
29. April 2025, 14:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein großflächiger Stromausfall, wie er aktuell in Spanien passiert, ist hierzulande kaum vorstellbar. Obwohl Deutschland zu den zuverlässigsten Stromversorgern weltweit zählt, kann ein längerer Blackout aber nicht völlig ausgeschlossen werden. Was sollte man für den Ernstfall zu Hause haben, wenn die Lichter ausgehen?
Längere Stromausfälle sind in Deutschland zwar selten, dennoch lohnt sich eine gewisse Vorsorge. Mit ein paar bestimmten Maßnahmen kann man sich effektiv auf einen größeren Stromausfall vorbereiten.
Übersicht
Wie groß ist die Gefahr eines Stromausfalls in Deutschland?
Stromausfälle bleiben hierzulande die Ausnahme – und wenn sie auftreten, sind sie meist von kurzer Dauer. Mit einem jährlichen Verbrauch von mehr als 556 Milliarden Kilowattstunden zählt Deutschland international zu den Ländern mit der höchsten Netzzuverlässigkeit.
Dennoch können Ausfälle nicht vollständig ausgeschlossen werden. Sebastian Winter, Abteilungsleiter Energienetze beim BDEW, erklärt: „So kann es in Regionen mit vielen Überlandleitungen immer mal zu vereinzelten Störungen durch Witterungseinflüsse kommen.“ Ein wenig Vorbereitung kann also nicht schaden.
Typische Ursachen für Stromausfälle
Neben witterungsbedingten Problemen können Stromleitungen bei Bauarbeiten beschädigt oder kurzzeitige Netzüberlastungen auftreten. „Techniker und speziell geschulte Notfallteams sorgen dann dafür, dass diese Störungen rund um die Uhr schnell behoben werden“, sagt Winter. Im Fall eines Stromausfalls gilt daher vor allem: Ruhe bewahren.
Grundausstattung für den Notfall
Einige wichtige Utensilien sollten stets griffbereit sein. Julia Höller vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn empfiehlt folgende Ausstattung:
- Taschenlampen
- Batterien
- Kerzen
- Feuerzeuge oder Streichhölzer
- Ein batteriebetriebenes Radio
Auch eine geladene Powerbank ist unerlässlich, um das Smartphone unabhängig von der Stromversorgung nutzen zu können.
Erste Schritte bei Stromausfall
1. Nachbarn einbeziehen
Zuerst sollte geprüft werden, ob nur der eigene Haushalt betroffen ist oder die gesamte Umgebung. Gespräche mit Nachbarn helfen dabei.
2. Stromanbieter kontaktieren
Wichtige Notrufnummern und die Hotline des Energieversorgers sollten im Handy gespeichert sein. Höller betont: „Vor allen Dingen ist es wichtig, in so einer Situation informiert zu bleiben.“ Auch ein Autoradio kann wertvolle Informationen liefern.
3. Lebensmittel im Blick behalten
Kühl- und Gefriergeräte sind bei einem Ausfall besonders kritisch. Ellen Großhans vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beruhigt: „Je nach Energie-Effizienzklasse verfügen Kühl- und Gefriergeräte über eine eingebaute Kältedämmung, die beim Ausfall der Energieversorgung den Temperaturanstieg im Inneren verlangsamt.“ Türen und Deckel sollten daher geschlossen bleiben.
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Vorbereitung auf längere Stromausfälle
Wasservorrat anlegen
Auch bei Stromausfall funktioniert die Wasserversorgung zunächst noch. Wie lange, hängt vom Grunddruck im Leitungssystem ab. Boris Michalowski vom Arbeiter-Samariter-Bund in Berlin empfiehlt: Bei Beginn eines Ausfalls sofort Badewanne oder Eimer mit Wasser füllen. Trinkwasservorräte sollten ebenfalls vorhanden sein.
Robert Schmitt vom Medizinischen Katastrophen-Hilfswerk Deutschland rät: „Wir empfehlen, immer Vorräte für zehn Tage zu haben. Denn Trinkwasser ist das Wichtigste überhaupt.“ Das BBK schlägt eine Menge von 20 Litern Flüssigkeit pro Person für zehn Tage vor, davon fünf Liter für das Kochen. Gesammeltes Regenwasser ist nur als Brauchwasser geeignet, da es Schwermetalle und Bakterien enthalten kann.
Notfall-Toilettennutzung
Brauchwasser eignet sich zum Spülen der Toilette. Sollte es ausgehen, empfehlen Experten Windel-, Hygiene- oder Hundekotbeutel zur Entsorgung. Wer einen Garten besitzt, kann dort eine provisorische Lösung errichten.
Wärme erhalten
Da viele Heizungen ohne Strom ausfallen, sollte man sich in einem einzigen Raum mit Decken und warmer Kleidung aufhalten. Schmitt rät sogar: „Wenn sich die ganze Familie da reinkuschelt, wird es schnell warm.“ Vom Einsatz selbstgebauter Teelichtöfen oder Grills im Innenraum raten Experten dringend ab – Brand- und Vergiftungsgefahr ist erheblich.
Lichtquellen sicher nutzen
Taschenlampen, Outdoorleuchten oder Petroleumlaternen sollten an einem zentralen Ort bereitliegen. Stirnlampen sind laut Michalowski besonders praktisch: „Man kann sich im Dunkel gut bewegen und hat beide Hände frei.“ Kerzen sollten stets in Laternen verwendet werden, um Sturz- oder Brandgefahr zu minimieren. Wichtig ist zudem regelmäßiges Lüften.
Lebensmittelvorrat
Vor allem Haushalte mit kleinen Kindern sollten kalte Speisen im Vorrat haben. Denn bei einem längeren Stromausfall sind Supermärkte geschlossen. Robert Schmitt betont: „Es ist ganz wichtig, dass Sie nicht in den Supermarkt müssen.“ Bargeld sollte ebenfalls verfügbar sein, da EC-Automaten ebenfalls betroffen sein können.
Sowohl das BBK als auch Michalowski empfehlen, Vorräte zumindest für drei bis vier Tage anzulegen – optimal wären jedoch zehn Tage. Michalowski erklärt: „Der Vorrat kommt natürlich auf das Schadensszenario an. Bei zehn Tagen reden wir schon von einer komplett zerstörten Infrastruktur.“
Essenszubereitung bei Stromausfall
Gaskocher bieten eine sichere Möglichkeit zur Essenszubereitung. „Ich finde kleine Koffer-Gaskocher gut. Sie haben kleine Kartuschen und sie sind relativ standsicher“, sagt Michalowski. Voraussetzung ist eine gute Belüftung der Räume. Holzkohlegrills sind im Innenbereich strikt tabu – wegen Brandgefahr und Kohlenmonoxidvergiftung.
Elektronische Geräte
Mit geladenen Powerbanks und Akkus kann man Smartphones und Notebooks auch während eines Stromausfalls zeitweise weiter betreiben. Daher gilt: Akkus regelmäßig aufladen und Ersatzbatterien bereithalten.
mit Material der dpa