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Herdentiere

Wie hält man Schafe im eigenen Garten artgerecht?

Ein Mann füttert Schafe auf einer verschneiten Weide mit Heu aus einem Sack.
Schafe sind ausgesprochene Herdentiere. Wer die tierischen Rasenmäher im eigenen Garten halten möchte, sollte sich deshalb mindestens drei von ihnen zulegen. Foto: Getty Images
Annelie Neumann
Annelie Neumann Autorin

14.02.2021, 16:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Nie wieder Rasen mähen? Dazu noch Wolle, Milch und Fleisch aus eigener Produktion? Zugegeben, diese Vorstellung klingt verlockend. In ländlichen Regionen ist dies vielerorts längst Realität. Aber darf man auch Schafe im eigenen Garten halten? Für wen sich die Schafhaltung lohnt und was man dabei beachten sollte.

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Schafe gehören zu den am weitesten verbreiteten Haustieren. Überall auf der Welt findet man die blökenden Vierbeiner. Der Vorfahre der heutigen Weidebewohner ist das Mufflon. Vor über 11.000 Jahren wurde es vom Menschen im Gebiet des heutigen Iraks gezähmt und seine Geschichte als Nutztier begann. Exakte Zahlen, wie viele Schafe aktuell hierzulande gehalten werden, gibt es nicht. Offizielle Zählungen beginnen erst ab 20 Schafen. „Wir schätzen, dass im Bundesgebiet sicherlich mehr als 20.000 Halter bis zu 20 Schafe halten“, so Dr. Stefan Völl von der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e. V. (VDL) auf Nachfrage von myHOMEBOOK. Durchaus gibt es eine Vielzahl an guten Gründen, die für die tierischen Mitbewohner mit dem flauschigen Fell sprechen.

Schafe im Garten halten – die Vorteile

Schafe gelten als die Profis unter den Rasenmähern. In der Landschaftspflege spielen sie deshalb eine beachtliche Rolle. Vielleicht ist dies einer der ausschlaggebenden Gründe, warum sich die Hobby-Schaf- und Ziegenhaltung beispielsweise in Berlin und Brandenburg wachsender Beliebtheit erfreut. Dipl.-Ing. agr. Karsten Günther vom Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg e. V. schätzt, dass es ca. 4000 Schaf- und Ziegenhalter allein in Brandenburg gibt. Sein Gefühl: Tendenz steigend. Die aktuelle Corona-Krise und der damit einhergehende Wunsch nach Rückbesinnung, aber auch Selbstversorgung, spiegle sich auch in der Schafhaltung wider.

Einer dieser brandenburgischen Schafhalter ist Marian Mietchen. Seit sechs Jahren hält der 29-Jährige zusammen mit seiner Freundin eine kleine Herde auf ihrem Vielseitenhof. Im Frühjahr, meist zu Ostern, fallen bei ihnen die Lämmer. „Wir halten diese bis zum Oktober/November und schlachten sie dann. Von Zeit zu Zeit tauschen wir mit anderen Schafhaltern, um wieder neue Schafe in die Herde zu bekommen.“ Motiviert zur Schafhaltung habe sie der Aspekt der Landschaftspflege. Ebenso verlockend war aber auch die Aussicht auf selbst hergestellte Produkte wie Wurst oder Schinken: „Fleisch vom selbst gehaltenen Tier ist eben doch etwas Besonderes.“

Für alle, die ein ungenutztes Grundstück besitzen, aber keine Lust auf Rasentraktorfahrten verspüren, können Schafe eine willkommene Bereicherung sein – Interesse an der Tierhaltung natürlich immer vorausgesetzt.

Doch Schafe haben weit mehr zu bieten, als nur Grünflächen zuverlässig abzugrasen. Neben einer täglichen sinnvollen Beschäftigung ohne große Betriebskosten, einem neuen Bekanntenkreis und der Freude an Haustieren lernen bereits Kinder frühzeitig beim gemeinsamen Aufwachsen Verantwortung zu übernehmen. Wer Schafe im Garten hält, setzt auch ein Zeichen gegen die Massentierhaltung. Schafhalter können selbst zum Produzenten von Wolle, Milch, Fleisch und Mist werden.

