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Und wie das Ministerium reagiert

Was Bauherren-Verbände jetzt von der neuen Bauministerin fordern

Paar vor Haus im Garten
Viele Menschen haben den Traum vom Eigenheim – doch nicht alle können ihn sich auch erfüllen Foto: Getty Images

20.01.2022, 14:55 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Den Traum vom Eigenheim haben viele Menschen in Deutschland. Denn Wohneigentum gehört zu den besten Formen der Altersvorsorge. Sich diesen Traum auch erfüllen zu können, wird jedoch etwa wegen steigender Kosten immer schwieriger. Bauherren-Verbände hoffen daher auf Verbesserungen von der neuen Bundesregierung – und dem neuen Bundesbauministerium.

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Steigende Kosten für Materialien und Grundstücke, kaum Möglichkeiten, um selbst Eigenkapital zu schaffen: Künftige Bauherren in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden wird so zunehmend schwieriger zu realisieren. Erstmals seit Jahren gibt es mit der neuen Ampel-Koalition aber auch wieder ein Bauministerium – das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Zuletzt bestand es von 1949 bis 1998. An der Spitze steht die SPD-Politikerin Klara Geywitz.

Deutsche Bauherren-Verbände hoffen durch die Wiederbelebung des Ministeriums auf Veränderungen – und Erleichterungen für künftige Häuslebauer. Aber wird künftig wirklich der Bau von Einfamilienhäusern erleichtert? Profitieren Bauherren vom neuen Bauministerium? myHOMEBOOK hat nachgefragt – und das Ministerium mit den Anforderungen der Bauherren-Verbände konfrontiert.

Was ist das große Ziel des neuen Bauministeriums?

400.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr bis 2025 entstehen. Für die neue Bauministerin Klara Geywitz steht dabei bezahlbarer und klimaneutraler Wohnraum im Fokus. 100.000 Wohnungen möchte die SPD-Politikerin im Sozialen Wohnungsbau schaffen. Private Eigentümer werden dabei als „wichtige Akteure“ für die Zielumsetzung angesehen, erklärte eine Sprecherin des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf myHOMEBOOK-Nachfrage. „Private Bauherren und private Unternehmen werden auch weiterhin einen großen Teil der Wohnungsbautätigkeit leisten“, heißt es.

Zur Erreichung der Ziele brauche es einen Schulterschluss aller Akteure des Wohnungsmarkts. Im Mittelpunkt: neue Mietwohnungen. Eigenheime sind offenbar erst mal Nebensache. Und das, obwohl sie einen Großteil der Bauoffensive ausmachen sollen. So erklärt es zumindest der Bauherren-Schutzbund.

Den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge würden circa 150.000 Wohnungen auf selbst nutzende Wohneigentümer entfallen, so Erik Stange vom Bauherren-Schutzbund zu myHOMEBOOK. Das bedeutet, dass das Bauministerium jährlich auf 150.000 private Bauherren angewiesen ist, um die Zielmarke von 400.000 zu erreichen. Doch die Häuslebauer müssen sich das auch leisten können. „Die Zahlen verdeutlichen die Relevanz der künftigen Bauherren. Deshalb sollten auch die Probleme, mit denen potenzielle Bauherren zu kämpfen haben, ernst genommen werden“, sagt Stange. Zur Erreichung der gesetzten Ziele will das Bauministerium zeitnah ein „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ starten.

Private Bauherren kämpfen mit zahlreichen Problemen

Um heutzutage ein Haus für die Eigennutzung zu bauen, gibt es einige Hürden zu meistern. Akute Probleme sind: steigende Preise bei Baumaterialien und Grundstücken sowie fehlendes Bauland. Der Bauherren-Schutzbund begrüße laut Stange grundsätzlich die Schaffung eines eigenständigen Bauministeriums. Doch um die „hochgesteckten wohnungspolitischen Ziele“ auch erreichen zu können, müssten die Belange und Hindernisse privater Bauherren und Wohnungskäufer in den Blick genommen werden. Gemeint sind: „Baulandknappheit, steigende Baupreise und Verbesserung des Verbraucherschutzes“. Das neue Bauministerium erkennt zumindest das Problem der Baulandknappheit. „Sehr wichtig ist auch, dass das nötige Bauland für den Wohnungsbau zügig bereitgestellt wird“, entgegnet die Bauministeriums-Sprecherin.

Auch interessant: Wann braucht man eine Baugenehmigung?

Was fordern die Bauherren-Verbände vom neuen Bauministerium?

Der Traum vom Eigenheim bleibt für viele also zunächst ein Traum. Die Hürden bis zum eignen Haus sind hoch – selbst für Familien mit gutem Einkommen. Oft fehlt das nötige Eigenkapital. Denn ohne das stehen die Chancen auf einen Bankkredit mit guten Konditionen eher schlecht. „Wer sich hier nicht auf finanzielle Hilfe der Familie stützen kann, dem bleibt bisher der Weg ins eigene Heim trotz soliden eigenen Einkommens oft versperrt“, sagt Corinna Merzyn vom Verband Privater Bauherren zu myHOMEBOOK. Daher die Forderung an das neue Regierungsbündnis, die angekündigten Tilgungszuschüsse und Zinsverbilligungen auch umzusetzen. Diese seien dringend notwendige Maßnahmen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Verband Privater Bauherren fordert, den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern, indem eigenkapitalersetzende Darlehen angeboten werden. Werde das umgesetzt, dann schaffe die Politik endlich den Schritt in Richtung mehr Chancengleichheit, erklärt Merzyn.

