23. November 2020, 20:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei manchen leer stehenden Gebäuden ist es schade, dass aus ihnen nichts gemacht wird. Dann stellt man sich mitunter vor, wie man selbst aus den heruntergekommenen Mauern ein modernes Zuhause gestalten würde. Doch Gedanken wie diese bleiben oft genau das. Nicht aber für Ricardo Bofill. Der spanische Architekt ließ auf seine Fantasien Taten folgen und verwandelte eine verlassene Zementfabrik in das Zuhause seiner Träume.
In der Nähe von Barcelona stehen die alten Gemäuer der Zementfabrik aus dem Ersten Weltkrieg auf einem 31.000 Quadratmeter großen Industriegelände. Gigantische, farblose Betonklötze aneinandergereiht, auf ihnen thronen große Schornsteine, aus denen seinerzeit Unmengen Schadstoffe an die Luft abgegeben worden waren. Als Ricardo Bofill diese leer stehende Immobilie der Extraklasse entdeckt hatte, schlug er zu – und startete damit, sie zu seinem neuen Zuhause umzubauen.

Der Architekt hatte „La Fábrica“ (zu Deutsch: Die Fabrik) in den 70er Jahren gekauft und baute sie in über 40 Jahren um und aus. Den leblosen Mauern hauchte er dabei sowohl von außen als auch von innen wieder Leben ein. Und zwar so viel Leben, dass er heute tatsächlich dort arbeiten und sogar wohnen kann.

Das Umbauen der verlassenen Fabrik
Kaum vorstellbar, dass jemand tatsächlich in alten, kahlen Industriegemäuern wohnt. Doch nach partiellen Umbauarbeiten an den Mauern, vielen Reparaturarbeiten und einer grundlegenden Umgestaltung lässt sich im Inneren der ehemaligen Fabrik nur noch erahnen, dass dort einmal Zement hergestellt wurde.

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Auch außen ähnelt das Gelände nun mehr einem kleinen botanischen Garten. Bofill und seine Mitarbeiter haben neben den architektonischen Projekten außerdem für gesunde Wiesen, zahlreiche Palmen sowie andere mediterrane Pflanzen und sogar eine Bepflanzung der mächtigen Schornsteine gesorgt, was „La Fábrica“ einmal mehr wohnlich wirken lässt.

Die Räume im Check
Von der beeindruckenden Außenanlage nun aber zum Herzstück der Fabrik – dem Inneren, das nach dem Umbauen nicht mehr wiederzuerkennen ist. Jeder Raum hat seinen eigenen Stil und wurde von Bofill neu geschaffen, um einen eigenen, speziellen Zweck zu erfüllen. Ein Teil der Fabrik ist seit der Umstrukturierung ein Studio (la Catedral), in dem der Architekt und sein Team (Taller de Arquitectura, kurz: RBTA) arbeiten.

Neben einigen Gemeinschaftsräumen und kleinen Orten zum Entspannen gibt es außerdem den Part der Gemäuer, der von Bofill und dessen Familie als Zuhause genutzt wird. Küche, Esszimmer, Wohnzimmer, einige Schlafzimmer und Bäder – alle in anderen Stilen, die durch die alten Mauern der Zementfabrik ein ganz besonderes Flair erhalten.

Vor allem natürliche Materialien wie Stein, Holz, Metall oder Leder in ebenfalls natürlichen Farbtönen kamen beim Umbauen der Fabrik zum Einsatz. In den Räumen dominieren große, derbe Möbel, einfache und schlichte Formen sowie moderne Designs, die trotzdem gemütlich wirken.

Einen Hingucker und gleichzeitig eine Möglichkeit, die hallenartigen Zimmer und Gewölbe zu strukturieren und ausreichend zu beleuchten, bieten die verschiedenen Leuchtmittel. Sie wurden in Decken sowie Wänden integriert und sorgen für ein stimmungvolles, warmes Licht.

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Bofill ist bis heute mit dem Umbauen der Fabrik beschäftigt

Mit dem Umbauen der ehemaligen Zementfabrik sind Bofill und seine Mitarbeiter bis heute beschäftigt. Und genau darauf hatte der Architekt beim Kauf der Immobilie damals auch abgezielt. Er mag nach eigenen Aussagen den ständigen Wandel und braucht ihn, um seine kreativen Visionen auszuleben. Und um aus leblosen, verlassenen Mauern ein beeindruckendes Kunstwerk zu schaffen, das er und seine Familie nun ihr Zuhause nennen.