Voraussetzungen, um Schafe im Garten zu halten

„Habe ich nicht täglich mindestens eine halbe Stunde Zeit, egal, ob wochentags oder sonntags, brauche ich gar nicht erst darüber nachzudenken, Schafe zu halten“, gibt Karsten Günther zu bedenken. Schafe benötigen tägliche Betreuung und Kontrolle. Auch für Urlaubszeiten muss an eine adäquate Betreuung gedacht werden. Je nach Rasse und Anzahl der Tiere gilt es, vor der Anschaffung auch Zeiten für die Pflege wie die jährliche Schur einzukalkulieren. Ob Ausstellungen, Zucht oder das Verarbeiten der Produkte: Die Schafhaltung bietet durchaus viel Potenzial für ein freizeitfüllendes Hobby, das weit über die bloße Haltung hinausgeht.

Wer mit Schafen im eigenen Garten liebäugelt, benötigt jedoch in jedem Falle ein ausreichend großes Grundstück. Mit einem handtuchgroßen Vorgarten ist die Idee schnell ausgeträumt. Als Richtwerte gelten: ein Hektar Weideland für zehn Schafe beziehungsweise etwa 2000 Quadratmeter Weidefläche für drei Schafe.

Die Herde von Marian Mietchen findet auf dem alten weitläufigen märkischen Bauerngehöft mit seinen alten Obstbäumen im Garten die idealen Voraussetzungen. Zwar bedarf es zur Schafhaltung nicht unbedingt eines Bauernhofes, jedoch erleichtert es die Haltung, auf Ställe und weitläufige Grünflächen zurückgreifen zu können. Mit der Schafhaltung tritt er übrigens in die Fußstapfen der Vorbesitzerin des Hofes. Diese hielt jahrzehntelang vier bis fünf Merinoschafe.

Gesetzeslage bei privater Haltung

Schafe gelten als vergleichsweise pflegeleicht und anspruchslos in der Haltung. Dennoch dürfen sie nicht einfach so im Garten gehalten werden. Wichtig und dem Tierschutzgesetz sogar verpflichtend ist eine artgerechte Haltung (§2 TierSchG). Wer sich Schafe zulegen möchte, muss dies dem zuständigen Veterinäramt mitteilen und seine vorhandenen Sachkenntnisse nachweisen. Schafzucht- und Schafhaltervereine vermitteln regelmäßig das notwendige Rüstzeug zur Schafhaltung. Für Karsten Günther sind diese Sachkundelehrgänge essenziell, Schäfer würden nicht umsonst dreieinhalb Jahre lernen. Eine Weiterbildung zu angemessener Ernährung, Pflege, verhaltensgerechter Unterbringung, aber auch Klauenpflege-, Ablamm- oder Schurlehrgang sind deshalb vor dem Kauf sinnig und wichtig.

Wie hoch ist der finanzielle Aufwand?

Der tägliche Futterbedarf ist nicht zu unterschätzen. Circa zehn Kilogramm Grünfutter verdrückt ein einzelnes Schaf am Tag. Wer diesen Bedarf nicht durch eigene Flächen decken kann und nicht in der Lage ist, selbst Futter zu produzieren, muss einiges an zusätzlichen Kosten für die Schafhaltung einkalkulieren. Im Gespräch mit myHOMEBOOK kann Karsten Günther pauschal allerdings keine Summe nennen. Durch die Größe der einzelnen Tiere und der Herde als Ganzes können die Preise für Futter stark variieren.

Die Schafe von Marian Mietchen versorgen sich fast das ganze Jahr über selbst mit Fallobst und dem Gras, das hinter der Scheune im weitläufigen Garten wächst. Vieles, wie Rüben oder Heu, wird auch auf dem Hof selbst hergestellt: „Wir füttern Kartoffelschalen und Heu zu. Gerade im Winter und wenn die Weibchen trächtig sind, ist es wichtig, ihnen zusätzlich Futter zur Verfügung zu stellen. Ich denke, hierbei entsteht der größte finanzielle Aufwand. Macht man Heu nicht selbst, muss man es kaufen, ebenso wie Rüben oder anderes Futter für den Winter.“ Ein 25-Kilo-Sack Pellets würde beispielsweise um die zehn Euro zu Buche schlagen.

