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myHOMEBOOK-Interview

Schlagerstar Stefanie Hertel: „Ich habe mein Leben lang mit Kräutern zu tun gehabt“

Stefanie Hertel
Auf wilden Wiesen sucht Stefanie Hertel frische Kräuter Foto: Gräfe und Unzer / Kerstin Joensson
Katharina Regenthal
Redakteurin

19.02.2024, 17:55 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Seit vier Jahrzehnten steht Sängerin Stefanie Hertel auf der Bühne. Was viele bisher bislang nicht wussten: Sie hat ein großes Wissen über zahlreiche heimische Wildkräuter. Das möchte sie nun weitergeben.

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Auf der Bühne ist Stefanie Hertel zu Hause – immerhin steht sie dort seit ihrem vierten Lebensjahr. Doch der Schlagerstar (44) kann nicht nur singen, sondern hat auch ein besonderes Händchen für Wildkräuter. Und genau dieses Wissen gibt sie jetzt in ihrem Buch „Die Wunderwelt der Kräuter“ weiter. Darin verrät sie zahlreiche Familienrezepte und erklärt, welche Wirkung bestimmte Wildkräuter haben. Im myHOMEBOOK-Interview spricht sie darüber, wer ihr das Wissen über Wildkräuter weitergegeben hat, warum sie sich selbst nicht als Expertin bezeichnen würde und was sie Kräuter-Anfängern rät.

»Ich bin noch naturverbundener geworden

myHOMEBOOK: Man kennt dich als Sängerin. Wie kommt es, dass du jetzt ein Buch über Wildkräuter geschrieben hast?
Stefanie Hertel: „Ich habe mein Leben lang mit Kräutern zu tun gehabt. Es war in unserer Familie einfach üblich, sich Dinge aus der Natur zu holen. Das begann schon mit meiner Oma, die umrandet von Wald wohnte. Wir sind in den Wald gegangen, um Pilze zu suchen, um Heidelbeeren, Himbeeren oder Preiselbeeren zu pflücken – was auch immer uns die Natur so geschenkt hat. Da habe ich bereits meine Liebe zu Kräutern entwickelt. Ich war dann viel auf Tournee, da ist diese Leidenschaft ein wenig in den Hintergrund gerückt. Aber sie wurde im Laufe der Jahre wieder geweckt. Ich bin in den letzten Jahren noch naturverbundener geworden.“

Die größte Schwierigkeit sehe ich beim Sammeln der Kräuter darin, auch wirklich sicher zu sein, was ich da pflücke. Du hast es als Kind schon von deiner Oma mitbekommen. Heißt das, du hast das einfach schon im Gefühl?
„Einige Kräuter, gar nicht so viele, aber wahrscheinlich mehr als andere, konnte ich schon als Kind bestimmen. Und wenn man einmal ein Kraut bestimmen kann, dann bleibt das so. Es gibt ja so viele unterschiedliche Kräuter, da ist die Verwechslungsgefahr sehr gering und man verlernt das Erkennen auch nicht. Das weiß man dann ein Leben lang.“

Worauf sollte man achten?
„Wenn man Kräuter noch nicht wirklich gut kennt, dann sollte man extrem aufpassen. Dann sollte man nicht mit dem Handy oder einem Buch loslaufen, sondern sich jemanden schnappen, der sich gut auskennt und die ersten Kräutersuchen begleitet. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich ein neues Kraut kennenlerne, dann brauche ich einen Moment, bis ich es ganz sicher bestimmen kann. Und dann lasse ich mir das zwei-, dreimal zeigen, bis ich die genauen Erkennungsmerkmale kenne. Aber wie gesagt, es gibt auch Kräuter, die kann man deutlich und eindeutig bestimmen, etwa die Brennnessel. Die kennt jedes Kind.“

Stefanie Hertel
Frische Kräuter verarbeiten – in ihrem neuen Buch verrät Stefanie Hertel, worauf man achten sollte Foto: Gräfe und Unzer / Kerstin Joensson

