
23. Mai 2025, 6:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Balkonkraftwerke gelten als günstige Möglichkeit, eigenen Strom für den Haushalt zu erzeugen. Ein aktueller Produkttest offenbart jedoch gravierende Mängel. Vor allem die Halterungen stellen sich als Sicherheitsrisiko heraus. In einem Fall verbogen sie sich bei starkem Wind – in anderen brachen sie sogar durch.
„Stiftung Warentest“ hat in ihrer aktuellen Ausgabe (06/2025) acht Balkonkraftwerke geprüft. Während der Ertrag überzeugte, fielen fünf Modelle wegen unsicherer Halterungen durch. Nur zwei Anlagen erhielten dabei die Note „gut“. Die Testergebnisse im Überblick.
Gute Wirkungsgrade, aber Mängel bei der Befestigung
Balkonkraftwerke, auch als Stecker-Solargeräte bekannt, bieten eine einfache Möglichkeit, Strom zu Hause selbst zu erzeugen. Für wenige Hundert Euro sind die Sets erhältlich und lassen sich unkompliziert am Balkon oder auf einem Flachdach installieren. Doch wie sicher sind die Anlagen?
Zwar überzeugten nahezu alle getesteten Systeme im Test mit guten Wirkungsgraden, und auch die Wechselrichter zeigten keine Mängel – im Gegensatz zum Test aus dem Jahr 2024, bei dem sie Funkfrequenzen störten. Dennoch war das Gesamtergebnis dieses Mal ernüchternd, denn nicht die Technik, sondern die Befestigung der Module sorgte für schlechte Bewertungen.
Passend dazu: Aus diesem Grund verzichten viele auf ein Balkonkraftwerk
Nur zwei Balkonkraftwerke sind „gut“ bei „Stiftung Warentest“
Lediglich zwei Balkonkraftwerke schnitten mit der Gesamtnote „gut“ ab. Das Balkonkraftwerk Universaldach 900/800 bifazial von GreenSolar erhielt die Note 2,2. Die Tester lobten die einfache Montage, die Stabilität und den Wirkungsgrad der rund 515 Euro teuren Anlage. Ein Nachteil: Die Halterung kann man nicht anwinkeln – dies verringert die Ausbeute etwas. „Höchste Jahreserträge kann ein Modul mit 30 Grad Modulneigung nach Süden bringen“, erklärt PV-Experte Tobias Ptok von der Verbraucherzentrale NRW auf myHOMEBOOK-Anfrage.
Ebenfalls mit „gut“ bewertet wurde das Zeus Smartsystem 800+ Flachdach von Heckert Solar (Note 2,4). Das Modell für 329 Euro ist auch der Preistipp. Dank verstellbaren Neigungswinkel kann die Anlage je nach Standort pro Jahr etwa eine Megawattstunde Strom, also rund 1000 Kilowattstunden, produzieren. Ein drittes System kam auf die Note „befriedigend“, unter anderem, weil dessen Halterung den Belastungstest nur knapp bestand.
Die übrigen fünf Produkte fielen durch: Ein Großteil der Balkonkraftwerke schneidet schlecht ab, weil ihre Halterungen laut „Stiftung Warentest“ teilweise gravierende Mängel aufweisen. Bei starkem Wind haben sie sich verbogen – zum Teil sind sie durchgebrochen. In mehreren Fällen seien dadurch auch die Solarpaneele beschädigt worden. Fünf der acht getesteten Modelle erhielten die Note „mangelhaft“.
Ertrag und Wirtschaftlichkeit: Worauf es ankommt
Wie lohnend der Einsatz eines Balkonkraftwerks ist, hängt stark vom Installationsort und der Nutzung im Haushalt ab. Wichtig ist ein möglichst schattenfreier Standort – auch Laub oder Vogelkot können die Leistung deutlich reduzieren.
Besonders effizient arbeiten die Anlagen, wenn sie auf einem Flachdach mit maximalem Neigungswinkel nach Süden ausgerichtet sind. Je nach Modell liegt der Jahresertrag in diesem Fall zwischen 860 und 1020 Kilowattstunden. Wird das Panel dagegen senkrecht in Südausrichtung montiert, verringert sich der Ertrag auf etwa 600 bis 720 Kilowattstunden jährlich.
Im besten Fall kann ein Balkonkraftwerk somit über 1000 Kilowattstunden pro Jahr liefern. Wird dann auch noch viel von dem Solarstrom genutzt, rechnet sich die Investition laut „Stiftung Warentest“ schon nach weniger als zwei Jahren. Noch schneller geht es mit Förderprogrammen, die vielerorts angeboten werden.
„Wenn Sie möglichst viel Solarstrom selbst nutzen und eine Netzeinspeisung nahezu vermeiden möchten, empfehlen wir eine Leistung von 200 bis 400 Watt“, erklärt Ptok im Gespräch mit myHOMEBOOK. „Im Regelfall ist das ein Standard-Solarmodul. Falls Sie mehr Solarstrom erzeugen möchten, kommen für Sie auch zwei Standard-Solarmodule infrage.“

Nur ein Balkonkraftwerk bekommt die Note „gut“ bei „Stiftung Warentest“

Diese Balkonkraftwerke sind aktuell besonders gefragt

Aus diesem Grund verzichten viele auf ein Balkonkraftwerk
Optional: Stromspeicher als Ergänzung
Wer tagsüber mehr Solarstrom produziert, als er direkt verbrauchen kann, sollte über einen kleinen Batteriespeicher nachdenken. „Stiftung Warentest“ empfiehlt zu Beginn ein Gerät mit rund zwei Kilowattstunden Speicherkapazität. Trotz Zusatzkosten von etwa 400 Euro rechne sich das Ganze ebenfalls nach kurzer Zeit.
Gut zu wissen: Seit Oktober 2024 dürfen Vermieter oder die Eigentümergemeinschaft die Installation nur ablehnen, wenn sie für sie unzumutbar wäre. Eine Ablehnung ohne Begründung oder nur aus optischen Gründen ist nicht mehr zulässig.
Mit Material der dpa