
8. Juli 2025, 10:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Er ist einer der hartnäckigsten Vorratsschädlinge in deutschen Haushalten und Betrieben, aber so richtig bekannt ist er nicht. Die Rede ist vom australischen Diebkäfer. myHOMEBOOK informiert über die Verbreitung, die Bekämpfung sowie die Vorbeugung vor Befall.
„Ptinus tectus“ ist die lateinische Bezeichnung des australischen Diebkäfers. Er stiehlt zwar nichts, hat sich in Deutschland aber seit seiner Einschleppung stark verbreitet. Er ist ebenso vielseitig in der Nahrungsaufnahme, wie auch schwer zu bekämpfen.
Wie der Australische Diebkäfer in Deutschland heimisch wurde
Seinen Weg nach Deutschland fand der australische Diebkäfer wohl um das Jahr 1900. Ursprünglich stammt die Art aus Australien und Tasmanien und wurde über Handelsrouten eingeschleppt. Seitdem hat sich der Käfer in ganz Deutschland angesiedelt und kommt in allen Bundesländern vor. Die Art ist nachtaktiv und flugunfähig. Der Käfer ist also auf einen „passiven“ Transport angewiesen, etwa in Handelswaren.
Weil der Käfer bereits seit mehr als 100 Jahren auch in Deutschland eine Heimat gefunden hat, muss ein Befall nicht behördlich gemeldet werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) überwacht die Art lediglich allgemein. Der Käfer hat also durch seine hartnäckige Art so etwas wie ein Bleiberecht errungen.
Der Lebenszyklus des australischen Diebkäfers
Optimale Lebensbedingungen für den Käfer, der zwischen 2,5 und 4 Millimeter groß ist, sind Temperaturen von 23 bis 25 Grad. Dann kann sich der Käfer in etwas mehr als 60 Tagen vom Ei bis zum ausgewachsenen Käfer entwickeln. In Deutschland konnte sich das Tier dennoch verbreiten, weil es sich, anders als andere tropische Arten, auch bei Temperaturen unter 10 Grad entwickeln kann. Dann allerdings langsamer.
Das Weibchen legt zwischen 100 und 120 klebrige Eier, aus denen nach maximal 16 Tagen die Larven schlüpfen. Diese durchlaufen binnen sechs Wochen einige Häutungen, bevor sie sich verpuppen. Aus den Kokons schlüpfen dann die Käfer. Der Käfer selbst kann bis zu 12 Monate leben. In dieser Zeit produziert ein Weibchen dann bis zu 1000 Eier.
Was frisst der Schädling?
Der australische Diebkäfer ist, positiv ausgedrückt, kein Kostverächter, was biologisch als Polyphagie bezeichnet wird. Kaum ein organisches Material ist vor ihm sicher. Er bevorzugt zwar Weizen, frisst aber auch Trockenfrüchte, Pfeffer oder Wolle. Er vergreift sich an Dokumenten und nimmt sogar tote Insekten oder den Kot von Nagern zu sich.
Befallene Nahrungsmittel sind wegen der Verunreinigung durch Kot für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet. Für Museen, die etwa ausgestopfte Tiere ausstellen oder Insektenpräparate beherbergen, ist ein Befall ein Albtraum. Für die Käfer hingegen natürlich ein Paradies.
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Befall nicht einfach zu entdecken
Ein Befall mit dem australischen Diebkäfer ist schwer zu entdecken. Zum einen versteckt sich der Käfer als nachtaktive Art tagsüber in Ritzen und Spalten. Und fällt er doch ins Auge, könnte er schnell als harmlos durchgehen. Denn bei Gefahr stellen sich die Insekten tot. Wer einen Befall entdecken will, muss also genau schauen. Typische Befallszeichen sind:
- runde Austrittslöcher von 1 bis 2 Millimetern in befallenen Materialien
- braune Kotkügelchen
- kugelförmige, seidenartige Kokons der Larven
Die Larven sind cremefarben. Eher nur für Fachleute relevant: Bei einer Störung rollen sie sich zusammen, was geschulte Personen erkennen. Der Käfer selbst sieht spinnenähnlich aus. Am gedrungenen Körper sind sechs lange, dünne Beine erkennbar. Am Hals gibt es eine Einschnürung. Auch die ist typisch.
Hausmittel sind keine Lösung
Einmal häuslich niedergelassen, ist der Schädling nur schwer wieder loszuwerden. Professionelle Schädlingsbekämpfer kombinieren verschiedene Maßnahmen.
Neben dem Einsatz von Insektiziden bringt die thermische Behandlung Erfolg. Von Larven befallene Stoffe werden dann für mehrere Stunden auf mindestens 50 Grad erwärmt. Temperaturen über 38 Grad über einen längeren Zeitraum sind auch für die erwachsenen Käfer tödlich.
Auch niedrige Temperaturen sind hilfreich. Bei geringerem Befall oder kleineren Vorratsmengen kann das Einfrieren bei –18 Grad über 24 Stunden die Larven abtöten.
Vorbeugen ist leichter als bekämpfen
Den australischen Diebkäfer wieder loszuwerden, ist eine aufwendige Angelegenheit. Wie bei allen Schädlingen ist es deshalb besser, vorzubeugen.
- Lebensmittel gehören in luftdichte Behälter.
- Vorratsräume sollten regelmäßig gereinigt werden und trocken sein.
- In Betrieben sollten Wareneingänge kontrolliert werden.
- Zudem ist es ratsam, Waren mit einem Abstand von einem halben Meter zur Wand aufzubewahren, da der Käfer nicht fliegen kann.
Besteht der Verdacht auf möglichen Befall, kann das Aufstellen spezieller Lockstofffallen (Pheromonfallen) sinnvoll sein. Das gilt insbesondere in Gewerbebetrieben oder Museen.

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Klimawandel spielt dem australischen Diebkäfer in die Karten
Der in Deutschland spürbare Wandel des Klimas kommt dem Käfer entgegen. Zwar kann sich die Art, wie erwähnt, auch bei niedrigeren Temperaturen entwickeln, mildere Winter ermöglichen indes mehr Generationen pro Jahr. Je stärker sich unser Klima den Bedingungen der ursprünglichen Heimat annähert, umso besser für diese Art.