Zu den reinen Anschaffungs- und Futterkosten fallen auch Kosten für Tierarzt und Klauenpflege an. Hält man Rassen, die ein- bis zweimal im Jahr geschoren werden müssen, addieren sich die Kosten für den Schafscherer hinzu. Bei Wildschafrassen fallen diese weg, sie verlieren ihr Winterfell von allein.

Warum Schafe nicht einzeln gehalten werden sollten

Schafe sind ausgesprochene Herdentiere mit großem Zusammengehörigkeitsgefühl. Aus diesem Grund sollten sie keineswegs einzeln gehalten werden. „Schafe müssen kommunizieren. Zwei Tiere sind besser als eins, aber um die Struktur zu sichern, sind drei Schafe das Minimum einer Herde“, erklärt der Schaf-Experte. So viel sind es aktuell auch auf dem Vielseitenhof. „Wir hatten mal neun Tiere, aber aufgrund der trockenen Sommer war das zu viel für den Garten. Im letzten Jahr hatten wir leider nur ein Lamm und im Winter ist unser ältestes Schaf gestorben. Wir hoffen aber auf Nachwuchs im März.“ Im Normalfall sei dies ein Lamm. Seltener sind Zwillingsgeburten. Die gab es allerdings auch schon auf dem Hof in Brandenburg.

In der Regel leben dann Weibchen als Gruppe mit ihren noch nicht geschlechtsreifen Jungtieren zusammen. Werden die Böcke geschlechtsreif, bilden sie eigene Gruppen. Ausgewachsene Männchen sind Einzelgänger und bereichern die Herde nur zur Paarungszeit.

Welche Rassen sind geeignet?

Wer sich auf die Suche nach der richtigen Schafrasse macht, kann aus über 100 wählen. Die Rasse, für die sich Marian Mietchen entschieden hat, ist keine offizielle anerkannte. Es ist eine Mischung aus Mufflon (quasi dem Urschaf), Heidschnucke und Kameruner. Karsten Günther empfiehlt vor dem Schafkauf unbedingt den Kontakt mit Schafzuchtverbänden zu suchen. Im konkreten Einzelfall gilt es dann zu schauen, welche Rassen zum Halter und dessen Voraussetzungen passen könnten. Bei der Auswahl spielen viele Faktoren eine Rolle:

  • Wie jung oder alt ist der Halter? Schafe können bis zu 20 Jahre alt werden.
  • Möchte man eine Zucht aufbauen, die Schafe ausschließlich zur Landschaftspflege nutzen oder für die Selbstversorgung?
  • Wie viel Zeit möchte ich in die Schafhaltung investieren?

Auch interessant: Wie hält man Hühner artgerecht im eigenen Garten?

Wie sieht ein artgerechter Schafstall aus?

Um beispielsweise drei Schafe zu halten, ist ein Stall oder auch Unterstand von mindestens sechs Quadratmetern Grundfläche empfehlenswert. Dieser sollte stets mit ausreichend frischem Stroh eingestreut sein. Auch ein trockener Unterstand auf der Weide ist möglich. Wichtig ist, dass dieser allerdings unbedingt an drei Seiten geschlossen ist, um die Tiere vor Wind und Wetter gut zu schützen.

Auch an Frischwasser darf es Schafen nie mangeln. Dieses sollte in Eimern oder Tränken so aufgestellt werden, dass sie nicht umfallen können.

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Den Garten für Schafe vorbereiten – so geht‘s

Bevor die tierischen Rasenmäher sich über das Grün hermachen können, gilt es, den Garten einladend und sicher für sie herzurichten:

  • Das Weideland muss vor dem Einzug der Schafe entsprechend gesichert werden. Empfehlenswert ist ein 1,80 Meter hoher Wildschutzzaun aus Knotengitterdraht.
  • Bäume bieten Schafen im Sommer einen guten Schutz vor der Sonne. Doch die Rinde der Obstbäume kann schnell zum Leckerbissen für die wolligen Wiederkäuer werden. Daher ist es ratsam, die Rinde vor Verbiss zu schützen.
  • Das Weideland vor möglichen Gefahrenquellen und giftigen Pflanzen absuchen.
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