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Große Zukunft?

Die Hürden beim Bau eines Tiny Houses

Tiny House bei Nacht
Für viele ein großer Traum: das eigene Tiny House Foto: Getty Images
dpa

18.09.2021, 04:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Leben auf kleiner Fläche mit wenig Mobiliar – diese Idee der «Tiny House»-Bewegung findet immer mehr Anhänger. Mancherorts könnte sich daraus eine Wohnform der Zukunft entwickeln.

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Den Traum von den eigenen vier Wänden haben viele Menschen. Aber muss es wirklich ein massives Haus mit mehr als 100 Quadratmetern Wohnfläche, eingezäuntem Garten, Garage und Vorplatz für hunderttausende von Euro sein? Uwe Christof wirbt dafür, kleiner und gemeinschaftlicher zu denken: Seit Jahren macht sich der IT-Spezialist im Vorruhestand für sogenannte Tiny Houses stark – kleine, zumeist transportable Häuser, die trotz geringer Grundfläche ihren Bewohnern alles bieten sollen, was sie zum Leben brauchen und überall da aufgestellt werden können, wo es erlaubt ist und den Besitzern gefällt. Gerade in Zeiten von Wohnungsmangel und steigenden Haus- und Grundstückspreisen wächst das Interesse an den Winzlingen.

Tiny House – der Traum vom Klein-Haus

Aus privaten Gründen kam Christof vor Jahren auf die Idee, sein eigenes Tiny House zu entwerfen und zu realisieren. Damals war der Schönecker beruflich häufig in München, wo er in Kontakt kam mit dem Verein „Einfach gemeinsam leben“. Dessen 1. Vorsitzender, der Regisseur und TV-Produzent Thorsten Thane, ist einer der Protagonisten der Tiny-House-Bewegung in Süddeutschland. Gemeinsam gingen sie ihren Traum vom Klein-Haus an – Thane mit einem alten Zirkuswagen, den er neu aufbaute und Christof mit einem komplett neuen Tiny House: Mit viel Holz, großen Fenstern und in skandinavisch-modernem Stil hat er sein Häuschen umgesetzt. Es wirkt einladend und luftig – auch an warmen Tagen. Auf den 17 Quadratmetern Grundfläche findet sich bisher ein größerer Raum mit Sitzplatz und ein kleines Bad mit Trocken-Trenn-Toilette. Später sollen noch ein Hochbett und eine Küchenecke folgen.

Passend dazu: Braucht man für ein Tiny House unbedingt eine Baugenehmigung?

Große Hürden beim Bauen für Tiny Houses

Fließendes Wasser, Strom und Gas oder eine andere Wärmequelle gibt es in Christofs Mini-Haus derzeit noch nicht. Er denkt aber etwa über den Einbau einer Anlage zur Regenwasseraufbereitung nach. Generell müssten immer die örtlichen Gegebenheiten und Regelungen beachtet werden, sagt der 62-Jährige. Auf Freizeitgrundstücken beispielsweise ist das Übernachten, etwa in Gartenlauben, vielerorts allenfalls vereinzelt möglich – festen Wohncharakter sollen die Häuschen dagegen nicht haben und auch nicht dafür ausgestattet sein.

Problematisch zudem: Viele der Häuschen können die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes nicht erfüllen und dürfen deshalb nicht als fester Wohnsitz genutzt werden – falls doch, ist eine Baugenehmigung wie für ein großes Haus oder eine entsprechende Anzeige nötig. Deshalb hatten Tiny-House-Fans auch eine Petition an den Bundestag auf den Weg gebracht, um die Hürden für die kleinen Häuser zu senken. Auf regionaler Ebene will Christof das Thema mit dem Verein „Kleiner wohnen Rhein-Main“ voranbringen, der demnächst gegründet werden soll. Mit ersten Kommunen, die sich von ihm Anregungen zum Thema Wohnformen der Zukunft holen wollen, ist er bereits im Gespräch.

Wie flexibel die Tiny Houses sind, durfte Christof während der Corona-Pandemie erleben: Für einige Monate fungierte sein Häuschen als Erweiterung für den Salon einer im nahe gelegenen Nidderau ansässige Friseurin, um so für mehr Abstand und Entzerrung in dem Betrieb zu sorgen. Danach fand das kleine Haus mit fahrbarem Untersatz auf einem Gartenstück von Christofs Familie in Schöneck seinen Platz, wo es sich zwischen Apfelbäumen und Gemüsebeeten wie ein idyllisch gelegenes Gartenhaus ausnimmt. Und irgendwann wollen Christof und seine Frau das Tiny House verkaufen oder es ins Berliner Umland verlegen und ein Ferienhäuschen daraus machen.

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Wachsende Anhängerschaft

Einer der Vorteile dabei: Das Haus kann wie ein Boot auf einem Trailer weggezogen werden und hinterlässt eine intakte Wiese ohne Versiegelung, sagt Christof. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei das ein wichtiges Argument für Tiny Houses, die auch bundesweit eine wachsende Anhängerschaft hätten: Die Facebook-Gruppe „Tiny House Deutschland“ beispielsweise zählt bereits mehr als 63.000 Mitglieder.

Interesse an den kleinen Häusern sieht Christof auch bei Menschen, die sich verkleinern und dabei die Vorteile einer Gemeinschaft nutzen möchten. Infrage kämen etwa ältere Menschen, die ihr Haus an ihre Kinder weitergeben und stattdessen in eine Single-Wohnform wechseln möchten.

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Dass die kleinen Häuser bereits als Ferien- und Naherholungsdomizile im Trend liegen, zeigen beispielsweise Freizeitparks am Kinzigsee bei Langenselbold sowie im nahe gelegenen Rodenbach (beide Main-Kinzig-Kreis). Auch Fertighaushersteller wie SchwörerHaus aus Hohenstein/Oberstetten in Baden-Württemberg beschäftigen sich mit Tiny Houses. In der erst vor zwei Jahren eröffneten Produktionshalle für dieses Geschäft werde schon jetzt an der Kapazitätsgrenze gearbeitet, eine Erweiterung sei bereits angedacht, sagte Pressesprecher Felix Schwörer. „FlyingSpaces“ heißen die Minihäuser bei dem Unternehmen. Seit Jahresbeginn seien bereits mehr als 250 Module verkauft worden, so der Sprecher.

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