
3. April 2025, 12:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein gepflegter Rasen ist auf den ersten Blick zu erkennen: Er zeigt sich in sattem Grün und wächst dicht. Doch für ein optimales Ergebnis reicht es nicht aus, nur regelmäßig zu mähen und zu bewässern – auch das Vertikutieren spielt eine wichtige Rolle. myHOMEBOOK hat sich bei einem Profi erkundigt, worauf es beim Einsatz eines Vertikutierers ankommt, um den Rasen bestmöglich zu pflegen.
Vertikutieren bedeutet im Grunde „vertikales Schneiden“. Dabei ritzen rotierende Messer die Grasnarbe vertikal an und befreien sie damit vom Rasenfilz. Positiver Nebeneffekt: gleichzeitig wird auch Moos von der Bodenoberfläche abgekratzt. Hier erfahren Sie alles, was man über das Vertikutieren wissen sollte.
Übersicht
- Vertikutieren – was ist das eigentlich?
- Ist Vertikutieren unbedingt notwendig?
- Wie sollte man vertikutieren?
- Welche Nachteile kann es geben?
- Wie findet man heraus, ob Vertikutieren nötig ist?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Vertikutieren?
- Welche Typen gibt es?
- Was ist sonst noch beim Vertikutieren wichtig?
Vertikutieren – was ist das eigentlich?
„Ein Vertikutierer befreit die Grasnarbe von Rasenfilz“, erklärt Dr. Harald Nonn von der Deutschen Rasengesellschaft auf myHOMEBOOK-Anfrage. Der Filz setzt sich aus Mährückständen und oberflächennahen Pflanzenteilen wie Seitentriebe und Wurzeln zusammen. „Diese organische Bodenauflage schränkt das Eindringen von Nährstoffen und Wasser in die Wurzelzone ein“, erklärt der Rasen-Profi.
Auf biologisch aktiven Böden zersetzen Mikroorganismen den Filz. „Bei vielen Rasenflächen ist die Stoffproduktion jedoch so hoch, dass sie mit dem Abbau nicht nachkommen“, weiß Dr. Nonn. Das Vertikutieren entfernt dann diese Störschicht und zählt somit neben dem Rasenmähen zu den wichtigsten Maßnahmen, um eine Rasenfläche zu pflegen.
Ist Vertikutieren unbedingt notwendig?
Viele Hobbygärtner, die Wert auf eine gepflegte Grünfläche legen, schwören auf das Vertikutieren. Diese Technik haben sich viele von Fußball- oder Golfplätzen abgeschaut. Manche sagen jedoch auch, dass man dem Rasen mit der Behandlung mehr Schaden zufügen würde als ohne – zumindest dann, wenn man es falsch macht. Fakt ist jedoch, dass bei korrekter Herangehensweise Rasenfilz und Moos nachhaltig bekämpft werden. Denn dadurch kommen Nährstoffe und Wasser besser an die Wurzeln, was zu einer gleichmäßig grünen Rasenfläche führt.
Wie sollte man vertikutieren?
Den Vertikutierer sollte man möglichst zügig in Längs- und Querbahnen über das Grün führen, sodass ein geradliniges Schachbrettmuster entsteht. Wer zu lange die gleiche Stelle bearbeitet, erhöht die Gefahr, den Rasen zu ramponieren.
Dazu passend: Die 5 besten Vertikutierer für einen gepflegten Rasen
Welche Nachteile kann es geben?
Wenn man eine hungernde oder kränkelnde Grasnarbe mit dem Vertikutierer behandelt, wird das Wachstum weiter eingebremst und in den entstehenden Lücken können sich Moos und auch Unkraut im Rasen ansiedeln und ausbreiten. Die Lösung: Mähen, Düngen und Vertikutieren sind gleichermaßen wichtig, um ein ansprechendes Rasenbild zu erhalten. Allerdings kommt es dabei auch auf den richtigen Zeitpunkt an.
„Es ist normal, dass die Grünfläche nach dem Vertikutieren ein wenig mitgenommen aussieht“, erklärt Dr. Nonn. Kahle Stellen sollten im Regelfall aber nicht auftreten. Wenn doch, sollte man hier sofort Rasensamen ausbringen. „Schon nach wenigen Wochen wächst das Gras umso üppiger, und die Arbeitsspuren sind bald wieder verschwunden“, weiß der Profi.
Wie findet man heraus, ob Vertikutieren nötig ist?
Auch wenn man den Rasen regelmäßig pflegt und er auf den ersten Blick nicht stark vermoost oder verfilzt zu sein scheint, sollte man gegebenenfalls tätig werden. Testen Sie mit einem einfachen Trick, ob Sie die Grünfläche mit einem Vertikutierer bearbeiten sollten: Fahren Sie mit einer Harke leicht durch die Grasnarbe. Bleiben Rasenfilz oder Moos an den Zinken hängen, ist das in der Regel ein Anzeichen dafür, dass man vertikutieren sollte.
Passend dazu: 6 Tipps, um den Rasen richtig zu kalken
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Vertikutieren?
Die Deutsche Rasengesellschaft empfiehlt, bei Filz oder Moos dem Rasen mindestens einmal pro Jahr im März oder April sowie bei Bedarf ein weiteres Mal im August oder September mehr Luft zu verschaffen.

