Im Garten können sich plötzlich giftige Wildkräuter breitmachen, eingeschleppt von Vögeln oder anderen wilden Tieren. Für unerfahrene Hobbygärtner besteht dann schnell die Gefahr, die toxischen Pflänzchen mit genießbaren Wildkräutern zu verwechseln. Ein Experte auf dem Gebiet gibt Tipps rund um die fünf giftigsten Wildkräuter.
Hand aufs Herz: Welcher Hobbygärtner weiß sicher, ob das Wildkraut im Beet essbar oder hochgiftig ist? Klar, die trompetenförmige Blüte und stachelige Frucht vom Stechapfel erkennt fast jeder. Stechapfel kommt übrigens gar nicht so selten in heimischen Gärten vor. Aber Gewöhnliches Geiskraut? Kreuzblättrige Wolfsmilch? Es gibt einige Pflanzen, die auf den ersten Blick harmlos wirken, sich dann allerdings als giftige Wildkräuter entpuppen.
Die ungebetenen Gäste machen sich im Gartenbeet in der Regel ganz ohne Zutun breit. Entweder werden die Pflanzen über Vögel oder wilde Tiere eingeschleppt. Manche Arten sähen sich aber auch von alleine aus. Besonders perfide: Ambrosia. Eine einzige dieser bei Pollen-Allergikern besonders gefürchteten Pflanze kann bis zu eine Milliarde Pollen freisetzen.
Ambrosia ist ein Extrem-Beispiel. myHOMEBOOK hat mit Manuel Larbig gesprochen, einem Biologen und Wildkräuter-Experten. Für seinen geübten Blick sind die giftigen von den genießbaren Kräutern leicht zu unterscheiden. Er stellt die fünf gefährlichsten Wildkräuter im Gartenbeet vor und erklärt, wie Hobbygärtner die Pflanzen wieder loswerden.
1. Gemeiner Stechapfel (Datura)

Klingt exotisch – ist aber toxisch. Ursprünglich ist das Nachtschattengewächs mit der verführerisch schönen Blüte auch eher in den Tropen verbreitet. Es gibt jedoch auch eine Sorte, die in Mitteleuropa wächst: der „Gemeine Stechapfel“ (Datura stramonium). Wildkräuter-Experte Larbig warnt, das alle Pflanzenteile des Stechapfels giftig und psychoaktiv sind. Wer von der Pflanze isst, muss mit einem Horrortrip rechnen, der eine Woche andauern kann. Oder eben mit dem Ableben.
Aber wie kann sich so ein exotisches Gewächs in den heimischen Garten verirren? Larbig: „Nicht selten tragen Tiere unwissentlich zur Verbreitung bei. Denn die hakenbesetzten Früchte des Stechapfels können am Fell von Tieren haftenbleiben. Diese öffnen sich, wenn sie reif sind und geben hunderte von kleinen, schwarzen Samen frei.“
2. Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)

„Der aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau wird auch Herkulesstaude gennant und trägt diese Namen zurecht – denn er kann bis über drei Meter große werden“, erklärt Manuel Larbig. Macht sich die Staude mit den riesigen Blättern im Garten breit, verdrängt sie schnell andere Pflanzen. Perfide: Obwohl die Pflanze an sich „nur“ zwei Jahre besteht, ist die Nachkommenschaft geregelt. Denn Riesenbärenklau kann pro Staude rund 20.000 Samen produzieren.
Riesenbärenklau sollte man auf keinen Fall mit den bloßen Händen anfassen! Larbig warnt: „Der Saft der Staude enthält große Mengen sogenannter Furocumarine. In Verbindung mit Sonnenlicht können diese Stoffe verbrennungsähnliche Symptome auf der Haut auslösen und das Hautkrebsrisiko erhöhen!“ Kommt man mit dem giftigen Pflanzensaft dennoch in Berührung, sollte man die Stelle auf der Haut vor UV-Licht schützen und schleunigst mit klarem Wasser und Seife abspülen.
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3. Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)

