22. Mai 2023, 11:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wie es für Zecken üblich ist, kann auch die Gattung der Hyalomma gefährliche Krankheiten übertragen. Dazu zählen etwa das Krim-Kongo-Fieber (CCHF). Im Gegensatz zu den in Deutschland beheimateten Zecken sind Hyalomma-Zecken deutlich größer und haben gestreifte Beine. Man kann sie damit gut von heimischen Arten unterscheiden. Das Robert-Koch-Institut bittet, gefundene Exemplare der Gattung Hyalomma einzusammeln und einzuschicken.
Es gibt über 900 verschiedene Zeckenarten auf der Welt. In Deutschland ist insbesondere der Gemeine Holzbock verbreitet. Doch auch andere Gattungen wie die Hyalomma fühlen sich in hiesigen Gebieten mittlerweile wohl. Das Interessante an den Hyalomma-Zecken ist, dass sie einen potenziellen Wirt verfolgen. Richtig gehört! Man mag der Zecke im hohen Gras entkommen sein, ist vor ihr aber auch 100 Meter weiter weg nicht sicher. Sie gehen also regelrecht auf die Jagd. Durch ihre Sinnesorgane wittern sie etwaige Wirte, zu denen neben dem Menschen auch Hunde, Pferde, Rinder oder Rehe zählen. Welche Gefahr von der Zeckenart ausgeht, erfahren Sie in diesem Artikel.
Übersicht
Wie verbreitet sind Hyalomma-Zecken in Deutschland?
Ursprünglich stammt die Hyalomma-Zecke aus Teilen Asiens, Afrikas und Südeuropas. Obwohl die Gattung flink auf den Beinen ist, sind sie keine guten Langläufer. Laut des Robert-Koch-Instituts (RKI) kam die Hyalomma über den Luftweg nach Deutschland, nämlich im Gefieder von Zugvögeln. 2007 wurden in Deutschland die ersten erwachsenen Spinnentiere der Hyalomma-Gattung gefunden.
Bis heute ist die Anzahl gefundener Exemplare jedoch noch immer gering. So wurden 2022 acht Hyalomma-Zecken an das Robert-Koch-Institut geschickt. Diese stammten aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. In vorherigen Jahren wurden jedoch auch Hyalomma-Zecken in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Schleswig-Holstein gefunden.
Die Gattung Hyalomma umfasst verschiedene Arten. In Deutschland wurden bisher nur „Hyalomma marginatum“ und „Hyalomma rufipes“ gefunden. Laut RKI scheinen beide Arten kaum Probleme mit niedrigen Temperaturen zu haben. Ab etwa 12 Grad Celsius werden die Tiere aktiv. Den Wissenschaftlern ist bisher unklar, ob sich die Population der Hyalomma-Zecken in Deutschland etablieren wird.
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Wie sieht Hyalomma aus und wo tritt sie auf?
Heimische Zecken finden sich bei uns meist in Wäldern und auf Wiesen mit hohem Graswuchs. Hyalomma ist da anders gestrickt. Die Zecke wandert aktiv umher, auch in Wohngebieten, Parks und heimischen Gärten. Allgemein gilt: Grundstücke am Waldrand sind eher von Zeckenbefall betroffen.
Im Vergleich zu der Zeckenart Gemeiner Holzbock ist die Gattung Hyalomma mit zwei Zentimetern doppelt so groß. Charakteristisch sind ihre acht kräftig gerundeten Beine, die gestreift sind. Damit krabbelt die Riesenzecke gezielt und schnell ihrem Opfer hinterher – und zwar bis zu mehreren hundert Meter.
Hyalomma überträgt auch Krim-Kongo-Fieber
Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass die Riesenzecke Hyalomma das Krim-Kongo-Fieber überträgt. Die durch ein Virus ausgelöste Krankheit verursacht hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Schüttelfrost und in schweren Fällen innere Blutungen mit Todesfolge. Einen Impfschutz gibt es noch nicht. Allerdings tritt das Krim-Kongo-Fieber in Deutschland bisher nicht auf, wie eine Mitarbeiterin vom Robert-Koch-Institut erklärt.
