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Wildobst aus dem Garten ernten, einlagern und richtig verarbeiten

Wildobst: Beeren von Schwarzem Holunder
Wie anderes Wildobst ist auch Schwarzer Holunder roh nicht genießbar, für eine Marmelade eingekocht jedoch köstlich Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

01.11.2021, 20:30 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Wildobst wird wiederentdeckt. Die Früchte sind wahre Vitaminbomben. Der Haken: ihr bitterer Geschmack. Doch dagegen helfen ein paar Tricks.

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Zierquitte, Wildapfel, Felsenbirne oder Sanddorn sind nur einige der unzähligen Wildobst-Arten, die erst aus der Mode und dann für lange Zeit in Vergessenheit geraten sind. Seit einigen Jahren feiert Wildobst jedoch ein Comeback in unseren Parks und Gärten. Wegen ihrer hohen Anzahl an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen gelten die Früchte der züchterisch kaum behandelten Pflanzen als natürliches „Superfood“.

Wildobst ist eine Zierde für jeden Garten

Die Gehölze sind wegen der leuchtenden Blütenpracht zudem eine wahre Augenweide. Ob solitär, in Gruppen im Gartenbeet oder als Hecke gepflanzt – Wildobst bereichert jeden naturnahen Garten oder Bauerngarten. Einige Arten, wie unter anderem Heidelbeeren, können auch problemlos im Topf auf Balkon oder Terrasse kultiviert werden.

Wildobst-Gehölze sind Nahrungsquelle und Lebensraum vieler Tiere

Das Beste: Die robusten Pflanzen kommen auch mit einem ungünstigen Standort und schwierigem Klima gut zurecht und sind kaum anfällig für Schädlinge oder Krankheiten. Die Gehölze bieten zudem vielen kleinen Gartenbewohnern einen natürlichen Lebensraum. Von der Eberesche, auch Vogelbeere genannt, ernähren sich hierzulande stolze 63 Vogelarten. Schlehen sind für rund 100 Insekten- und 30 Säugetierarten eine wichtige Nahrungsquelle. Mit Wildobst kann man sich sicher sein, dass neues Leben in den Garten einzieht.

Auch interessant: Welchen Boden man im Herbst umgraben sollte

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Wildobst meist herber im Geschmack

Es gibt einen Haken: Wildobst schmeckt für den an Zuchtobst gewöhnten Gaumen erst einmal nicht so lecker. Die Wildfrüchte sind zwar reich an Aromen, enthalten meist jedoch weniger Zucker, dafür mehr Bitterstoffe und Säure. Das macht sie auf der anderen Seite zu einem besonderen Leckerbissen für jeden Liebhaber dieser wilden Früchtchen. Bitterstoffe und Säuren bändigt man zudem recht einfach mit der richtigen Zubereitung. Was sich dann aus dem Obst herstellen lässt, ist mannigfaltig: Chutneys, Soßen und Suppen, aber auch Marmeladen, Kuchen und sogar kandierte Früchte, Pralinen und Likör. Folgende Wildfrüchte sind besonders beliebt:

Eberesche (Vogelbeere)

Eberesche gilt als ein besonders wertvolles Gehölz. Die Früchte bieten vielen Vögeln eine wichtige Nahrungsquelle, weshalb diese auch als „Vogelbeeren“ bezeichnet werden. Kindern wurde früher eingebläut, die roten Beeren seien giftig. Das sind sie zwar nicht. Größere Mengen roh verzehrt können aufgrund der enthaltenen Parasorbinsäure in den Früchten jedoch zu Übelkeit und Erbrechen führen. Die Säure ist auch für die stark bittere Note verantwortlich. Durch Erhitzen wandelt sich der Bitterstoff jedoch in unbedenkliche Sorbinsäure um. Man kann die Beeren auch für einige Tage in das Kühlfach stellen oder in Essigwasser einlegen. Die Früchte werden dadurch süßer im Geschmack und lassen sich vielseitig verarbeiten. Zum Beispiel zu einem leckeren Chutney:

Vogelbeeren-Chutney

  • 400 Gramm Ebereschen oder Vogelbeeren
  • 300 Gramm Gelierzucker oder Rohrzucker
  • 1 TL Salz
  • Je ½ TL gemahlener, schwarzer Pfeffer und im Mörser zerdrückte Senfkörner
  • 1 klein geschnittener Apfel
  • 1 fein gewürfelte Gemüsezwiebel
  • 1 großer Schuss Apfelessig

Unter öfterem Umrühren alle Zutaten bei mittlerer Hitze bis zu einer Stunde köcheln lassen. Nach einiger Zeit die Hitze reduzieren. Wer es etwas schärfer mag, gibt einen EL fein geriebenen Ingwer und eine klein geschnittene Chili-Schote zum Einkochen mit hinzu. Anschließend in Einmach-Gläser füllen. Das Chutney hält sich dunkel und kühl gelagert locker ein halbes Jahr.

