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Experten geben Tipps

Mit einem Solar-Carport Haus und E-Auto mit Strom versorgen

Solar-Carport
Strom für das E-Auto könnte in Zukunft direkt vom Solar-Carport stammen Foto: Getty Images / Scharfsinn86

18.08.2023, 10:55 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Solaranlagen gibt es nicht nur für Hausdächer oder in Form von Balkonkraftwerken, sondern auch auf dem Carport. Was steckt hinter dem Konzept „Solar-Carport“? Was Eigentümer darüber wissen sollten, lesen Sie hier.

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Auch das Dach eines Carports bietet die Möglichkeit für eine Solaranlage. Zwei Experten erklären bei myHOMEBOOK, was beim Solar-Carport zu beachten ist: Stefan Hoffmann, Energiefachmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sowie Harald Baumeister, Gründer und Chef des Unternehmens Sopago, das Solar-Parkplatzüberdachungen herstellt.

Eignet sich jeder Carport für eine PV-Anlage?

Nein, sagt Stefan Hoffmann von der Verbraucherzentrale. Die Verschattung des eigenen Hauses oder das des Nachbarn kann die sinnvolle Nutzung verhindern. Carports sind zudem nicht dafür ausgelegt, größere Lasten wie PV-Module zu tragen. „Daher ist es wichtig, einen Carport zu errichten, der von Beginn an zur Nutzung als PV-Carport ausgelegt wurde“, betont Harald Baumeister, fügt aber an: „Im privaten Bereich gibt es bei solchen Carport-PVs mehr Freiheiten als bei der Installation als im öffentlichen Bereich.“ Das sind etwa Firmenparkplätze.

Was muss vor der Installation geprüft werden?

Wichtig sind die Genehmigungsfähigkeit, die mögliche Stromausbeute und die Tragfähigkeit des Bodens. „Für einen PV-Carport im öffentlichen Raum ist immer eine Baugenehmigung erforderlich“, betont Experte Baumeister. Es lohnt sich, frühzeitig auf das lokale Bauamt zuzugehen, da die Regelungen in den Kommunen und Bundesländern unterschiedlich sind.

Zusätzlich muss man beim lokalen Netzbetreiber eine Netzprüfung zur Einspeisung des Stroms stellen. Die Stromausbeute hängt von möglichen Verschattungen durch Gebäude und Bäumen ab und kann von uns errechnet werden.

Auch interessant: Solarthermie oder Photovoltaik – was ist die bessere Wahl?

Süd-Richtung dürfte perfekt sein, oder?

Nicht zwingend, sagt Hoffmann. Die Himmelsrichtung West-Ost bringt zwar rund 20 Prozent weniger Ertrag, hat aber einen höheren Eigenverbrauch. Denn ein Satteldach mit 10 Prozent Neigung ist sehr flexibel, es lässt sich in alle Himmelsrichtungen aufstellen, der Ertrag hier ist gleichmäßiger als bei der Südausrichtung über den Tag verteilt.

Ist die PV-Anlage ein „eigenes“ Dach für den Carport?

Es gibt PV-Anlagen, die auf bestehende Dächer montiert werden können – je nach Konstruktion. Dort ist es aber sehr wichtig, dass dafür die Statik (einschließlich der Schneezone) überprüft wird. In Deutschland gibt es verschiedene „Schneezonen“ mit maximalen Schneelasten. Heißt: In Freiburg fällt erfahrungsgemäß weniger Schnee als in den Alpen, das muss berücksichtigt werden.

Carport mit PV-Modul
In diesem Beispiel ersetzt das PV-Modul das Dach des Carports Foto: Getty Images / Marina Lohrbach

Nachrüsten ist aber immer aufwendiger als einen Carport gleich komplett mit PV-Anlage zu realisieren. Solardachprofi Baumeister sagt: „Von Planung, Genehmigung und richtiger statischer Auslegung über Konstruktion, Verkabelung und Anschluss bis hin zur Finanzierung gibt es hier eine Menge Synergien.“

Energieexperte Hoffmann erklärt: Beides ist möglich. „Wenn die PV-Module das Dach sein sollen, müssen sie als Bauteil zugelassen sein. Das erfüllen in Deutschland aktuell nur sehr weniger Module.“

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Gib es ein Maximalgewicht für so eine Anlage?