Ungefährlich ist der Stich der Hyalomma jedoch nicht. Ein Pferdehalter aus dem Raum Siegen (NRW) wurde von der Riesenzecke gestochen. Bei ihm konnte Zeckenstichfieber nachgewiesen werden – übertragen durch den Zeckenbiss. Neben erhöhter Temperatur führt die Erkrankung zu rotfleckigem Hautausschlag und extremen Kopf- und Gelenkschmerzen. 2019 registrierte das RKI sechs Zeckenfunde, die mit dem Zeckenstichfieber, auch Rickettsia aeschlimanii genannt, belastet waren. „Infektionen mit Rickettsia aeschlimanii kommen in Deutschland vor, sind aber sehr selten. Sie werden auch durch die verbreitetsten Zeckenarten, den Holzbock, übertragen“, so Susanne Glasmacher vom RKI.
Wie schützt man sich im heimischen Garten vor Zecken?
Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen, sie finden sich in Büschen und im Gras, von wo sie auf ihr Opfer gelangen. Das Gras muss gar nicht hoch gewachsen sein. Deshalb sind auch Gärten mit kurzem Rasen und wenig Unterholz nicht vor Zeckenbefall geschützt.
Für Hobby-Gärtner gilt daher: Zum Schutz vor Zecken bei Gartenarbeiten immer geschlossene Kleidung tragen, am besten weiße. Denn darauf sieht man Zecken leichter. Vergessen sollte man nicht, auch feste Gartenhandschuhe zu tragen! Nach dem Gärtnern idealerweise duschen, auf jeden Fall den Körper auf Zecken absuchen.
Nach Aufenthalt im Freien Körper gut absuchen
Neben Hobby-Gärtnern sollte sich generell jede Personen, die sich in Gegenden mit erhöhter Zeckengefahr aufgehalten hat, danach absuchen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden sich bevorzugte Saugstellen am Kopf, Haaransatz und Hals. Aber auch unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen.
Zudem gibt es synthetische oder natürliche Geruchsstoffe, die Zecken vertreiben. Diese kann man auf die Hand auftragen und hat dann für einen kurzen Zeitraum Schutz vor den Spinnentieren. Die Mittel heißen Repellentien und sind in Apotheken oder Drogerien frei erhältlich. Für Haustiere gibt es spezielle Zecken-Halsbänder.
Übrigens: Wohnt man in einem Gebiet mit erhöhtem Risiko von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), sollte man sich impfen lassen.
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Wie entferne ich eine Zecke?
Die Zecke zieht man vorsichtig mit einer Pinzette von der Haut ab. Oder man benutzt ein spezielles Zeckenentfernungsinstrument. Hat man beides nicht dabei, kann man die Fingernägel benutzen. Dabei sollten alle Teile der Zecke langsam und gerade herausgezogen werden, damit keine Entzündungen entstehen.
Wichtig: Die Experten vom RKI empfehlen, die Zecke immer an den Mundwerkzeugen zu greifen, nie am mit Blut vollgesogenen Körper. Und die Zecke möglichst nicht drehen! Vor der Entfernung kein Öl oder Klebstoff auf das Spinnentier geben. Das würde die Zecke reizen, wodurch sie zusätzliche Krankheitserreger abgibt. Anschließend sollte man die Wunde mit Desinfektionsmittel reinigen. Weitere Informationen zur Entfernung von Zecken finden Sie auf der Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
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RKI bittet um Mithilfe wegen Hyalomma
Um zu untersuchen, welche weiteren Krankheitserreger die Hyalomma-Zecke in sich trägt, rief das RKI bereits 2019 auf Twitter zur Mithilfe auf. Wer die Riesenzecke sichtet, sollte sie mit einem Glas oder einer Tüte einfangen. Anschließend muss das Spinnentier mit einem Klebestreifen auf ein Blatt Papier geklebt und in einem normalen Briefumschlag an das Institut geschickt werden. (Robert-Koch-Institut, ZBS 1 –„Zecke“, Seestraße 10, 13353 Berlin)
Vorsicht: Fangen Sie die Zecke behutsam ein – nicht zerquetschen! Es besteht ansonsten Gefahr, mit Krankheitserregern in Berührung zu kommen.