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Porträt

Warum die Architektur von Antoní Gaudi so zeitlos ist

Sagrada Familia
Die Sagrada Familia in Barcelona Foto: Getty Images

18.03.2022, 17:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Antoní Gaudi (1852 – 1926) war ein führender Vertreter der modernen Kunst. Mit seiner aufseheneregenden Architektur gehörte er zu den wichtigsten Architekten und Künstlern des 19. Jahrhunderts Spaniens. Seine Werke, die der Epoche des Katalanischen Jugendstils entstammen, lassen sich wegen Ihrer Besonderheit jedoch nicht richtig einer Epoche zuordnen.

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Heute kennt fast jeder die berühmten Bauwerke Gaudís: Sie sind imposant, unregelmäßig, organisch, fantasievoll, künstlerisch und fließend. Die Sagrada Familia ist wohl das bekannteste Bauwerk des Architekten, unumstritten und unfertig. Seit 2005 dem Unesco Weltkulturerbe zugeschrieben, zählt es bis heute noch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Fast 100 Jahre nach seinem Todestag ist Gaudi noch immer so präsent wie zu Lebzeiten.

Antoni Gaudís Kindheit und Studium

Der am 25. Juni 1852 in Katalonien geborene Antoni Gaudí wurde schon früh ins Kunsthandwerk eingeweiht. Er stammte aus einer Familie von Kesselschmieden. Die Ausbildung beim Vater in der Manufaktur inspirierte ihn womöglich, sich für ein Architekturstudium zu entscheiden. Beim Vater habe er gelernt, in drei Dimensionen zu denken und zu handeln, gab er später zu.

Während seiner Studienzeit arbeite Gaudí bereits für verschieden Bauunternehmen als Zeichner in Barcelona. Obwohl seine Leistungen nur mittelmäßig waren, ließen jedoch so manche Arbeiten das Genie in ihm erahnen. Als Gaudí seinen Abschluss bekam, kommentierte der Direktor es folgendermaßen: „Wer weiß, ob wir den Titel einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben – nur die Zeit wird es uns sagen.“

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Gaudís erste Aufträge

Nach dem Studium fing Gaudí bereits mit kleineren Projekten an. Die Stadtverwaltung in Barcelona beauftragte den jungen Architekten mit dem Design öffentlicher Laternenpfähle. Das war noch ziemlich neu, denn die Elektrifizierung hatte gerade erst begonnen. Dieses Projekt verhalf ihm, sein künstlerisches Schaffen in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen und auf sich aufmerksam zu machen. Noch heute kann man die Straßenlaternen auf dem Plaça Reial sehen.

Casa Vicens in Barcelona

Antoni Gaudís erstes Großprojekt war die Casa Vicens in Barcelona. Das Wohnhaus wurde zwischen 1883 und 1885 erbaut – eine Sommerresidenz, die vom Börsenmakler Manel Vicens i Montaner in Auftrag gegeben wurde. Das dekorative Gebäude ist im Mudéjar-Stil, auch als maurische Architektur bekannt, errichtet.

Besonders auffallend und charakteristisch für den Stil ist die Mischform arabesker und spanischer Elemente. Vor allem die kleinen Türmchen auf dem Dach, die vielen Ornamente und die kunstvolle Fliesengestaltung an der Fassade weisen darauf hin. Dieser kunstvollen orientalischen Stilrichtung war Gaudí sein Leben lang verfallen. Er entwickelte daraus seine einzigartige Handschrift, die es ihm ermöglichte, weitere Projekte zu realisieren.

Park Güell

Einer seiner wichtigsten Sponsoren war Eusebi Güell. Ein wohlhabender katalanischer Industrieller und Vertreter des Großbürgertums, den Gaudí 1878 kennenlernte. Dieses Kennenlernen war der Beginn einer professionellen Beziehung und langjährigen Freundschaft, die es dem Architekten ermöglichte, einzigartige Bauwerke zu errichten und gute Beziehungen aufzubauen.