Die Statik sorgt für das Limit, erklärt Verbraucherzentrale-Berater Hoffmann. Ein Standard-Modul wiegt 20 bis 25 Kilogramm. Solarprofi Baumeister verweist aber darauf, dass das Gewicht auch von der Bodenbeschaffenheit und der Fundamentierung der Anlage abhängt. Zudem ist im öffentlichen Bereich die maximale Anpralllast von Fahrzeugen zu berücksichtigen. Das heißt: Wenn ein Auto mit maximal 10 Stundenkilometer gegen die Stützen fährt, darf der Carport, etwa auf einem Firmengelände, nicht einstürzen.

Unterscheiden sich die Module von denen auf dem Hausdach?

Solar-Carport
Diese 3D-Grafik zeigt, wie der Solar-Carport zur Stromversorgung für E-Auto und Haus eingesetzt werden kann Foto: Getty Images / Marc_Osborne

Im Prinzip nicht, sagen Baumeister und Hoffmann. „Es sei denn, die Module sollen das Dach bilden“, erklärt der Fachmann von der Verbraucherzentrale. Sinnvoll für Carports sind sogenannte bifaziale (also zweigesichtige) Glas-Glas-Module, die auf beiden Seiten Strom erzeugen können und teilweise transparent sind. „Diese eignen sich aber nicht für Hausdächer“, erklärt PV-Profi Baumeister.

Gibt es schon Fertiglösungen, also Carport mit integrierter PV-Anlage?

Ja, die gibt es, aktuell aber vor allem noch für den gewerblichen Bereich. Hersteller weiten das Konzept aber momentan auch auf private „Häuslebauer“ aus.

Was ist bei einer Installation zu beachten?

„Da es sich hier um eine komplexe Anlage handelt, die Strom erzeugt, würde ich dringend davon abraten, die Montage ohne Fachkenntnis durchzuführen“, sagt Baumeister. Für den Anschluss muss ohnehin ein Elektroinstallateur bemüht werden, das ist rechtlich vorgeschrieben. Und der wird ungern für eine Anlage unterschreiben, die er nicht selbst eingebaut hat.

Auf einen wichtigen Punkt weist Experte Hoffmann bei der Wahl des Steckers hin, über den der Strom dann vom Dach ins Haus kommt: „Wenige Netzbetreiber erlauben Schuko-Stecker, die meisten fordern den Wieland-Stecker.“ Hier sollten sich die Eigentümer der Carport-PV-Anlage frühzeitig beim jeweiligen Netzbetreiber informieren.

Wie viel Strom liefert ein Solar-Carport?

Das kommt auf die Qualität der Solarmodule und die Ausrichtung zur Sonne an. Es gibt Solarcarports, die liefern durchschnittlich 3,5 bis 4 Kilowatt Peak pro Stellplatz, oder 250 Watt Peak pro Quadratmeter. Der Bedarf für 1 Kilowatt Leistung liegt etwa bei 5 Quadratmeter Fläche, erläutert Hoffmann von der Verbraucherzentrale. „Der Ertrag schwankt je nach Ausrichtung“, sagt auch er.

Kann so eine PV-Anlage auch zu groß sein? Droht dann Überhitzung?

Eine Überhitzung ist nicht abhängig von der Größe der Anlage. Die Kabel und Wechselrichter müssen aber für die Größe der Anlage ausgerichtet sein, betont Solarprofi Baumeister. „Gerade bei PV-Carports haben wir auch den Abstand zum Boden und damit eine bessere Kühlung der Anlage.“

Auch Experte Hoffmann schließt eine Überhitzung aus. „Die Module und Wechselrichter müssen aufeinander abgestimmt sein“, sagt er. „Zu groß kann eine PV-Anlage aber aus wirtschaftlichen Gründen sein: Wenn etwa viel eingespeist, aber wenig verbrauch wird.“

Kann die PV-Anlage direkt ans Haushaltsnetz angeschlossen werden?