»Bei manchen Kräutern wäre ein Fehlgriff fatal

Ist dir beim Sammeln oder Zubereiten schon mal irgendwas daneben gegangen?
„Wenn ich sammeln gehe, dann weiß ich schon genau, was ich da sammle. Und somit besteht auch keine Verwechslungsgefahr. Bei einigen Kräutern oder Beeren wäre ein Fehlgriff nicht so tragisch, bei manchen jedoch fatal. Wie zum Beispiel beim Bärlauch. Wenn man den mit Herbstzeitlosen oder Maiglöckchen verwechseln würde, kann das sogar tödlich sein.“

Mehr dazu: So erkennt man giftige Doppelgänger des Bärlauchs

Kannst du dich noch daran erinnern, was du als Erstes mit Kräutern zubereitet hast?„Als Kind bin ich oft auf die Wiese gegangen und habe Tee zusammengesammelt, den wir für das Abendessen zubereitet haben. Wir waren eine große Familie, meine drei Geschwister, meine Eltern und ich. Damals musste man wirklich jede Mark noch dreimal umdrehen. Meine Mutter hat keine Limonade oder ähnliches gekauft, da gab es abends Tee. Und wir haben das nicht anders gekannt.“

Hast du einen Lieblingstee aus frischen Kräutern?
„Die Mischung macht’s. Ich trinke selten Tee pur, ich habe meine Kräutermischung. Im Frühjahr mache ich gerne eine Brennnessel-Kur. Da gibt es frische Brennnesseln, wenn die jungen Pflänzchen sprießen. Dazu noch einen Spritzer Zitrone und das dann auf nüchternen Magen trinken. Das ist eine wundervolle Entgiftungskur, die gibt Power, ist entzündungshemmend und harntreibend. Das schwemmt alles so richtig schön raus aus dem Körper.“

Passend dazu: Brennnesseln ernten, ohne sich zu verbrennen

»Menschen gieren danach, wieder zurück zur Natur zu finden

Wenn du nicht Sängerin geworden wärst, hättest du dann was in die Kräuter-Richtung gemacht? Wäre das eine Option gewesen?
„Jein. Ich kam nie in die Versuchung oder ich wollte auch nie was anderes werden. Für mich war klar, ich werde Sängerin. Was ja auch die These bestätigt, dass, wenn man sich etwas ganz klar vorstellt und eine Affirmation dafür hat, es auch funktionieren wird.“

Stefanie Hertel
Stefanie Hertel: »Als Kind bin ich auf die Wiese gezogen und habe geguckt, was gibt es gerade Foto: Gräfe und Unzer / Kerstin Joensson

Man hat das Gefühl, dass Themen wie Kräuterkunde, der Anbau von eigenen Kräutern und Ähnliches wieder mehr an Bedeutung gewonnen haben. Was glaubst du, woran das liegen könnte?
„Ich glaube, dass Menschen gerade in Zeiten wie diesen, in denen es ja alles im Überfluss gibt, danach gieren, wieder zurück zur Natur zu finden. Es gab eine Zeit, da wurde alles, was aus der Natur kam, erst mal per se schlecht geredet. Was in der freien Natur wächst, sei von Umweltgiften verseucht oder anderweitig verunreinigt. Man warnte bei Waldbeeren vor dem Fuchsbandwurm und so weiter. Die Sorgen überschatteten die Vorzüge. Und industriell erzeugte Nahrungsmittel schienen gesünder zu sein. Inzwischen weiß man, dass es eben nicht so ist. Natürlich sollte man jetzt nicht ein Kraut neben der Autobahn sammeln, sondern irgendwo hingehen, wo man davon ausgehen kann, dass keine Umweltgifte drauf sind. Die Natur gibt uns, was der Körper braucht. Und was sie uns schenkt, ist ja überwiegend auch umweltschonend und nachhaltig. Nachhaltiger als alles, was man sogar im Garten anbaut.“