Echte Mispel

Im Mittelalter waren Echte Mispeln (Mespilus germanica) vielerorts ein echter Renner. Vor allem in Bauern- und Klostergärten schätzte man das Wildobst. Obwohl sie ziemlich bitter schmecken, wurden reife Mispeln sogar roh verzehrt. Wegen des hohen Gerbstoffgehaltes wurden die Früchte übrigens früher auch in der Gerberei verwendet.

Wie damals kocht man auch heute noch aus Mispeln Marmelade oder verwendet die Früchte für Obstwein oder Likör. Der erste Frost macht Mispeln genießbar. Die Früchte sind dann jedoch immer noch recht mehlig im Geschmack und vor allem nicht lange lagerbar. Das mag ein Grund sein, weshalb man heutzutage lieber in Birnen und Äpfel beißt. Geschmack beiseite: Eine Mispel als Zierstrauch oder kleiner Baum ist mit den strahlend weißen Blüten ein echter Hingucker im Garten. Ein sonniger Standort und lockere, durchlässige Erde sind ideal.

Marmelade mit Hagebutten und Mispeln

Zusammen mit einem weiteren beliebten Wildobst, den Hagebutten, lässt sich aus Mispeln eine köstliche Marmelade zubereiten. Dazu jeweils 500 Gramm der geputzten, von Stil und Kerngehäuse befreiten und klein geschnittenen Früchte mit 750 Gramm Gelierzucker, 400 ml Apfelsaft und einem guten Schuss Zitronensaft weich kochen. Alles anschließend durch ein feines Sieb streichen und in abgekochte Einmach-Gläser füllen.

Schwarzer Holunder

Dieses weitverbreitete Wildobst kennen viele auch unter dem Namen „Deutscher Flieder“. Im Frühjahr bildet „Sambucus nigra“, wie die Pflanze botanisch heißt, schirmförmige Blütenstände, die einen schweren Duft verströmen. Das Aroma der Blüten verleiht Getränken einen süßlichen Geschmack. Ein herrliches sommerliches Dessert sind „Hollerküchlein“. Dazu werden die Blütendolden in Teig gewendet und anschließend in heißem Öl ausgebacken. Die schwarzen Beeren verarbeitet man zum Beispiel zu einem delikaten Gelee. Wie man Holunderblüten richtig erntet und köstlichen Holunderblütensirup zubereitet, verrät myHOMEBOOK in diesem Artikel.

Sanddorn

„Hippophae rhamnoides“ – das klingt zwar beeindruckend. Die botanische Bezeichnung kann aber kaum jemand aussprechen. „Sanddorn“ geht da schon leichter über die Lippen. Der dornige Strauch mag einen sandigen Boden und wächst hierzulande wild an der norddeutschen Küste. Sanddorn kommt aber auch mit einem kieshaltigen Boden gut zurecht, zum Beispiel an Böschungen. Im eigenen Garten gedeiht die Pflanze gut in einem mageren, durchlässigen und sandigen Boden.

Über den Sommer hinweg besticht Sanddorn durch seine kleinen, silbern schimmernden Blätter. Ein wahrer Hingucker sind die knall-orange farbigen Beeren im Herbst. Aus den vitaminreichen Früchten wird unter anderem Saft gewonnen. Die Ernte im Herbst gestaltet sich jedoch mithin als schwierig bis schmerzhaft. Der Grund sind die Dornen an den Sträuchern. Leichter geht es, indem man einen ganzen Ast abzuschneiden. Legt man diesen ins Eisfach, fallen die tiefgekühlten Beeren fast von allein ab. Notfalls hilft man durch Schütteln ein wenig nach. Auf diese Weise kann man die Beeren auch direkt am Strauch nach einer ersten frostreichen Nacht abernten.

Sanddornsaft

Ein Kilogramm gewaschene Sanddornbeeren mit 300 Gramm Zucker in einem großen Topf vermengen. Die Beeren leicht andrücken. Anschließend 500 ml Apfelsaft und nach Geschmack einen guten Schuss Zitronensaft und Agavensaft hinzugeben. Das Ganze einmal kräftig aufkochen und dann bei kleiner Hitze für rund zehn Minuten weiterköcheln lassen. Anschließend den Saft durch ein feines Sieb filtern und abfüllen.

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