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Sorten, Saatgut, Zeitpunkt

Aussaat im Freiland – Gartenbuch-Autorin verrät nützliche Tipps

Aussaat im Freiland
Pflanzen, die frostempfindlich sind und eine lange Kulturdauer haben, sollte man im Haus vorziehen. Etwa Paprika, Tomaten, Auberginen und die großen Kohlsorten Foto: Getty Images
dpa

5. März 2022, 6:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Bald können die ersten Samen in die Erde. Die Gartenbuch-Autorin und Bloggerin Carolin Engwert verrät ihre Tricks für die Gemüseaussaat – und wann sie sich nicht an übliche Anleitungen hält.

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Ein Loch in die Erde bohren, Samen rein, fertig? Kräuter, Gemüse und Blumen direkt im Beet auszusäen, klingt einfach, hat aber seine Tücken. Gartenbuch-Autorin und Bloggerin Carolin Engwert aus Berlin verrät, wie die Freiland-Aussaat gelingt.

Hand auf Herz: Halten Sie sich an die Empfehlungen, die für die Aussaat im Freiland auf den Samenpäckchen stehen?

Carolin Engwert: Die Angaben auf den Verpackungen bieten eine gute Orientierung, gerade wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat oder eine neue Kultur ausprobieren will. Ich selbst lese die Empfehlungen, halte mich aber nicht stur daran. Wenn die Temperaturen stimmen, säe ich auch mal früher aus – das fühlt sich an wie eine kleine Rebellion.

Kaufen Sie jedes Jahr neues Saatgut?

Engwert: Ich bestelle jedes Jahr Saatgut, allein schon um neue Sorten auszuprobieren. Aber ich kaufe nicht immer alles neu. Von einigen Pflanzen wie Tomaten, Bohnen oder Salate gewinne ich selbst Saatgut, wenn die Sorten samenfest sind. Liegt das Saatgut schon ein paar Jahre herum, mache ich eine Keimprobe, um die Keimfähigkeit zu prüfen. Das ist gerade bei der Aussaat im Freiland sinnvoll.

Warum?

Engwert: Weil ich viel Gartenzeit verliere, wenn die Samen nicht aufgehen. Bei Möhren kann ich zum Beispiel erst nach vier Wochen sehen, wie viele Samen tatsächlich gekeimt sind. Sind das von 100 Samen nur drei, ist das sehr ärgerlich.

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Carolin Engwert: Abenteuer Garten. Mein erstes Jahr im Schrebergarten

Welche Pflanzen ziehen Sie in der Wohnung vor, was säen Sie direkt aus?

Engwert: Ich ziehe Pflanzen vor, die frostempfindlich sind und eine lange Kulturdauer haben: Paprika, Tomaten, Auberginen und die großen Kohlsorten. Direkt ins Beet säe ich Salate, Bohnen, Erbsen und Wurzelgemüse wie Möhren und Radieschen.

Wann kann man mit der Aussaat im Freiland beginnen?

Engwert: Wenn der Boden nicht mehr durchgefroren ist, man also den Finger in die Erde stecken kann und beim Herausziehen noch Erde daran hängen bleibt. Meine Saison beginnt meist Ende Februar. Dann lege ich Dicke Bohnen. Ab März säe ich Möhren, Radieschen und Spinat ins Frühbeet.

Quellen Sie die Samen vor?

Engwert: Ich bin ein großer Fan des Vorquellens, weil es die Keimrate erhöht. Daher lege ich alle Samen, die größer als ein Millimeter sind, über Nacht in lauwarmes Wasser. Warmkeimer wie Tomaten und Paprika gieße ich sogar heiß auf.

Passend dazu: Pflanzen-Keimlinge vorziehen – die wichtigsten Tipps

Wie bereiten Sie den Boden vor?

Engwert: Da meine Beete den Winter über mit Laub bedeckt sind, muss ich zunächst die Laubschicht entfernen. Manchmal mache ich eine Bodenprobe. Meist harke ich aber einfach nur frischen Kompost ein, ziehe eine Reihe – und dann geht es los. Gerade die ersten Aussaaten brauchen eher wenig Nährstoffe. Erst wenn ich Tomaten und Kürbis setze, gebe ich Langzeitdünger wie Hornspäne und Rinderdungpellets in die Erde.

