kleinere Türe in den Spa-Bereich, indem sich eine Dusche und eine Wanne befinden. In der Badewanne wäscht man sich eigentlich nicht. Sie wird primär zum Entspannen genutzt und ähnelt einem Onsen, einem traditionellen japanischen Thermalbad. Bevor man sich in die Wanne legt, duscht man sich vorher in der Dusche ab.

Um das warme Bad auch für andere Familienmitglieder zugänglich zu machen, ist die Badewanne mit zwei abnehmbaren Deckeln ausgestattet, die das Wasser vor Verschmutzung und dem Kaltwerden schützen. Das Wasser in der Badewanne lässt sich immer wieder mit einem Umlauferhitzer erwärmen. Ein Minicomputer bringt das Badewasser auf die optimale Temperatur. Normalerweise füllt man die Badewanne alle drei Tage mit frischem Wasser auf.

Übrigens: Diese Eigenheit beim Baden hat auch Vorteile für die Umwelt: Das alte Badewasser verwendet man zum Waschen der Wäsche in der Waschmaschine. Dafür gibt es einen Schlauch, den man in die volle Badewanne hängt. Dieser pumpt das Wasser heraus und befördert es in die Waschmaschine.

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