29. Februar 2024, 15:59 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Einige Gartenbesitzer tendieren zu einer Hecke, um den Garten zu begrenzen. Allerdings kann es passieren, dass sie mit der Zeit verkahlt. Was hilft dagegen?
Wer eine Hecke im Garten sein Eigen nennt, kommt nicht drumherum, sie zu pflegen und sie hin und wieder zu beschneiden. Anderenfalls kann es passieren, dass man nach einiger Zeit eine verkahlte Hecke hat. Das bedeutet, dass Stellen unterhalb der grünen Zweige holzig und weniger bewachsen sind. myHOMEBOOK hat bei Gärtner Sebastian Mühlemann von der Baumschule Bauer nachgefragt, was man in solchen Fällen unternehmen kann.
Wie man verkahlte Hecken noch retten kann
Wenn man sich lange nicht um seine Hecken gekümmert hat und diese verkahlt sind, muss man sich nicht zwangsläufig von ihnen trennen, erklärt Mühlemann: „Bei verkahlten Stellen kann man durch einen Schnitt den Wuchs der Pflanzen anregen.“ Allerdings gelinge dies nicht bei allen Pflanzen gleich gut, erklärt er weiter. „Allgemein gängig ist, dass Löcher in Thuja-Hecken fast nicht mehr zuwachsen. Löcher bei Taxus-Hecken können mit etwas Aufwand wieder zuwachsen. Ein starker Rückschnitt im Winter kann das Wachstum anregen, die Gehölze treiben dann gut und stark aus. Auch kann eine Düngung nötig sein, damit die Pflanzen genügend Kraft haben, um gut auszutreiben“, verrät der Experte.
Sollte alles nicht helfen, könne es sich lohnen, der Ursache auf den Grund zu gehen. „Optimale Pflanzstandorte, gute Bodenverhältnisse, aktives Bodenleben, ausgeglichener Nährstoffhaushalt und angepasste Bewässerung der Pflanzen sind Voraussetzung für eine gesunde, grüne und dichte Hecke.“
Wenn das Schneiden der Hecke nicht mehr ausreicht
Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen und die Hecke auf den Stock setzen, da ein Schnitt nicht mehr ausreicht. Das bedeutet, dass eine Hecke radikal heruntergeschnitten wird und nur noch ein Stück vom Stamm übrigbleibt. Allerdings sollte man diesen großen Schnitt nicht bei allen Hecken vornehmen, erklärt der Experte. „Dabei sind es Gehölze, welche in ihrer natürlichen Form ein- bis mehrstämmig baumförmig wachsen. Deshalb sollten Carpinus, Fagus, Taxus, etc. nicht grob auf den Stock gesetzt werden, sondern eher gut verjüngt (in Breite und Höhe) werden. Ein ‚auf den Stock setzen‘ dieser Gehölze würden extrem große Wunden mit sich bringen.“
Es gäbe allerdings eine ganze Reihe an Heckenpflanzen, die man problemlos radikal schneiden könne, diese wüchsen nämlich strauchförmig. Zu den geeigneten Heckenpflanzen zählen laut Mühlemann unter anderem der Ovalblättrige Liguster, der Schwarzgrüne Liguster, die Heckenberberitze, die Großblättige Berberitze und die Schmalblättrige Steinlinde.
Nur schneiden oder auf den Stock setzen?
Bevor man die Heckenschere ansetzt, sollte man sich die Hecke einmal genauer ansehen und überlegen, was das Beste für sie sein könnte. Ist die Hecke stark verkahlt und nicht mehr ansehnlich, sollte man sie lieber, wenn möglich, auf den Stock setzen. Ist sie nur ein wenig ausladend geworden, reicht ein Form- oder ein Verjüngungsschnitt. Alles hat seine Vor- und Nachteile, erklärt Mühlemann. Bei einem radikalen Schnitt müsse man eine gewisse Zeit ohne Hecke auskommen, da sie Zeit brauche, um wieder nachzuwachsen.
Zu beachten sei die Faustformel: Je stärker der Schnitt, desto größer sei die Reaktion der Pflanze. „Bauen wir eine Hecke auf, und schneiden die Hecke lediglich in Form, fällt der Austrieb moderat aus. Verjüngen wir eine Hecke und schneiden sie deshalb stärker zurück, ist die Reaktion der Gehölze stärker. Sie treiben dementsprechend stärker und mit längeren Jahrestrieben aus.“
Experten-Tipp
„Nutzt man eine heimische Eibe als Sichtschutz zum Nachbarn und möchte diese stark verjüngen, empfehle ich einen seitlichen Schnitt. Im ersten Jahr soll die eine Seite beschnitten werden und im zweiten Jahr die Zweite. Eiben brauchen ihre Zeit nach einem Schnitt, bis sie wieder ihre Heckenform angenommen haben. Und durch den versetzten Schnitt ist die Eigenschaft des Sichtschutzes weiterhin gegeben. “– Sebastian Mühlemann, Gärtner
Hecken schneiden ist zeitlich begrenzt
Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, in der Zeit von März bis September Hecken, Bäume und Büsche zu beschneiden. Sie dienen der Tierwelt als Unterschlupf, Nahrungsquelle und Nistmöglichkeit. Kleinere Korrektur- oder Pflegeschnitte sind erlaubt. Verjüngungsschnitte und alles, was darüber hinaus geht, ist verboten und es drohen empfindliche Strafen, wenn man erwischt wird. Neben der zeitlichen Einschränkung weist der Experte auch auf wetterbedingte Einschränkungen hin: „Für den geeigneten Schnitttag sind bewölkte Tage von Vorteil, damit sich die Pflanzen an die Formierung gewöhnen können.“
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So kann man dem Verkahlen von Hecken vorbeugen
Es sei wichtig, seine Hecke regelmäßig, also ein bis zweimal im Jahr zu schneiden, erklärt der Experte. Allerdings solle man ihr auch „ihren jährlichen Zuwachs von wenigen Zentimetern gönnen“. Wird die Hecke nach einigen Jahren zu groß oder zu buschig, könne man noch immer mit einem Verjüngungsschnitt nachhelfen.
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Diese Hecken verkahlen nicht
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, um das Risiko einer verkahlten Hecke zu minimieren, sollte sich Heckenpflanzen zulegen, die weniger zum Verkahlen neigen. Der Experte empfiehlt beispielsweise den Feldahorn, die Kornelkirsche, die Leyland-Zypresse, die Stechpalme, den Echten Lorbeer, den Ovalblättrigen Liguster, den Eisenholzbaum, die Schmalblättrige Steinlinde, die Heimische Eibe und die Becher-Eibe.
Wildhecke als Alternative
„Wer weniger Schnittarbeit im Garten bevorzugt, und mal etwas anderes ausprobieren möchte, kann es mit einer Wildhecke versuchen. Diese bietet brütenden Vögeln ebenso viel Schutz wie andere Hecken und kann mit verschiedenen Pflanzen angelegt werden. Unter Betrachtung die Biodiversität stellt die Wildhecke eine gute Alternative dar. Sie kann gut in Form geschnitten werden, ist aber nicht unbedingt nötig. Dabei bietet sich die Felsenbirne an, die Kornelkirsche und auch der Faulbaum. In Kombination entsteht eine wunderbare Wildhecke, die nur alle zwei bis drei Jahre einen Höhenschnitt braucht.“– Sebastian Mühlemann, Gärtner