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Nachhaltige Alternative zu Styropor

Forscher entwickeln neuartigen Dämmstoff aus Popcorn

Popcorn Häuser dämmen: Ein kleiner Junge sitzt verwundert vor einer Popcorn-Maschine
Popcorn ist für viele Überraschungen gut – womöglich taugt der Snack auch als Baustoff Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

23.12.2021, 16:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es klingt etwas bizarr, ist aber wohl bald marktfähig. Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem man mit Popcorn Häuser dämmen kann. Ein erstes großes Dämmstoff-Unternehmen hat nun die Lizenz zum Produzieren erworben. Das biologische Material soll Styropor ersetzen, das bislang zum Dämmen eingesetzt wird.

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Mit Popcorn kann man zukünftig Häuser dämmen. Ja, richtig gelesen. Wissenschaftler von der Universität Göttingen (Niedersachsen) haben ein Verfahren entwickelt, das aus dem Puffmais-Snack einen stabilen, nachhaltigen und vielseitig einsetzbaren Werkstoff macht. Das Material ist damit eine ernst zu nehmende Alternative zu Styropor, einem Kunststoff, der alles andere als biologisch abbaubar ist. Die Hoffnung der Forscher: Das Popcorn-Material ersetzt nach und nach viele Produkte, die bis heute mit Styropor verarbeitet sind. Mit Popcorn können etwa Verpackungsprodukte, aber auch Möbel hergestellt werden. Das Anwendungsgebiet ist aber auch noch vielfältiger, zum Beispiel auf dem Bau.

Mit Popcorn Häuser dämmen – erstes großes Unternehmen zeigt Interesse

Die Baubranche hinkt immer noch gewaltig hinterher, was Nachhaltigkeit und klimaschonendes Bauen betrifft. Händeringend wird nach nachhaltigen und zukunftsträchtigen Werkstoffen und Baumaterialien gesucht und geforscht. In der Entwicklung ist zwar schon vieles ins Rollen gekommen, der Dämmstoff aus Popcorn leistet nun einen weiteren Beitrag zum nachhaltigen Bauen.

So hat kürzlich eine große deutsche Unternehmensgruppe, die auf Dämmstoffe spezialisiert ist, mit der Universität Göttingen einen Lizenzvertrag über die kommerzielle Nutzung des neuen Materials abgeschlossen. Dämmmaterial aus Popcorn soll zukünftig Teil des Firmen-Portfolios sein.

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Häuser dämmen mit Platten aus Popcorn

Schon seit einigen Jahren forscht die Arbeitsgruppe „Chemie und Verfahrenstechnik von Verbundwerkstoffen“ an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen an dem knackigen Verbundwerkstoff. Obwohl „knackig“ die Sache nicht ganz trifft. Durch das neu entwickelte Verfahren sind Dämmplatten, Verpackungen oder Möbel aus Popcorn extrem stabil, besitzen jedoch nur ein geringes Gewicht. Besonders die hervorragende Dämmeigenschaft und der gute Brandschutz zeichnen die Qualität der Popcorn-Platten aus, wie es in der Pressemitteilung der Firma Bachl steht, die die Lizenz erworben hat.

Andreas Paul leitet den Bereich Anwendungstechnik und Produktentwicklung bei Bachl. Er weist auf einen wichtigen Aspekt hin: „Der neue Dämmstoff aus biologischen Bestandteilen schont Ressourcen und zeichnet sich darüber hinaus durch Langlebigkeit, vielfältige Einsatzmöglichkeiten, geringes Gewicht und damit einfaches Handling, niedrige Transport- und Energiekosten aus.“

Wie wurde das neuartige Popcorn entwickelt, um Häuser zu dämmen?

Zuerst trocknet der Puffmais in einer Maschine, ähnlich einem Ofen. Anschließend säubern ihn die Experten industriefertig. Die Körner werden danach zu Schrot klein gemahlen. Das Granulat pressen die Wissenschaftler schließlich in Form, beispielsweise zu Dämmplatten.

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Was ist der Vorteil von Popcorn gegenüber Kunststoffen als Werkstoffe?

Popcorn ist nichts anderes als aufgepuffter Mais. Und dieser nachwachsende, pflanzliche Rohstoff kann lokal angebaut werden, was klimaschädliche Transportwege deutlich verkürzt. Biobasiertes Material aus Popcorn besitzt keine toxischen Stoffe und ist lebensmittelecht, kann also gut in der Verpackungsindustrie eingesetzt werden. Produkte aus Popcorn sind recycelbar und kompostierbar.

Keine Frage, ohne Kunststoff geht nicht viel in unserer Welt. Das Problem: Kunststoffe werden aus Erdöl und anderen Ressourcen gewonnen, die immer knapper werden. Und offensichtlich versinkt die Welt mehr und mehr in Plastikmüll. Styropor ist wie andere Kunststoffe nicht biologisch abbaubar, die Spuren der Plastik-Epoche bleiben der Menschheit für sehr lange Zeit erhalten. Den Göttinger Forschern um Alireza Kharazipour ist mit der Werkstoff-Alternative aus Popcorn nichts anderes als ein echter Coup gelungen.

Themen Nachhaltig leben
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