Säen Sie immer alles in Reihen?

Engwert: Das kommt darauf an. Wenn ich im Sommer mit Salat, Erbsen, Bohnen und Wurzelgemüse viele verschiedenen Kulturen auf kleiner Fläche unterbringen muss, ziehe ich sie in Reihen. Spinat, Feldsalat und Winterpostelein säe ich im Herbst breitwürfig aus, weil genügend Platz im Beet ist.

Wie ziehen Sie eine gerade Reihe?

Engwert: Ganz klassisch. Ich stecke am Anfang und am Ende der Reihe jeweils ein Stöckchen in die Erde, zwischen denen eine Schnur gespannt ist. Daran entlang ziehe ich mit dem Finger eine Furche in die Erde.

Wie halten Sie den richtigen Abstand ein – gerade bei feinen Samen wie Möhren?

Engwert: Feines Saatgut im richtigen Abstand auszusäen, ist etwas für Disziplinierte. Ganz Fleißige legen die Samen einzeln mit einer Pinzette in die Erde. Ich finde Saatbänder einfacher. Der Abstand muss aber nicht auf den Zentimeter genau sein. Notfalls kann man hinterher noch ausdünnen. Radieschen säe ich sogar absichtlich eng. Die gezupften Pflänzchen gebe ich in den Salat – das ergibt eine schöne erste Mahlzeit!

Beschriften Sie die Aussaaten?

Engwert: Eine gute Beschriftung ist super-wichtig. Das betone ich immer wieder – und halte mich viel zu oft selbst nicht daran. Dabei kann auch ich mir nicht merken, was ich wohin gesät habe. Und das ist ärgerlich, gerade bei Samen, die Wochen brauchen, um zu keimen. Da habe ich schon oft wieder drüber gesät oder sie einfach umgegraben.

Was verwenden Sie als Beschriftung?

Engwert: Im Prinzip lässt sich auf vielem ein kleines Schild basteln: Eisstiele zum Beispiel oder kleine Zweige, bei denen man die Rinde mit einem Sparschäler abgezogen hat. Das Schild beschrifte ich mit Kugelschreiber oder wasserfester und lichtechter Farbe, damit sie nicht in der Sonne ausbleicht. Schick sind auch geprägte Etiketten, die man jedes Jahr wieder verwenden kann.

Wie pflegen Sie die Aussaaten?

Engwert: Das kommt auf die Jahreszeit an. Bis Mitte April ist wenig zu tun, ich überlasse die Aussaaten weitgehend sich selbst. In trockenen Phasen gieße ich gelegentlich, lüfte regelmäßig das Frühbeet und decke die offenen Beete mit Vlies ab, wenn es noch mal sehr kalt wird.

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Tipp: Saatbänder selber machen

Mit Saatbändern lassen sich Gemüse- und andere Pflanzensamen einfach und schnell im richtigen Abstand in die Erde bringen. „Besonders gut eignen sie sich für feines Saatgut wie Möhren und Radieschen“, sagt Engwert. Und man kann die Bänder für die im Garten geernteten Samen auch selbst machen.

Als Grundlage nutzt Engwert einen Streifen Toilettenpapier, den sie einmal der Länge nach mit einer Schere in zwei Streifen schneidet. Nun wird jeder Streifen der Länge nach geknickt und auf einer Seite trägt Engwert mit einem Holzstäbchen Punkt für Punkt eine zähflüssige Mischung aus Mehl und Wasser auf.

Der Abstand zwischen dem Klebstoff entspricht dem Pflanzabstand, der auf der Saatgutverpackung angegeben ist. „Rühren Sie den Mehlkleber nicht zu flüssig an, damit die Samen nicht schimmeln oder keimen“, empfiehlt Engwert.

Die Gartenbuch-Autorin legt dann auf jeden Klebepunkt ein Samenkorn und faltet zum Schluss den Streifen entlang des Falzes zusammen. Ist der Klebstoff getrocknet, kann das Saatband aufgerollt und in einer beschrifteten Saatguttüte aufbewahrt werden.

Literatur:
Carolin Engwert: Abenteuer Garten. Mein erstes Jahr im Schrebergarten, 160 Seiten, Kosmos, 2020, ISBN-13: 9783440164129

Themen Gartenpflanzen
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