
14. Juli 2025, 14:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Was Gartenfreunde bequem finden, kann für Wildtiere zur tödlichen Gefahr werden: Mähroboter, die nachts leise ihre Bahnen ziehen, verletzen immer wieder Igel und andere Wildtiere schwer – oder töten sie sogar. In mehreren Städten ist das nächtliche Mähen daher bereits verboten.
Mähroboter sind für viele Gartenbesitzer eine praktische Unterstützung. Sie mähen unermüdlich den Rasen – und zwar am Tag, aber auch in der Nacht. Doch während der Rasen automatisch gepflegt wird, sind nachtaktive Tiere wie Igel in großer Gefahr. Sie fliehen bei Gefahr nicht, sondern rollen sich als Schutzmechanismus zusammen – ein Verhalten, das sie zwar vor Fressfeinden schützt, nicht jedoch vor den Klingen eines Mähroboters. Die Folge: schwerste Schnittverletzungen im Bereich von Kopf und Schnauze. In zahlreichen deutschen Städten gilt deshalb bereits ein Nachtfahrverbot bei der Nutzung von Mährobotern. Tierschützer fordern nun einheitliche Regelungen für ganz Deutschland.
Erste Städte verhängen Nachtfahrverbot für Mähroboter
Um Igel besser zu schützen, haben bereits mehrere Städte reagiert. In Köln, Düsseldorf, Leipzig, Göttingen, Mainz, Nuthetal und Borkheide (Brandenburg) gilt bereits ein nächtliches Mähverbot für Mähroboter. Diese Regelung erstreckt sich in der Regel auf den Zeitraum von 30 Minuten vor Sonnenuntergang bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang.
Halten sich Gartenbesitzer nicht an die Verbote, können sogar Bußgelder drohen. Wie BILD berichtet (gehört wie myHOMEBOOK zu Axel Springer), kann etwa in Leipzig eine Strafzahlung in Höhe von 50.000 Euro verhängt werden. Diese Summe bezieht sich auf das Bundesnaturschutzgesetz.
Tierschützer fordern bundesweite Regelung
Tierschutzorganisationen wie der BUND sowie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) setzen sich für ein generelles Nachtfahrverbot ein. Hintergrund ist die hohe Zahl verletzter Wildtiere durch Mähroboter. „Ein Nachtfahrverbot für Mähroboter, wie es einige Kommunen in Deutschland bereits umgesetzt haben, würde das Risiko für die Igel erheblich reduzieren“, informiert das IZW in einer Pressemitteilung.
Das sagen Hersteller zur Nutzung von Mährobotern
Die Gefahrenquelle von Mährobotern ist nichts Neues. Doch was sagen die Hersteller der Geräte? Bereits vor einigen Jahren hatte myHOMEBOOK bei einem Unternehmen nachgefragt. „Wir empfehlen allen Nutzern von Mährobotern, grundsätzlich vorsichtig mit solchen Geräten umzugehen. Wie grundsätzlich mit allen Maschinen, die mit Schneidwerkzeugen arbeiten“, sagt Manfred Eckermeier, Pressesprecher von Worx. Mit dem „Landroid“ hat der Hersteller auch einen Mähroboter im Sortiment.
Außerdem nimmt Eckermeier die Besitzer von Mährobotern in die Pflicht: „Niemals sollten Kinder oder Tiere unbeaufsichtigt gelassen werden, wenn ein Mähroboter mäht“, rät der Sprecher. Außerdem: „Niemals den Mähroboter nachts mähen lassen, wenn Igel und andere Wildtiere auf Futtersuche sind.“ Den Herstellern sei die Problematik bewusst, sie würden stetig ihre Geräte diesbezüglich optimieren.
Hunderte dokumentierte Fälle – Dunkelziffer hoch
Allein zwischen Juni 2022 und Oktober 2023 wurden laut IZW in Deutschland 370 Igel mit Schnittverletzungen registriert. Fast die Hälfte der verletzten Tiere überlebte nicht. Die tatsächliche Zahl dürfte noch deutlich höher liegen, vermuten die Experten des Leibniz-Instituts. Denn viele Igel ziehen sich verletzt in Hecken zurück und verenden dort unbemerkt. Zudem würden zahlreiche Vorfälle gar nicht erst gemeldet.
Einheitliche Vorschrift bisher nicht geplant
Obwohl in Städten wie Erfurt, Halle oder Magdeburg bereits über Einschränkungen diskutiert wird, ist eine bundesweite Regelung derzeit nicht absehbar. Ein Beispiel aus Bayern zeigt die rechtliche Schwierigkeit: In Feldkirchen sollte laut Medienberichten ein Nachtfahrverbot eingeführt werden, doch die zuständige Verwaltung erklärte, es fehle an einer rechtlichen Grundlage.

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Wer einen Mähroboter verwendet, kann mit einfachen Mitteln das Risiko für Wildtiere minimieren. Der BUND rät zu folgenden Maßnahmen:
- Auf heimische Pflanzen und Sträucher setzen: Sie bilden die Nahrungsgrundlage für einheimische Insekten. Da sich Igel hauptsächlich von Insekten ernähren, sind diese für sie lebensnotwendig.
- Keine chemischen Mittel im Garten verwenden: Pestizide, Schneckenkorn und andere chemische Produkte stellen eine Gefahr für Igel dar. Kommen Igel über kontaminierte Insekten mit diesen Substanzen in Kontakt, kann das gesundheitsschädlich für sie sein.
- Laub, Zweige und Gestrüpp liegen lassen: Unter Hecken oder in Haufen bieten sie wertvolles Nistmaterial. Im Winter nutzen Igel diese Rückzugsorte zum Schutz vor der Kälte. Auch tagsüber ziehen sie sich gern in Hecken, Stein- oder Komposthaufen zurück.
- Zugang zu benachbarten Gärten ermöglichen: Igel legen weite Strecken zurück, um Nahrung zu finden. Kleine Durchgänge im Zaun sind dafür ideal.
- Auf häufiges Rasenmähen verzichten: Naturbelassene Bereiche im Garten bieten sowohl Igeln als auch Insekten wichtige Rückzugsräume. Eine Wildblumenwiese ist nicht nur pflegeleichter, sondern benötigt weder Dünger noch regelmäßiges Wässern und stellt zugleich eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten dar.
Wichtig: Igel stehen unter besonderem Schutz gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz. Das bedeutet, sie dürfen weder gefangen noch verletzt oder getötet werden.