Beifuß-Ambrosie, auch als Beifußblättriges Traubenkraut bekannt, ist unter Allergikern ein gefürchtetes Gewächs. Alleine der Hautkontakt mit den Blütenständen führt schnell zu heftigen allergischen Reaktionen. Aber auch die Pollen haben es in sich. Larbig erklärt: „Die Pollen des gewöhnlichen Beifußes können bei manchen Menschen bereits Allergien auslösen, doch die ähnlich aussehende Beifuß-Ambrosie ist noch um einiges stärker allergen wirkend.“
Was dieses giftige Wildkraut zudem so gefährlich macht, ist die Verwechslungsgefahr. „Wie der Name schon sagt, sieht diese Pflanze dem Beifuß sehr ähnlich, ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist die Blattunterseite, die nur beim gewöhnlichen Beifuß filzig-weiß ist“, sagt Wildkräuter-Experte Larbig.
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4. Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)

Die Familie der Wolfsmilchgewächse mit ihren rund 7500 weltweit verbreiteten Arten kann man groß nennen. Und sie ist äußerst vielgestaltig. Eines ihrer bekanntesten Familienmitglieder: der Weihnachtsstern!
So hübsch die Gewächse sind, die meisten Arten dieser Familie haben einen weißen, giftigen Milchsaft. Und der kann tückisch sein. Manuel Larbig: „Auch wenn dieser Milchsaft meist eher als leicht bis maximal mittelmäßig giftig eingestuft wird, sollte der Saft niemals in die Augen gelangen. Denn hier können bereits relativ kleine Mengen zu irreparablen Schäden führen.“
5. Eibe (Taxus baccata)

Diese Pflanze hat es in sich – und sie war schon im Mittelalter heiß begehrt. Wegen des harten Holzes wurden Eiben oftmals zur Herstellung von Kriegswaffen verwendet. Sogar Robin Hood soll einen Bogen aus Eibenholz besessen haben. Tödlich ist eine Eibe auch aus einem weiteren Grund. Sie gilt als eine der giftigsten Bäume und Sträucher Europas. Es reichen rund 100 Gramm der Nadeln, um einen Menschen zu töten.
Das hindert viele Hobbygärtner paradoxerweise jedoch nicht daran, Eiben als Hecke zu pflanzen. Wie andere giftige Wildkräuter kann sich eine Eibe aber auch von selbst im Garten aussäen. Und zwar mithilfe der roten „Beeren“, die aus botanischer Sicht eigentlich gar keine sind. Denn als sogenannter „Nacktsamer“ trägt die Eibe keine Früchte. „Den Vögeln ist das recht egal“, sagt Manuel Larbig. „Denn viele Arten fressen diese sehr gerne und verbreiten die Samen dann mit ihrem Kot auch gerne mal einige Kilometer weit.“ Auf diese Weise landet dann eine wilde, hochgiftige Eibe womöglich ungebeten im heimischen Garten.
Wie wird man giftige Wildkräuter aus dem Garten wieder los?
Um giftige Wildkräuter zu entfernen, sollte man Kleidung tragen, die Arme und Beine bedecken. Darüber hinaus sollte man unbedingt Gummihandschuhe überziehen. Bei hoch wachsenden Pflanzen wie dem Riesenbärenklau zuerst die großen Pflanzenteile vorsichtig abschneiden. Anschließend die Wurzelteile mit einem Spaten ausheben. Sonst droht, dass sich die Wildkräuter über das Wurzelwerk weiter vermehren. Steht Beifuß-Ambrosie in der Blüte, sollte man beim Entfernen eine FFP2-Atemschutzmaske tragen.
Die Bestände dieser giftigen Pflanze sollten umgehend vernichtet werden. Auch hier auf ausreichenden Schutz der Haut achten. Allgemein gilt bei der Entsorgung von giftigen Wildkräutern: Samen und Pflanzenteile gehören nicht auf den Kompost oder in den Bio-Abfall, sondern in den Restmüll.
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Was ist im Fall einer Vergiftung zu tun?
Achtung: Kommt es zu einem Vergiftungsfall, suchen Sie schnellstmöglich einen Arzt auf! Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie zum Beispiel Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen rufen Sie den Notarzt unter 112. Ansonsten ist die Notrufnummer der Giftzentrale 24 Stunde besetzt: 0228 19240. Die Broschüre der Giftzentrale informiert, was im Notfall zu tun ist.
Dies bei Vergiftung auf keinen Fall machen
- Stecken Sie dem Vergifteten nie den Finger in den Hals. Es besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Lunge gelangt.
- Verabreichen Sie keine Milch, da diese die Giftaufnahme im Darm beschleunigt.
- Kein Salzwasser verabreichen, um Erbrechen auszulösen. Das kann fatale Folgen haben.
- Medizinische Kohle sollte nur von ärztlichem Personal verabreicht werden.