Würden Sie sich zutrauen, in eine Fliese zu bohren? Die meisten schrecken davor zurück – und das zu Recht! Vor allem bei Bohrarbeiten an Fliesen kann eine Menge schiefgehen, wenn man sich nicht an einige Grundlagen und Schritte hält. Welche das sind, zeigt myHOMEBOOK in dieser Anleitung.
Manchmal lassen sich Bohrarbeiten an Fliesen in Badezimmer oder Küche einfach nicht vermeiden. Wenn der Kleber keine passende Alternative ist, muss die Bohrmaschine her. Allerdings gibt es in diesem Fall vier Schritte, die Sie unbedingt einhalten sollten.
Schritt 1: Einverständnis des Vermieters einholen
Grundsätzlich sind Bohrarbeiten an Fliesen wie beispielsweise im Badezimmer nicht unbedingt verboten. Im Deutschen Mietrecht heißt es hierzu: „Bohrlöcher sind statthaft, wenn Gegenstände angebracht werden, die üblicherweise im Bad gebraucht werden. Jedoch sind alle Bohrlöcher, die nicht für die üblichen Installationen benötigt werden, unzulässig. Der Mieter macht sich schadenersatzpflichtig und muss neue Fliesen einsetzen (Landgericht Göttingen, Urteil vom 12.10.1988, Az. 5 S 106/88).“
Daher sollten Sie sich vor dem Beginn Ihrer Fliesenarbeiten mit Ihrem Vermieter absprechen.
Schritt 2: Die Wand überprüfen
Vor der Bohrung müssen Sie die Fliesenwand auf Wasser- und Stromleitungen überprüfen. Am besten tun Sie dies mit einem Messgerät.
Ist die Wand geeignet, markieren Sie das Bohrloch. Dafür kleben Sie zwei etwa vier Zentimeter breite Streifen Klebeband oder Gafferband über Kreuz auf das geplante Bohrloch. Dadurch verhindern Sie nicht nur ein Splittern des Lochs beim Bohren. Die Gefahr, mit der Bohrmaschine abzurutschen, wird außerdem geringer.
Schritt 3: Den richtigen Bohrer auswählen
Bei Fliesen ist die Ritzhärte entscheidend, um die richtige Bohrmaschine auszuwählen. Die Ritzhärte gibt an, wie stark die Glasur einer Fliese einer Bearbeitung standhält. Grad 1 bedeutet, dass die Glasur sehr weich ist. Grad 10 heißt, dass sie sehr hart ist. Entsprechend der Ritzhärte wird auch der Bohrer ausgewählt. Dabei gilt:
- Fliesen bis Ritzhärte 3 benutzt man Fliesen- und Glasbohrer
- Bei härteren Fliesen (z.B. Naturstein) verwendet man bestenfalls wassergekühlte Diamantbohrer
Hinweis: Fliesen- und Glasbohrer werden nur zum Durchbohren der Fliese verwendet. Um ein Loch in die dahinter liegende Wand zu bohren, greift man auf einen normalen Steinbohrer zurück.
Schritt 4: Endlich bohren!
Der eigentliche Bohrvorgang an der Fliese unterscheidet sich nur gering von dem an einer normalen Wand. Es gilt:
- Setzen Sie die Bohrmaschine im rechten Winkel zur Fliese an
- Bohren Sie mit geringem Druck und niedriger Drehzahl
- Sollten Sie einen Bohrer ohne Kühlsystem nutzen (wie einen Glas- und Fliesenbohrer), müssen Sie diesen zwischendurch kühlen. Bei wassergekühlten Bohrern müssen Sie vorab den Tank füllen
Wichtig: Wenn Ihre Bohrmaschine über eine Schlag- oder Hammerfunktion verfügt, müssen Sie diese vor dem Bohren unbedingt abschalten. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie die Fliese während des Bohrens beschädigen.
Sollte trotz der Anleitung ein Bohrfehler auftreten, hilft Ihnen Spezialspachtel für Fliesen. Tragen Sie ihn auf die Fliese auf, lassen Sie ihn aushärten und glätten Sie die Oberfläche anschließend vorsichtig mit Schleifpapier. Sprünge können Sie alternativ auch mit Fliesenaufklebern kaschieren – allerdings ist diese Variante eine Frage des Geschmacks.