5. Juli 2022, 11:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Immobilienpreise in Deutschland sind in den letzten Jahren stark angestiegen – zumindest in einigen Regionen. Andernorts sinken die Preise stattdessen. Der aktuelle Postbank-Wohnatlas zeigt, in welchen Regionen Immobilienbesitzer mit einem Wertanstieg rechnen können und in welchen Landkreisen eine Preisabnahme und damit ein Wertverlust zu verzeichnen ist.
Wo steigen die Immobilienpreise in Deutschland und wo sinken sie? Wer sich für eine eigene Immobilie interessiert, sollte auch bedenken, dass sich die Werte in vielen Landkreisen deutlich unterscheiden. In welchen Regionen man tiefer in die Tasche greifen muss und wo ein Wertverlust sehr wahrscheinlich ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Übersicht
Großer Wunsch nach Eigenheim trotz steigender Immobilienpreise
Viele Menschen träumen von einem Eigenheim. Laut einer Interhyp-Studie aus dem Jahr 2021 haben 72 Prozent der befragten Mieter angegeben, dass sie sich eine eigene Immobilie wünschen. Verglichen mit 2019 ist das ein Anstieg um sechs Prozent. Am gefragtesten sind dabei Einfamilienhäuser, vorzugsweise im Grünen oder am Stadtrand. Einer Studie der Sparda-Banken nach – ebenfalls aus demselben Jahr – gaben die Befragten mehrere Motive an, weshalb sie eine eigene Immobilie erwerben wollen. Die wichtigsten Gründe waren folgende:
- Freie Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Immobilie (72 Prozent der Befragten)
- Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu leben (72 Prozent)
- Wichtiger Beitrag zur Altersvorsorge (71 Prozent)
- Sicherheit vor Kündigung (70 Prozent)
Allerdings sollte man zunächst schauen, wie sich die Immobilienpreise in den einzelnen Regionen Deutschlands entwickeln werden. Der Postbank-Wohnatlas 2022 zeigt, wo die Immobilienwerte bis 2035 steigen werden und in welchen Gebieten eine Abnahme zu erwarten ist. Dabei ist ein durchaus klares Schema zu sehen. Teurer wird es in Ballungsräumen und Metropolregionen. Günstiger hingegen wird es in vielen ostdeutschen Gebieten.
In diesen Regionen Süddeutschlands nehmen die Immobilienpreise zu
Gemeinsam mit dem Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hat die Postbank den Wohnatlas 2022 erstellt und dabei aufgezeigt, welche Regionen von einem Anstieg der Immobilienpreise betroffen sind. Dabei haben sie die Immobilienpreisentwicklung in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten untersucht und eine Kaufpreisprognose für den Zeitraum 2021 bis 2035 erstellt.
Besonders im Süden Deutschlands, genauer Baden-Württemberg und Bayern, ist mit einer jährlichen Preissteigerung der Immobilie bis zu zwei Prozent zu rechnen. In den Top-10 aller Landkreise und kreisfreien Städte mit einer steigenden Preisentwicklung sind alleine schon sechs Regionen vertreten: München, Landkreis Miesbach, Heilbronn, Landshut, Landkreis Ebersberg und Landkreis Erding.
Aber auch in Stuttgart und im Umland werden die Immobilienwerte bis 2035 stark steigen. Weiter südlicher im Landkreis Konstanz, Bodenseekreis und Lörrach sind solche Prognosen ebenfalls wahrscheinlich. Weit über den Münchener Umland hinweg sind ebenso jährliche Preissteigerungen über zwei Prozent prognostiziert worden.
Auch interessant: Lohnt sich der Kauf einer Immobilie als Geldanlage noch?
Im Norden und in den Metropolregionen wird es ebenfalls teurer
Der Wohnatlas zeigt zudem, dass in den sogenannten „Big Seven“, zu denen München und Stuttgart auch gehören, die Immobilienpreise ansteigen werden. Betroffen sind außerdem Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und Düsseldorf. Die Preissteigerungen könnten sich auf 0,65 Prozent bis 2,19 Prozent jährlich belaufen.
Steigerungen sind zudem in Großstädten wie Leipzig, Dresden, Darmstadt, Augsburg, Ingolstadt, Münster, Mainz, Regensburg, Freiburg und Ulm sehr wahrscheinlich. In Potsdam sollen die Immobilienpreise bis zu 2,2 Prozent steigen, was der höchste Wert aller Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschlands ist.
Überraschend ist zudem, dass im Nordwesten Hausbesitzer mit einer Wertsteigerung ihrer Immobilie rechnen können. Genauer gesagt handelt es sich um die Weser-Ems-Region. Hierzu gehören unter anderem die Landkreise Aurich, Ammerland, Emsland, Leer etc. Auch in den kreisfreien Städten Cloppenburg und Delmenhorst zeigt der Trend nach oben.
Auch interessant: Kaufen oder mieten? Die Vor- und Nachteile im Überblick
Aktuelle Studie Mieten steigen schneller als Immobilienpreise – aber nicht überall
Postbank Wohnatlas Preise für Wohneigentum wachsen schneller als Mieten
Experten warnen Immobilienblase! Akutes Risiko in Frankfurt und München
Die größte Wertminderung ist in Ostdeutschland zu erwarten
Des einen Freud, des anderen Leid – ungefähr so könnte man die prognostizierte Preisentwicklung in vielen Regionen Ostdeutschlands beschreiben. In nahezu allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, werden die Immobilienpreise bis zu zwei Prozent jährlich sinken. Preissteigerungen sind nur in Großstädten wie Jena, Erfurt, und wie bereits erwähnt, Dresden und Leipzig zu erwarten. Für Immobilienbesitzer ist das natürlich keine erfreuliche Prognose, für Kaufinteressierte hingegen schon.
In Brandenburg hingegen sieht es besser aus. Aufgrund der Berliner Nähe können sich Immobilienbesitzer im sogenannten Speckgürtel auf eine Wertsteigerung freuen. Lediglich im Südosten (u.a. Landkreis Oder-Spree, Landkreis Spree-Neiße, Frankfurt/Oder und Cottbus zeigt der Trend nach unten). Doch auch in Teilen Westdeutschlands sind Preisrückgänge stark möglich. Betroffen sind vor allem Landkreise im Saarland. Aber auch in Mittelhessen und im Rhein-Ruhr-Gebiet sollen die Immobilienpreise bis 2035 fallen.
Kurz gefasst: In strukturschwachen Regionen sind fallende Immobilienpreise prognostiziert worden. In „boomenden“ Regionen und Großstädten kann der Wert einer einzelnen Immobilie jährlich bis zu zwei Prozent steigen.