Faustregel für das Vertikutieren im Frühjahr
„Vor dem ersten Vertikutieren im Frühjahr sollte die Grünfläche bereits gedüngt und mindestens zwei bis drei Mal gemäht worden sein. Dann wachsen sich die zwangsläufig beim Vertikutieren an den Gräsern entstehenden Schäden schneller wieder aus und Lücken schließen sich.“
Welche Typen gibt es?
Es gibt zwei Typen von Geräten: Beim einen schneidet eine mit Messern besetzte Spindel, bei vielen Modellen motorbetrieben, durch den Filz und ritzt den Boden wenige Millimeter ein. Beim Handvertikutierer sitzen eine Reihe von Klingen wie bei einer Harke an einer Querstrebe. Hier muss man deutlich mehr Kraft aufwenden, um den Filz und/oder Moos zu entfernen.
Tipp: Da man Vertikutierer nur einmal oder zweimal pro Jahr braucht, muss man nicht gleich einen kaufen. In vielen Baumärkten und Gartencentern kann man die Geräte auch ausleihen. Hier lesen Sie, worauf es dabei ankommt.

Sollte man im Herbst den Rasen vertikutieren? Profi klärt auf

Sollte man den Rasen im März schon vertikutieren?

Wichtige Pflegetipps für den Rasen nach dem Winter
Was ist sonst noch beim Vertikutieren wichtig?
Vertikutierer verfügen über sehr scharfe Messer, die dem Rasen bei falscher Anwendung schaden, wenn sie die Gräser in Massen herausreißen. Folgende Tipps sollten Hobbygärtner deshalb beachten:
- Etwa zwei Wochen vor dem Vertikutieren die Rasenfläche düngen.
- Vorher prüfen, ob die Messer des Vertikutierers scharf sind. Unsaubere Schnitte schaden dem Rasen, er wächst dann nicht mehr gut nach.
- Rasen vor dem Vertikutieren auf rund zwei bis drei Zentimeter heruntermähen.
- Die Grünfläche sollte beim Vertikutieren möglichst trocken sein.
- Vertikutierhöhe so einstellen, dass die Arbeitswerkzeuge die Grasnarbe lediglich zwei bis drei Millimeter einritzen. Die Messer sollten nur leichten Bodenkontakt haben. Bei dickerer Filzauflage in zeitlichen Abständen wiederholt vertikutieren. Ein zu tiefes Vertikutieren schädigt nicht nur den Rasen, sondern führt gleichzeitig zu einem schnellen Geräteverschleiß.
- Nach dem Vertikutieren sollte man den Rasen bewässern, damit er sich schnell wieder erholt.