Park Güell
Der Park Güell in Barcelona ist heute ein berühmter Touristenmagnet Foto: Getty Images

Der auf Wunsch von Eusebi Güell entworfenen Park auf dem Carmel Hill in Barcelona wurde zwischen 1900 und 1914 erbaut. Zu dieser Zeit hatte Gaudí bereits mehrere Aufträge für den Mäzen verwirklicht. Ursprünglich war dieser Park als luxuriöser Wohnpark nach Vorbild einer Englischen Gartenstadt gedacht. Es sollten 60 Villen für die Reichen der Stadt entstehen. Jedoch war das Interesse nicht besonders groß. Die Entfernung zur Stadt war zu groß und die Wege zu umständlich. Am Ende waren es nur zwei Gebäude, die fertiggestellt wurden. Die Verwirklichung vom Leben im Einklang mit der Natur für wohlhabende Bürger konnte somit nicht realisiert werden.

Umso besser für Gaudí – denn nun konnte sich der unangepasste Architekt ganz seiner schon fast manischen Liebhaberei zuwenden. Der Architekt interpretierte den Wohnpark auf dem Hügel in einen kaleidoskopischen Garten. Ein fast schon märchenhaftes Paradies, was von der Natur inspiriert und von Gaudís Händen perfektioniert wurde. Der Park wurde in Gaudís naturalistischer Phase entworfen.

„Der Architekt der Zukunft basiert auf der Nachahmung der Natur, da dies der rationalste, dauerhafteste und wirtschaftlichste Weg aller Methoden ist.“

Antoni Gaudí

Natur spielte für Gaudí bei seinem Entwurf eine wesentliche Rolle. Organische Formen und natürliche Materialien ziehen sich wie ein roter Faden durch die mit vielen Pflanzen gestaltete Parkanlage. Gigantische Grotten, schräg gestemmte Arkaden und eine Halle mit 100 Säulen, die eine Panoramaterrasse tragen, bilden die zentralen Elemente des märchenhaften Parks. Vieles ist mit bestechenden Mosaiken aus Glas und Bruchstein verziert.

Casa Batlló – das Haus der Knochen

Im Jahr 1904 erhielt er einen weiteren Auftrag, der sich als eines seiner anschaulichsten Objekte erweisen sollte. Josep Batlló, ein wohlhabender Textilindustrieller, beauftragte Gaudí anstelle eines bereits existierenden Gebäudes im Zentrum von Barcelona ein neues Haus zu entwerfen. Bei der Gestaltung des Hauses gab es keine Vorgaben. Somit konnte Gaudí sich seiner Schöpfungskraft vollends hingeben.

Casa Batlló
Casa Batlló Foto: Getty Images

Die Casa Batlló ist einzigartig. Die Fassade ist von der Unregelmäßigkeit der Natur inspiriert und mit kleinen farbigen Scherben bestückt, die die Bewegung des Wassers nachahmen. Sehr auffallend sind die knochenartigen Säulen, die die unteren Fensterfronten schmücken. Das schimmernde, schuppenartige Dach mit Turm ist sinnbildhaft und erinnert an eine Echse oder einen Drachen. Viele stellen einen Vergleich zum Heiligen Georg, den Schutzpatronen von Katalonien her, der mit einem Drachen kämpft.

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Sagrada Familia – Gaudís letzte Werk

Die Basilika mit den vielen Türmen war ursprünglich im neugotischen Stil geplant. Als Gaudí die Planung nach einem Jahr übernahm, änderte sich jedoch der Stil: Er machte aus der Kirche ein facettenreiches und monumentales Bauwerk. 1914 entschied Gaudí nach mehreren Schicksalsschlägen auf der Baustelle zu leben. Der Architekt lebte bis zu seinem Tode sehr zurückgezogen und in bescheidenen Verhältnissen.

„Meine großen Freunde sind tot; Ich habe keine Familie, keine Kunden, kein Vermögen, nichts. So kann ich mich ganz dem Tempel (Sagrada Familia) hingeben.“

Antoni Gaudí
Sagrada Familia in Barcelona
Die Sagrada Familia in Barcelona von innen Foto: Getty Images

Gaudí starb nur wenige Wochen vor seinem 74. Geburtstag. Er wurde von einer Straßenbahn überfahren. Das Bauwerk wurde nie zu Ende gestellt. Nur ein Querschiff mit vier Türmen wurde errichtet. Die ewige Baustelle soll aber bis zu seinem 100. Todestag 2026 mit 18 Türmen fertiggestellt werden.

Mehr zum Thema

Die wichtigsten Bauwerke Gaudís, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören

  • Sagrada Familia
  • Casa Vicens
  • Casa Batlló
  • Park Güell und La Pedrera
  • Krypta in der Colonia Güell in Santa Coloma de Cervelló

Themen Architektur
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