23. Januar 2021, 14:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer in Japan ein Bad nimmt, steigt in einen Ofuro. Diese Badewanne unterscheidet sich ziemlich von hiesigen Wannen. Auch die Art des Badens ist anders. Vor allem eine Tradition beim Ofuro ist für Europäer allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Badekultur hat in Japan eine lange Tradition. Über das ganze Inselreich verteilt findet man heiße Thermalquellen, die Onsen genannt werden. Vielerorts gibt es zudem öffentliche Badehäuser, die Sentos. Wie sehr die Tradition des Badens im japanischen Alltag verankert ist, zeigt sich auch anhand des kleinen Badezimmers, das in kaum einer japanischen Wohnung fehlen darf. Ofuro nennen die Japaner ihre Badewanne fast ehrfürchtig.
Dabei ist das Reinigen des Körpers nur ein Aspekt. Japaner entspannen im Ofuro, lassen Geist und Seele baumeln und die Mühsal des Arbeitsalltags hinter sich. Das Ritual wiederholt sich oftmals allabendlich, um anschließend gereinigt und entspannt ins Bett zu gehen.
Vor dem Ofuro wird der Körper gewaschen
Ein wesentlicher Unterschied zu unseren Badegewonheiten: Bevor man in Japan in einen Ofuro steigt, wäscht man seinen Körper. Dafür steht vor der Wanne traditionell ein kleiner Schemel bereit, auf den man sich setzt, sich mit einem Schwamm einseift und abduscht.
Erst wenn man blitzblank sauber ist, geht es ins Wasser. Und das mag für Europäer beim Erstkontakt etwas gewöhnungsbedürftig, geniest man im Reich der aufgehenden Sonne sein Ofuro doch besonders warm. Da kann die Wassertemperatur gerne mal 42 Grad Celsius betragen.
Größe und Form der japanischen Badewanne
Worin sich Ofuro noch zu einer hiesigen Badewanne unterscheidet, ist die Form. Ein Ofuro ist wesentlich kürzer, die Wände meist senkrecht, dafür aber höher. Letztlich handelt es sich bei einem Ofuro eher um eine Sitzbadewanne, in der man bis zu den Schultern in heißem Wasser hockt. Für alle, denen dann noch friert, bietet sich ein kleiner Eimer an, mit dem man warmes Wasser über die freien Körperpartien gießen kann.
Traditionell wurde ein Ofuro aus Holz gefertigt. Darunter befand sich ein kleiner Ofen, der die runde Holzwanne erhitzte. Mittlerweile werden die meisten japanischen Badewannen aus wasserfesten Materialien wie Keramik oder Kunststoff hergestellt. Manche Ofuros besitzen zudem einen Deckel, mit dem man die Wanne nach dem Baden verschließt und so die Wärme erhält.
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Gegensprechanlage und automatische Temperatureinstellung
Vollständig gefliest wenn nicht gar komplett mit PVC verkleidet und mit Abflusslöchern im Boden versehen sind die winzigen Badezimmer. So kann ruhig mal was aus dem Ofuro überschwappen, ohne dass es gleich zu einer Überschwemmung kommt.
Anhand eines wasserresistenten Displays lässt sich ein moderner Ofuro automatisch befüllen und das Wasser aufwärmen. Manche Geräte besitzen darüberhinaus eine Gegensprechanlage. Wird es einem zu heiß, kann man so praktischerweise nach einem kühlen Getränk aus der Küche fragen.
Einmal Badewasser für die ganze Familie
Die körpereigene Vorwäsche vor dem Einstieg in den Ofuro macht Sinn. Denn so bleibt das Badewasser um einiges sauberer, als würde man sich erst in der Wanne reinigen. Deshalb teilen sich in vielen japanischen Haushalten gleich mehrere Familienmitglieder problemlos dasselbe Badewasser, das über Stunden, wenn nicht Tage automatisch auf gleichbleibender Temperatur gehalten werden kann.
Traditionell wurde dabei eine strenge Reihenfolge eingehalten: Zuerst baden die älteren, männlichen Mitglieder einer Familie im Ofuro, anschließend dann der Rest. Heutzutage sehen jüngere Japaner die Frage der Reihenfolge eher locker.
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Mit altem Badewasser Wäsche waschen
Geradezu genial ist das zirkuläre Pumpsystem, mit dem viele moderne Ofuros ausgestattet sind. So lässt sich das gebrauchte Wasser wieder zum Boiler führen und erneut erwärmen. Besonders ressourcenschonend sind Systeme, die das verbrauchte Badewasser zur Waschmaschine führen, um die Wäsche zu waschen. Das spart nebenbei auch noch Geld.