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Alarmierende Zahlen

Baugenehmigungen 2023 bisher deutlich unter Vorjahresniveau

Baugenehmigungen 2023
Auf den Baustellen geht es vielerorts nicht so schnell voran wie geplant. Auch die Zahl der Baugenehmigungen bleibt hinter den Erwartungen zurück. Foto: Getty Images
Felix Mildner
Redaktionsleiter

22.08.2023, 11:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland sieht die Politik vor, Wohnraum im großen Stil zu schaffen. Leider sieht die Realität anders aus. Die Zahl der Baugenehmigungen geht deutlich zurück, wie eine aktuelle Analyse zeigt.

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Im ersten Halbjahr 2023 erhielten in Deutschland insgesamt 135.200 Wohnungsbauprojekte grünes Licht zur Umsetzung. Was zunächst nach einer stolzen Summe klingt, entpuppt sich in Wahrheit als ernüchterndes Ergebnis. Denn im Kern handelt es sich dabei um einen Rückgang von 27,2 Prozent beziehungsweise 50.600 Baugenehmigungen weniger im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Allein im Juni 2023 verzeichnete Destatis einen markanten Rückgang um 28,5 Prozent bei den erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Baugenehmigungen 2023 im Vergleich gesunken

Von Januar bis Juni 2023 wurden insgesamt 111.500 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht einem deutlichen Rückgang von 30,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei verringerte sich die Anzahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um über ein Drittel (-35,4 Prozent) auf 27.000.

Bei Zweifamilienhäusern sank die Zahl der genehmigten Wohnungen sogar um mehr als die Hälfte (-53,4 Prozent) auf 7700. Auch im Fall von Mehrfamilienhäusern – der Gebäudeart mit den meisten Wohnungen – gab es einen spürbaren Rückgang von über einem Viertel (-27,0 Prozent) auf insgesamt 72.400 genehmigte Wohnungen.

Wohnbauförderung zeigt sich noch nicht

400.000 neue Wohnungen sollten eigentlich laut dem Bauministerium entstehen – und zwar jedes Jahr bis 2025. Die Realität sieht leider anders aus. Den Statistikern zufolge dürften vor allem die gestiegenen Baukosten und verschlechterte Finanzierungsbedingungen maßgeblich zu dem Rückgang an Bauprojekten beigetragen haben. Und das, obwohl es seit März 2023 die Möglichkeit zur Wohnbauförderung für klimafreundlichen Neubau der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt.

Diese Förderung steht unter anderem Privatpersonen für den Eigenbedarf oder die Vermietung sowie Unternehmen offen. Laut dem Statistischen Bundesamt hat sich bisher noch keine eindeutige Auswirkung dieser Maßnahmen auf die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen gezeigt.

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Verbände äußern Kritik und fordern Maßnahmen

„Die Bilanz für das erste Halbjahr 2023 zeigt im Wohnungsbau ein ungemein düsteres Bild“, erklärt Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Eine Besserung sei laut dem Hauptgeschäftsführer nicht in Sicht. „Nach wie vor sorgen Zinssteigerungen, deutlich zulegende Baukosten, nochmals erhöhte energetische Anforderungen und die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Politik für ein Umfeld, in dem Investoren weiter auf der Bremse stehen.“

Der Verband Privater Bauherren e.V. spricht nach myHOMEBOOK-Anfrage von einer „dramatischen Entwicklung für alle Wohnungssuchenden“, aber auch für alle, die für das Alter vorsorgen und mietfrei wohnen möchten. „Die derzeitigen Programme der Bundesregierung sind notorisch unterfinanziert, was nur deswegen nicht auffällt, weil die Förderbedingungen so hohe Hürden setzen, dass nur wenige Bauherren es schaffen, die teilweise völlig praxisfremden Bedingungen zu erfüllen“, erklärt Verbandssprecher Paul Lichtenthäler. Der Bauindustrie-Verband fordert zudem folgende Maßnahmen seitens der Politik:

  • die massive Ausweitung des Zinsverbilligungsprogramms der KfW,
  • die Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten,
  • die Absenkung der Grunderwerbsteuer,
  • eine Investitionszulage für öffentliche Wohnungsgesellschaften und
  • die Aussetzung des EH40-Standards bei öffentlichen Förderprogrammen.

„Wichtig für private Haushalte und Investoren sind langfristig verlässliche Rahmenbedin­gungen. So hat sich zum Beispiel bei den Wärmepumpen die Zahl der Anträge auf Förde­rung im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr auf 50.000 halbiert“, erklärt Müller. Dies zeige, wie eigent­lich gut gemeinte, aber schlecht kommunizierte Initiativen die Menschen verunsichern.

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