
23. Mai 2025, 12:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Markt für Heizungen in Deutschland stürzt weiter ab – obwohl Millionen Anlagen veraltet sind. Woran das liegt und was die Branche nun von der Bundesregierung fordert.
Im ersten Quartal 2025 ist der Heizungsabsatz in Deutschland erneut stark gesunken. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) sieht aufgrund des Einbruchs dringenden politischen Handlungsbedarf, um den Modernisierungsstau im Wärmemarkt zu beheben.
Einbruch in Heizungsindustrie – Wärmepumpen nur kleiner Lichtblick
Im ersten Quartal 2025 wurden in Deutschland lediglich 147.000 Heizungen verkauft – ein Rückgang von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2024 lag der Wert noch bei 217.500 Anlagen. Bereits im Gesamtjahr 2024 war ein dramatischer Einbruch von 46 Prozent zu verzeichnen. Die Zahlen veröffentlichte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), der sämtliche gängige Heiztechnologien – von Gas- bis Biomasseanlagen – erfasst.
Zwar konnte sich das Segment der Wärmepumpen leicht erholen. Mit einem Plus von 35 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahr wurden 62.000 Einheiten abgesetzt. Doch der von der Politik angestrebte Zielwert von jährlich 500.000 installierten Wärmepumpen bleibt damit weit entfernt. Besonders gravierend ist der Rückgang bei Gasheizungen – obwohl rund 5,6 Millionen dieser Systeme technisch überholt sind.
Schleppende Entwicklung gefährdet Klimaziele
Laut einer aktuellen Prognose des BDH könnte der Heizungsabsatz 2025 gegenüber dem Vorjahr nochmals um drei bis dreizehn Prozent sinken – je nach Rahmenbedingungen. Damit droht das schlechteste Ergebnis seit einem Jahrzehnt. Der Gebäudereport 2025 der Deutschen Energie-Agentur (dena) unterstreicht die Dringlichkeit einer Modernisierung: 18 Prozent aller Heizungen stammen noch aus der Zeit vor 1995 und sind somit 30 Jahre oder älter.
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Industrie warnt vor wirtschaftlichen Folgen
„Die Heizungsbranche ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor am Industriestandort Deutschland“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. „Jede abgesetzte Heizung stärkt nicht nur die industrielle Fertigung und sichert Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk, ein höherer Absatz moderner Heizsysteme im Heimatmarkt führt auch zur Steigerung der inländischen Wertschöpfung und ermöglicht es den Unternehmen in den Standort Deutschland zu investieren.“ Jetzt müsse die neue Bundesregierung liefern, fordert Staudt.

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Rechtliche Vorgaben reformieren, Förderung stabilisieren
Als zentralen Hebel zur Wiederbelebung des Heizungsmarktes nennt der BDH eine praxisnahe Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), insbesondere des § 71. Demnach müssen neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent auf erneuerbaren Energien basieren. Die derzeitige Ausgestaltung werde als „zu kleinteilig und kompliziert“ empfunden. Viele Bürger sähen die Vorgaben als „Bevormundung“.
Zudem fordert der Verband eine langfristig gesicherte Förderung ohne kurzfristige Kürzungen oder Stopps – mit Blick auf den noch ausstehenden Bundeshaushalt 2025 ein entscheidender Punkt. Die Förderung müsse vereinfacht und die Bürokratie reduziert werden. Gleichzeitig gelte es, die hohen Energiekosten im europäischen Vergleich zu senken, um den Einsatz klimaneutraler Technologien attraktiver zu machen. „Die kommende Bundesregierung muss dringend Maßnahmen ergreifen, die den Heizungsmarkt auf einen langfristig verlässlichen Wachstumspfad zurückführen“, fordert Staudt.
Auch die Kommunale Wärmeplanung sieht der Verband kritisch. Dort, wo keine Fern- oder Nahwärme geplant sei, müssten entsprechende Gebiete frühzeitig verpflichtend ausgewiesen werden, um Investitionssicherheit zu schaffen. Darüber hinaus fordert der BDH Maßnahmen gegen den stagnierenden Wohnungsbau – unter anderem den Effizienzhaus-55-Standard als Vorgabe beizubehalten und nicht weiter zu verschärfen.