„Wohnen in den eigenen vier Wänden ist ein großer Wunsch der meisten Menschen in Deutschland und eine Vorsorge für das Alter.“


– Architektin Dipl.-Ing. Corinna Merzyn, Verband Privater Bauherren

Die Grunderwerbssteuer soll reformiert werden

Die neue Ampel-Koalition hat beschlossen, den Bundesländern mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Grunderwerbssteuer zu geben. So sollen die Hürden für den Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum sinken. Dafür sind Bundesmittel vorgesehen. Um das Ganze auch finanzieren zu können, sollen Steuer-Schlupflöcher geschlossen werden. In dem Fall handelt es sich um sogenannte „Share Deals“, mit denen Konzerne Grunderwerbssteuer einsparen können. Diese Möglichkeit soll es dann nicht mehr geben. Merzyn zu myHOMEBOOK: „Die Umsetzung dieses Vorhabens muss dringend verbindlich und zeitnah festgeschrieben werden, sonst bleibt es bei der Ankündigung und damit ein zahnloser Tiger.“

Die Grunderwerbssteuer trägt maßgeblich zu den Erwerbsnebenkosten bei. Diese sind meist so hoch, dass sie die eigenen vier Wände nennenswert verteuern, erklärt die Diplom-Architektin. „Für Schwellenhaushalte muss es aber in Zeiten sinkender Renten künftig möglich sein, im Alter mietfrei in der eigenen Wohnung zu wohnen. Diese Vorsorge zu ermöglichen ist letztlich auch eine soziale Frage, die es politisch nachhaltig zu gestalten gilt.“

Auch der Bauherren-Schutzbund begrüßt die geplante Reform der Grunderwerbssteuer. Er fordert ebenfalls eine schnelle Umsetzung – vor allem in den Bundesländern mit besonders hohen Steuersätzen. „Bei weiterhin steigenden Bau- und Kaufkosten ist eine Anpassung des Steuersatzes ein wirksames und flächendeckendes Instrument, Bauherren und Immobilienkäufer finanziell zu entlasten“, findet Stange vom Bauherren-Schutzbund.

Wie geht das neue Bauministerium mit den Bauherren-Forderungen um?

Das Bauministerium hat zumindest das Finanzierungs-Problem der Bauherren erkannt. „Haushalten mit geringem bis mittlerem Einkommen fehlt zum Wohneigentumserwerb trotz der günstigen Finanzierungsbedingungen sehr häufig das notwendige Eigenkapital“, sagt die Bauministeriums-Sprecherin zu myHOMEBOOK. Diese Hürde möchte das Ministerium abbauen, damit der Kauf von selbst genutztem Wohneigentum leichter möglich ist. Dazu soll die von der Ampel-Koalition angekündigte flexiblere Grunderwerbssteuer beitragen.

Dennoch setzt das Ministerium darauf, dass künftige Bauherren und Hausbesitzer Eigenkapital auch selbst aufbauen. „Die verbesserte Wohnungsbauprämie wird ebenfalls ihre Wirkung entfalten. Sie hilft, das nötige Eigenkapital Schritt für Schritt aufzubauen“, so die Sprecherin. Die Wohnungsbauprämie ist eine Art Belohnung für Bausparer. Es handelt sich um einen staatlichen Zuschuss, den man nicht zurückzahlen muss. 2021 wurde die Förderung erhöht. Außerdem profitieren noch mehr Menschen, da auch die Einkommensgrenze erhöht wurde.

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Klimaschutz ist auch beim Wohnen wichtig

Das Gebäudeenergiegesetz soll weiterentwickelt und die Anforderungen sollen verschärft werden, um den Klimaschutz im Gebäudebereich voranzubringen. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien sieht vor, dass 2025 die Effizienzklasse KfW 40 als Neubaustandard gilt. Dabei geht es um die Energieeffizienz eines Gebäudes. Bei einem KfW-Energieeffizienzhaus 40 ist beispielsweise der Wärmeenergieverbrauch um 60 Prozent geringer als bei einem vergleichbaren Neubau. Maßnahmen dafür sind etwa ein umfangreicher Wärmeschutz sowie eine hochwertige Dach- und Bodenplattendämmung. Der Bauherren-Schutzbund fordert, die Förderbedingungen deutlich zu verbessern, damit diese Pläne auch gelingen.

„Bauherren müssen sich klimaschonendes Bauen auch leisten können.“

Erik Stange, Pressesprecher Bauherren-Schutzbund

Das Bauministerium sieht sich in diesem Bereich auf dem richtigen Weg: „Die jüngst gestartete Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) setzt bereits durch eine neue, attraktive Förderstruktur und verbesserte Anreize wichtige Impulse auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebereich“, erklärt die Sprecherin. Damit Wohnen auch bezahlbar bleibt, will das Bauministerium zudem auf eine sozial verträgliche Erreichung der Klimaschutzziele hinwirken und dabei auch die Entwicklung innovativer Ansätze unterstützen.

400.000 neue Wohnungen pro Jahr bis 2025 – das neue Bauministerium hat sehr ambitionierte Ziele. Aber nicht nur das: Die Wohnungen sollen auch noch bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm und innovativ sein. Diese Mammutaufgaben wird nur zu stemmen sein, wenn sich alle Beteiligten einbringen. Ohne die Mithilfe privater Bauherren wird dieses Ziel wohl nicht zu erreichen sein.

Themen Immobilien
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