
19. Juli 2025, 13:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Selbst auf wenigen Quadratmetern Balkon lässt sich ein echtes Refugium für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge schaffen. Wer weiß, worauf es ankommt, kann mit wenig Aufwand viel bewirken.
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Auch ohne Garten können Naturliebhaber einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Der Naturschutzbund Berlin (NABU) erklärt, wie man einen insektenfreundlichen Balkon unter anderem mit der richtigen Pflanzenauswahl, Nistplätzen und Lichtverzicht gestalten kann. Für die Umsetzung bedarf es nicht viel Platz, daher eignen sich die Tipps auch für kleine Balkone.
1. Die richtigen Pflanzen
Ein abwechslungsreicher Mix aus blühenden Kräutern, heimischen Blühpflanzen, etwas Gemüse und Kletterpflanzen schafft ideale Bedingungen für die Bepflanzung eines insektenfreundlichen Balkons. Wichtig dabei ist, die Pflanzen standortgerecht auszuwählen – je nachdem, ob der Balkon sonnig oder schattig ist. Der NABU gibt hierzu konkrete Empfehlungen:
Für den Sonnenbalkon
- Katzenminze
- Lavendel
- Storchschnabelarten
- Wildrosen
- Thymian
- Salbei
- Erdbeeren
- Tomaten
Für den Schattenbalkon
- Vergissmeinnicht
- Echtes Lungenkraut
- Sternmoos
- Nesselblättrige Glockenblume
- Efeu
- Feldsalat
- Minze
- Himbeeren
Am besten kombiniert man Früh-, Mittel- und Spätblüher, damit die Insekten das ganze Jahr über etwas zu essen haben. Da auf dem Balkon wenig Platz ist, bietet es sich an, mit Höhen zu arbeiten – etwa in Form von Hängetöpfen und Wandhalterungen.
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2. Keine gefüllten Blüten
Beliebte Gartenpflanzen wie gefüllte Dahlien, Rosen oder Chrysanthemen sind zwar optisch ansprechend, helfen Insekten aber kaum weiter. Der Grund: Ihre gefüllten Blüten bieten keine Nahrung. Entweder fehlen die Pollen komplett, oder die dichten Blütenblätter blockieren den Zugang zum Nektar. Besser sind naturbelassene Wildpflanzen, die als echte Nahrungsquelle dienen.
3. Nistplätze schaffen
Selbst in Blumenkästen lassen sich geeignete Nistplätze integrieren. Abgeschnittene, markhaltige Stängel wie etwa von der Brombeere oder der Königskerze eignen sich dafür besonders gut. Man platziert sie einfach senkrecht zwischen den Pflanzen in den Blumenkästen. Besonders wertvoll für viele Insektenarten ist es auch, wenn ein Teil des Balkons bewusst „wild“ bleiben darf. Das bedeutet, abgestorbene Stängel oder Laub nicht sofort zu entfernen, sondern als Versteck oder Überwinterungsplatz liegenzulassen. Schon eine kleine wilde Ecke kann enorm viel bewirken.
Alternativ lässt sich ein Topf oder eine Pflanzkiste mit Sand und einem kleinen Anteil Erde füllen. Wichtig ist, nicht zu dicht zu bepflanzen. Dadurch entsteht ein geeigneter Lebensraum für bodennistende Insekten wie bestimmte Wildbienenarten.
4. Licht vermeiden und nachtaktive Insekten schützen
Künstliche Lichtquellen wie Lichterketten oder Lampions sorgen zwar für eine stimmungsvolle Atmosphäre, können jedoch erhebliche negative Auswirkungen auf nachtaktive Insekten haben. Viele Insektenarten, insbesondere Nachtfalter, nutzen natürliche Lichtquellen wie den Mond zur Orientierung. Werden sie durch künstliches Licht abgelenkt, verlieren sie ihre Orientierung, kreisen um die Lichtquelle oder erschöpfen sich, was oft zum Tod führt. Zusätzlich kann künstliches Licht natürliche Verhaltensmuster wie Nahrungssuche, Paarung und Fortpflanzung stören, was langfristig zur Gefährdung ganzer Populationen beiträgt.
Wer nicht auf Beleuchtung verzichten möchte, sollte auf einen möglichst insektenfreundlichen Umgang achten. Empfehlenswert ist es, das Licht nur punktuell einzusetzen. Zudem sollte die Beleuchtung nur für einen begrenzten Zeitraum eingeschaltet sein, idealerweise mit einer Zeitschaltuhr oder einem Bewegungsmelder versehen, um unnötige Dauerbeleuchtung zu vermeiden. Warmweiße oder bernsteinfarbene Leuchtmittel mit geringer UV-Strahlung gelten ebenfalls als weniger anziehend für Insekten und können somit helfen, die negativen Effekte zu reduzieren.
5. Wasserstellen anbieten
Für viele Insekten sind Wasserstellen in den zunehmend trockener werdenden Sommermonaten lebenswichtig. Sie benötigen Wasser nicht nur zur direkten Aufnahme, sondern auch zur Temperaturregulierung. Besonders in städtischen Gebieten, in denen natürliche Wasserquellen wie Tümpel oder feuchte Böden fehlen, kann eine künstlich angelegte Insektentränke auf dem Balkon eine überlebenswichtige Hilfe darstellen.
Schon mit einfachen Mitteln lässt sich eine solche Trinkstelle einrichten und der eigene Balkon dadurch insektenfreundlicher gestalten. Ein flacher Untersetzer, eine kleine Schale oder ein Deckel können mit frischem Wasser gefüllt und mit Steinen, Kieseln oder etwas Moos ausgestattet werden. Diese Elemente dienen den Insekten als sichere Landeplätze und verhindern, dass sie ins Wasser fallen und ertrinken. Wichtig ist, dass die Steine aus dem Wasser ragen oder zumindest eine rutschfeste Oberfläche bieten.
Wichtig ist dabei auch, das Wasser regelmäßig zu wechseln, um Keime zu vermeiden. Auch die Steine und das Moos sollten gelegentlich mit klarem Wasser abgespült werden. Saubere, gut platzierte Wasserstellen helfen nicht nur einzelnen Tieren, sondern fördern die Artenvielfalt und leisten einen wertvollen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht im eigenen Umfeld.
6. Verzicht auf Pestizide und chemische Dünger
Ein ebenso zentraler Aspekt ist der Verzicht auf Pestizide und chemische Dünger. Diese Mittel können nützliche Insekten stark schädigen oder vertreiben. Stattdessen empfiehlt sich der Einsatz natürlicher Alternativen wie Brennnesseljauche oder Neemöl – oder man lässt einfach der Natur ihren Lauf und toleriert ein gewisses Maß an „Wildnis“.

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7. Pflanzgefäße aus Naturmaterialien
Die Wahl der Pflanzgefäße kann ebenfalls einen Unterschied machen. Töpfe aus Ton, Holz oder Kokosfaser sind nicht nur umweltfreundlicher als Plastik, sondern bieten auch ein besseres Mikroklima und manchmal sogar zusätzlichen Lebensraum für Kleinstlebewesen.
Mit Material der dpa