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Experten-Tipps

Marder vom Dachboden vertreiben – was hilft wirklich?

Marder auf dem Dachboden
Marder (hier ein Steinmarder) sind ausgesprochen neugierig und lassen sich oft nicht so leicht vertreiben Foto: iStock / CreativeNature_nl
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

21.04.2022, 15:03 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Auch wenn sie possierlich anzusehen sind – Marder hat niemand gerne im Dachboden. Hat der tierische Störenfried seinen Weg ins Haus erst gefunden, ist schnelles Handeln gefragt. Der ungebetene Gast sorgt nicht nur für Lärm in der Nacht, sondern kann auch kostspielige Schäden verursachen.

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Wenn nachts vom Dachboden leises Kratzen und Trippeln zu hören ist, sind oft tierische Untermieter dafür verantwortlich – wie etwa der Marder. Zusätzlich zu den Geräuschen verursachen die Tiere auch Dreck und Schäden. Laut, unhygienisch und teuer – es gilt die Tiere wieder loszuwerden. Wie man den nachtaktiven Marder aus dem Haus vertreiben kann, erklären Experten bei myHOMEBOOK.

Warum lassen sich Marder nur schwer vertreiben?

Im Haus ist es gerne mal die Wärmedämmung, vor der die Tiere nicht haltmachen. Dazu dann der nächtliche Krach, der den gequälten Hausbewohnern den letzten Schlaf raubt. Zudem kommt noch der verkotete Dachstuhl und der unerträgliche Verwesungsgeruch, der durchs Haus zieht, wenn das erlegte Beutetier im Marderversteck gebunkert wird. Alles in allem können Schäden, die durch Marder entstehen, teuer werden: Rund 140 Millionen Euro Versicherungsschäden an Haus und Auto verursachen die Tiere jährlich.

Fakt ist aber auch: Sind Marder erstmal im Haus, wird es schwierig, sie wieder loszuwerden. Es gibt gequälte Hausbesitzer, die von mehrjährigen Marder-Martyrien zu berichten wissen. Ein nächtlicher Besuch von einem Marder, der übrigens zur Gruppe der hundeartigen Raubtiere gezählt wird, klingt nämlich durchaus furchteinflößend.

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Dr. Hans-Heinrich Krüger hat das Verhalten von Steinmardern lange erforscht. Der Wildbiologe erklärt: „Marder sind sehr empfindliche Tiere, die sich nur sehr schwer fangen lassen. In der Regel meiden sie alles Neue, ziehen sich dann erstmal zurück.“ Das Problem: Die Tiere seien auch ausgesprochen neugierig. „Nach einiger Zeit kommen Marder wieder zurück“, weiß der Marder-Experte.

Mit welchen Gerüchen kann man Marder fernhalten?

Marder haben ausgesprochen feine Nasen und reagieren sehr empfindlich auf bestimmte Gerüche. Setzt man diese gezielt ein, kann man versuchen, die Marder damit zu vertreiben – egal ob auf dem Dachboden oder beim Auto. Positiver Nebeneffekt: Für menschliche Nasen sind diese Düfte eher wohlriechend. Dazu zählen beispielsweise:

  • Lavendel
  • Nelken
  • Zitrusdüfte (auch von ätherischen Ölen)
  • Mottenkugeln
  • Toilettenkugeln

Tipp: Die Düfte bleiben nicht lange bestehen und verfliegen oft schnell. Deshalb sollte man die Duftquellen zur Marderabwehr alle zwei bis drei Tage auffrischen. Es bietet sich auch an, verschiedene Gerüche zu kombinieren und vor allem an den Eingängen zum Haus zu platzieren.

Marder auf einem verschneiten Hausdach
Marder lassen sich mit bestimmten Duftstoffen vertreiben Foto: Getty Images

Was bringt das Vertreiben von Mardern mit Gerüchen?

Ob das Auslegen von Duftstoffen tatsächlich die geruchsempfindlichen Tiere vertreibt – daran scheiden sich die Geister. Stark diskutiert wird im Internet auch die Empfehlung, den Dachboden mit Eigenurin zu markieren. Wenn die Tiere sich daran gewöhnen, sind solche Methoden, Marder aus dem Haus zu vertreiben, dann nicht wirkungslos?

Nicht ganz. Auch Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) ist Marder-Experte. Er erklärt: „Ob man die Tiere anhand von starken Düften und Geräuschen vertreiben kann, liegt an der Beharrlichkeit der Anwendung und auch von den für Marder alternativ vorhandenen Versteckmöglichkeiten in der Umgebung. Menschlicher Urin könnte hier durchaus ein wirksames Mittel zum Vertreiben von ungebetenen Untermietern sein, doch aus hygienischer Sicht ist das sicherlich auch zu hinterfragen.“

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Kann man Marder mit Geräuschen vertreiben?