Sie wird nicht angeschlossen, sondern „eingesteckt“, sagt Hoffmann. Wenn es sich um Stecker-PV handelt, so kann das Gerät über eine Steckdose „angeschlossen“ werden. Eine größere PV-Anlage wird von einem Elektrofachbetrieb fest in das Hausnetz integriert.

Experte Baumeister erläutert: „Der Anschluss ans Haushaltsnetz erfolgt mit einem eigenen Zähler über den Wechselrichter. Dabei kann auch ein Speichermodul eingebunden werden, sodass ein Teil des selbst erzeugten Solarstroms beispielsweise nachts noch für den Haushalt zur Verfügung steht, um nicht wieder auf den Versorger zurückgreifen zu müssen, wenn die PV-Anlage nicht produziert.“

Wie funktioniert dieser Anschluss?

Der in der PV-Anlage erzeugte Gleichstrom wird im Wechselrichter zu Wechselstrom umgewandelt und durch ein Zählwerk im Haus ins Stromnetz eingespeist. Der erzeugte Strom wird zunächst immer da eingesetzt, wo der Verbraucher in der Nähe ist, etwa im Gebäude, bei der Ladestation oder in den Batteriepuffer. Der restliche, nicht selbst verbrauchte Strom wird in das lokale Stromnetz eingespeist. Das ist für PV-Anlagenbetreiber derzeit die wirtschaftlichste Lösung.

Braucht man einen Wechselrichter?

„Ja, ein Wechselrichter wird immer benötigt, da die PV-Anlage Gleichstrom erzeugt“, sagt Baumeister. Zur Einspeisung ins Netz, Haus oder öffentlich, muss dieser in Wechselstrom umgewandelt werden. Außerdem steuert und überwacht dieses Gerät die gesamte Anlage.

Kann man E-Auto oder E-Fahrrad direkt aufladen?

Zum Laden von E-Autos oder E-Bikes benötigt man Wallboxen. Diese werden vom Hausanschluss mit Strom versorgt. Das ist immer der selbst produzierte PV Strom, erst danach wird der Strom aus dem Netz gezogen.

Sind Carport-Solardächer stärker Beschädigungen ausgesetzt als PV-Anlagen auf Hausdächern?

Stefan Hoffmann weiß von Beschädigungen nichts. Auch Experte Baumeister zerstreut Ängste. „Wenn man die Anforderungen zu den Fundamentierungen und Wind- oder Schneelasten statisch berücksichtigt, gibt es bei PV-Carports nicht mehr Schäden als bei Dächern.“ PV-Carports sind statisch geprüft und für bestimmte maximale Lasten ausgelegt. Es werden dabei auch die Anpralllasten, Windlasten, Erdbebenzonen und Schneezonen berücksichtigt.

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Was kostet eine PV-Anlage auf dem Carport?

Es gibt mittlerweile zahllose Anbieter zu Solar-Carports. Baumeister rät: „Es ist wichtig, nur Anbieter auszuwählen, die die deutschen gesetzlichen Anforderungen zu Statik, Anpralllasten und Schutz vor abfallendem Glas erfüllen.“ Billiganbieter gibt es schon unter 10.000 Euro für einen privaten PV-Carport mit zwei Stellplätzen. „Seriöse Hersteller beginnen bei 20.000 für das Material eines Zweier-PV-Carports, und 30.000 Euro bei schlüsselfertigen Lösungen, einschließlich Fundamentierung, Montage und elektrischem Anschluss.“

Hoffmann von der Verbraucherzentrale taxiert schlüsselfertige PV-Anlagen auf Hausdächern je nach Größe auf zwischen 1500 und 2500 Euro pro Kilowatt Peak (Kwp). „Da die Installation auf einem Carport möglicherweise einfacher ist, können die Preise auch darunter liegen.“

Themen Photovoltaik Strom
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