22.06.2023, 14:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Zum Sommer gehören Unwetter und oft auch Starkregen. Wichtig ist, dass man sein Haus auf den Niederschlag optimal vorbereitet und so Schäden minimiert. Wie man das Gebäude und sich selbst bei einer Wetterwarnung besser schützen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Der Keller läuft voll, das Wasser steht im Flur: Das kann bei Starkregen schneller passieren, als man denkt. Immer wieder richten Unwetter große Schäden an. Sturzflutartige Wassermassen können auch dort entstehen, wo keine Senke im Gelände ist und kein Gewässer verläuft. Wichtig ist, dass Eigentümer ihr Haus optimal auf den Starkregen vorbereiten und schützen. Die Stadt oder Gemeinde haftet nicht für durch Unwetter entstandene Schäden.
Übersicht
Informationen über Gefahrenstellen sammeln
Kommunen haben aber oft Informationen, wo in einem Stadtgebiet besondere Gefahren durch Sturzfluten und Starkregen bestehen. Manche Städte – etwa Köln oder Dortmund – haben „Starkregengefahrenkarten“ bereits im Internet veröffentlicht, Suchmaschinen helfen hier weiter. Andere bieten auf Anfrage Auszüge aus diesen Karten an.
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Auch die Abwasserbetriebe sollten weiterhelfen können. „Sie haben einen gesetzlichen Beratungsauftrag“, sagt Marco Schlüter, Starkregenexperte und Leiter des Kommunalen Netzwerks Abwasser beim Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen. Auch Verbraucherzentralen bieten teils kostenlos Beratung zum Thema an. Außerdem rät Schlüter, sich bei den Versicherungen zu informieren. „Man sollte klären, wie man da aufgestellt ist.“
Haus direkt und indirekt vor Starkregen schützen
Der mögliche Gebäudeschutz besteht dann grob gesagt aus zwei Teilen: Es muss verhindert werden, dass das Wasser erstens direkt von außen oder zweitens indirekt über die Kanalisation in das Gebäude gelangen kann.
Beim Schutz vor Oberflächenwasser sollten Hausbesitzer zunächst prüfen, wie Wasser von außen auf das Grundstück gelangen könnte. Abgehalten werden kann es dann etwa durch Einfassungen, Wälle oder Schwellen, heißt es beim Netzwerk Abwasser. Wichtigster Tipp: Das Gefälle von Oberflächen sollte von Gebäuden und sonstigen Anlagen wegführen. Wo es möglich ist, sollten auf dem Gelände Mulden geschaffen werden, in die das Flutwasser ablaufen kann.
Mit an die Nachbarn denken
Hauseingänge und die Oberkanten von Lichtschächten sollten nach Möglichkeit erhöht sein. Auch wasserdichte Kellerfensterklappen sind ratsam. Auf wasserundurchlässige Flächenbefestigungen – also Pflaster, dessen Fugen auch dicht geschlossen werden – sollte hingegen verzichtet werden. Achtung: Schutzmaßnahmen dürfen nicht dazu führen, dass Regenwasser vom eigenen Grund und Boden zum Nachbarn abfließt.
Starkregen flutet aber auch die Kanalisation zeitweise komplett – und das Wasser drückt sich dann von unten durch die Abflussrohre nach oben ins Gebäude. Das lässt sich durch Rückstauklappen verhindern, erklärt der Verband Wohneigentum. Teils lassen sich solche Klappen direkt in die Hausinstallationen einbauen oder auch nachrüsten, zum Beispiel für Kellerwaschbecken im Siphon.
Wertgegenstände sichern
Auch im täglichen Handeln sollten Hauseigentümer die Gefahr durch Starkregen bedenken. Für den Fall, dass trotz der Schutzmaßnahmen Starkregen den Keller oder die Wohnung unterhalb des Straßenniveaus flutet, sollten Gegenstände nicht direkt auf dem Boden, sondern auf Regalen liegen – insbesondere nichts Wertvolles. Auch Elektrogeräte sollten auf einem Podest stehen.
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Problematische Stoffe vorrangig wegräumen
Vor allem gefährliche Stoffe und Chemikalien wie Benzin und Öl, Pflanzenschutzmittel, aber auch Farben sollte man aus den gefährdeten Räumen entfernen, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Diese sollten nicht ins Wasser gelangen. Passiert das doch, muss die Feuerwehr zur Beseitigung anrücken.
Heizöltanks müssen gegen Auftrieb gesichert sein, an Anschlüssen und Öffnungen darf kein Wasser eintreten können. Das Kommunale Netzwerk Abwasser warnt eindringlich vor dem Austritt von Heizöl, das in das Mauerwerk eindringen kann. Die Folge seien aufwendige Sanierungsmaßnahmen – und schlimmstenfalls der Abriss des Gebäudes.
Strom abschalten
In den Räumen, die am ehesten geflutet werden können, sollten elektrische Geräte und auch die Heizung vom Stromnetz genommen werden. Wenn der Ernstfall eintritt, den Sicherungsschalter für das gesamte Haus umlegen. Denn wenn es durch Wasser zu einem Kurzschluss kommt, ist das später beim Aufräumen eine tödliche Gefahr, so die Initiative Elektro+.
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Notfallgepäck bereithalten
Nicht nur das Haus, sondern auch sich selbst sollte man vor einem Starkregen vorbereiten und schützen. Es kann nicht schaden, Notgepäck mit den wichtigsten Dokumenten vorzubereiten. Grundsätzlich ist es auch sinnvoll, eine Liste des Eigentums zu erstellen, um der Versicherung Schäden später einfacher melden zu können. Hilfreich sind Fotos vom Zustand des Gebäudes sowie der Einrichtung und – wenn noch vorhanden – Scans dazugehöriger Einkaufsbelege. Die Dateien können etwa in einem Online-Clouddienst gespeichert werden. Wer lieber Papierkopien behält, sollte diese idealerweise bei Verwandten oder Bekannten in anderen Orten lagern, damit sie bei einer Überflutung des Hauses nicht ebenfalls zerstört werden.
Was sich im Haus für den Ernstfall auch gut macht: Campingkocher, ein vom Stromnetz unabhängiges Radio, Taschenlampen mit Reservebatterien.
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Überflutete Räume nicht betreten
Solange das Wasser im Haus nicht die Bewohner bedroht, heißt es: Nerven bewahren und abwarten. Auf gar keinen Fall sollte man den Keller oder andere mit Wasser gefüllte Räume betreten, um schnell noch ein paar geliebte Sachen zu retten. Erst muss klar sein, dass die Hauptsicherung der Stromversorgung ausgeschaltet ist. In der Nähe überfluteter elektrischer Anlagen kann Lebensgefahr bestehen.
Wichtig: Wenn entsprechende Schutzeinrichtungen mit Wasser in Berührung gekommen sind, sind diese nach Angaben der Initiative Elektro+ meist nicht mehr wirksam – auch wenn sie sonst eigentlich vor einem elektrischen Schlag schützen.
Mit Material der dpa