Heiermann verrät denn auch einen weitaus hygienischeren Trick, um die Tiere zum Umzug zu bewegen: „Da Marder sehr geräuschempfindlich sind, kann man es mit einem kleinen Radio versuchen, dass Lärm macht und mittels einer Zeitschaltuhr gesteuert wird. Marder sind nachtaktiv und suchen sich für den Tag ruhige Verstecke. Ein nerviger Radiosender kann da schnell zum Ruhekiller werden und die Tiere vertreiben.“

Was tun, damit der Marder nicht wiederkommt?

Marder aus dem Haus zu vertreiben ist das eine. Sie am Wiederkehren zu hindern, stellt Hausbesitzer vor geradezu detektivische Herausforderungen. Hier hilft nur der ärgerliche, mühselige und nicht zuletzt kostspielige Weg: Alle Löcher und Ritzen am Gebäude suchen und stopfen. Für Hans-Heinrich Krüger ist klar, wer Verursacher all der Probleme ist: „Nicht der Steinmarder! Es sind die Dachdecker, die Häuser nicht marderdicht bauen.“

Dass am Stopfen kein Weg vorbei führt, sieht auch Nabu-Experte Heiermann – allerdings sollte das mit Umsicht geschehen. „Um Marder dauerhaft als Untermieter ausschließen zu können, sollte man tatsächlich versuchen, potentielle Zugänge zu verschließen oder unerreichbar zu machen. Wichtig ist dabei, keine Tiere versehentlich einzuschließen.“

Wer alle möglichen Einstiegshilfen am Haus abklopfen will, sollte den Experten-Tipp von Hans-Heinrich Krüger berücksichtigen: „Im Winter können Spuren im Schnee – so er denn liegt – verraten, wie der Marder ins Hausdach kommt. Im Sommer kann ein Sandbeet auf dem Dachboden Hinweise zum Einstieg geben.“

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Wie kommen Marder ins Haus?

Einfallstor Nummer eins: Bäume, die zu nahe am Haus stehen. Wildbiologe Krüger erklärt, dass Marder ziemlich hoch springen können. „Locker bis zu 1,5 Meter! Deswegen sollten Bäume auch so weit vom Haus weg stehen.“ Bei Bäumen, die näher am Haus wachsen, muss man wohl oder übel einige Äste absägen.

Sieht zwar nicht schön aus, kann aber hilfreich sein: Eine Baummanschette aus Hartplastik oder Blech. „Damit der Marder die Manschette nicht überwinden kann, muss diese eine ausreichende Breite von mindestens 60 Zentimetern haben“, sagt Krüger. Neben Bäumen sind auch Regenrinnen eine weitere beliebte Einstiegshilfe bei Mardern. Aber auch hierfür gibt es im Handel abschirmende Manschetten mit abstehenden Dornen aus Edelstahl zu kaufen.

Schwieriger wird es bei einem niedrigeren Anbau am Haus, wie zum Beispiel einem Carport. Krüger schwört zudem auf Strom: „Das Top-Mittel gegen Marderbesuch ist ein Weidezaungerät. Das gibt es für rund 200 Euro im Handel und ist, richtig installiert, hochwirksam.“ Kommen die Tiere mit dem unter Strom stehenden Zaun in Kontakt, kriegen sie einen Schlag, erschrecken sich und suchen das Weite.

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Darf man Marder eigentlich fangen oder töten?

Vertreiben ist erlaubt – einfangen und töten nur bedingt. Julian Heiermann erklärt, dass man beim Umgang mit Mardern das Tierschutz- und Jagdgesetz beachten sollte. „Nur Jäger dürfen Marder fangen oder auch töten. Auch schon der Versuch, die Tiere mit einer Lebendfalle zu fangen, muss einem Jäger überlassen werden. Laut Tierschutzgesetz darf man den Tieren kein Leid zufügen, die ordnungsgemäße Jagd ist hierbei ausgenommen.“

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Gibt es eine Schonzeit für das Vertreiben von Mardern?

Bezüglich des Einsatzes von schonenden Vertreibungs- oder Vergrämungsmethoden wie Düften oder Lärm, gibt es laut Gesetz keine jahreszeitliche Einschränkung. Julian Heiermann vom Nabu erklärt, dass Marder ihre Jungen auch in ein neues Versteck umquartieren können. „Um es den Wildtieren aber nicht zu schwer zu machen, sollte man in der Hauptaufzuchtzeit, etwa April bis Ende Juni, wenn möglich auf Vergrämungsmaßnahmen vorerst verzichten.“

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Darf ein Kammerjäger Marder töten?

Auch wenn man es vermuten könnte – selbst der Schädlingsbekämpfer darf die Marder nicht töten. „Kammerjäger dürfen zwar keine Fallen aufstellen oder gar Gift gegen Marder einsetzen, doch wenn diese zulässige Vergrämungsmethoden anbieten, dann kann man auch deren Hilfe in Anspruch nehmen“, sagt Heiermann.

Themen Schädlinge Tiere
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