Wie meinst du das?
„Man kann ja Kräuter auch im Garten anbauen. Das ist natürlich toll, nur dafür muss man erst mal das Pflänzchen oder den Samen kaufen. Der hat auch schon mal einen Transportweg hinter sich und musste zuvor erst gezogen werden. Dann muss man gießen, dann muss man vielleicht sogar düngen und sich kümmern. So geht man einfach raus in den Wald, auf die Wiesen und findet ein absolut nachhaltiges und umweltfreundliches Kraut.“

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»Die Brennnessel wäre das erste, was ich blind empfehlen kann

Du hast dein Kräuterwissen von deiner Oma und deiner Mutter beigebracht bekommen. Gibst du dein Wissen denn auch an deine Tochter weiter?
„Ja, klar, auf jeden Fall. Sie hat schon einiges von mir gelernt und kann das auch gut zum Einsatz bringen.“

Was würdest du denn einem Kräutereinsteiger raten? Du hast ja schon erwähnt, dass man nicht einfach blind loslaufen sollte. Aber wie fängt man am besten an?
„Das erste Kraut, das man ganz einfach erkennen kann, ist die Brennnessel. Ich glaube, da hat sich jeder schon mal dran gebrannt. Und dann kann man die Brennnessel gleich mal als Tee einsetzen oder kann ein Gemüsegericht daraus kochen. Man kann sie ähnlich wie Spinat zubereiten, das schmeckt ganz fantastisch. Das wäre das Erste, was ich blind empfehlen kann, weil ich glaube, da kann man nichts verkehrt machen.“

Stefanie Hertel
Geht es um die Zutaten beim Kochen, lässt sich Stefanie Hertel auch gerne von der Natur inspirieren Foto: Gräfe und Unzer / Kerstin Joensson

Was kannst du noch empfehlen?
Spitzwegerich oder Schafgarbe. Auch relativ leicht zu erkennen, man kann tolle Tees daraus aufbrühen, man kann sie aber auch als Küchenkräuter verwenden. Und ein sehr gesundes und sehr schmackhaftes Kraut ist die Brunnenkresse. Diese wächst an den meisten klaren Bächlein irgendwo im Wald. Zerreibt man die Blätter zwischen den Fingern, riecht man sofort diese Würze und Schärfe. Außerdem ist das Kraut ein natürliches Antibiotikum und schmeckt ganz hervorragend.“

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»Ich gebe nun mein Wissen weiter

Du sagst ja von dir selbst, dass du dich nicht als Kräuterexpertin bezeichnen würdest – hast aber dennoch ein Buch darübergeschrieben. Wie kam es dann zu dieser Entscheidung?
„Ich habe zunächst schon gezögert und gegenüber dem Verlag auch meine Bedenken kundgetan, da ich ja, wie gesagt, keine Expertin bin. Sie haben darauf geantwortet, dass sie das wissen und es ja auch kein Expertenbuch werden soll. Und das ist es auch nicht. Es ist ein Nachschlagewerk mit meinen Lieblingskräutern und dem Wissen, das meine Großmutter und Mutter an mich weitergegeben habe. Auch ich gebe nun mein Wissen weiter. Das ist nicht riesig und auch nicht umfangreich, aber mehr als viele andere über die Wunderwelt der Kräuter mit an die Hand bekommen haben. Wir haben natürlich auch noch viel Weiteres recherchiert. Ich habe meine Lieblingskräuter preisgegeben und dazu ergänzend jeweils drei Heilanwendungen, drei Inhaltsstoffe und drei Wirkungen herausgesucht. Wenn man sich zu jedem Heilkraut ein bis drei Sachen merkt, ist das ein guter Grundstock.“

Lässt du dich denn in der Küche eher treiben oder orientierst du dich da an festen Rezepten?
„Für das Buch habe ich auch einige Rezepte niedergeschrieben. Aber im Großen und Ganzen koche ich sehr variabel. Je nachdem, was gerade da ist, was ich je nach Jahreszeit finde oder was ich auch im Kühlschrank habe. Ich lasse mich außerdem gerne von Kochrezepten oder auch von tollen Videos im Internet inspirieren. Ich stöbere gerne und schaue, was es so gibt. Und dann wird einfach frei Schnauze gekocht.“

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